1262 - Die Sauger
glaube ich.«
»Ja, das denke ich auch.«
Sie schaute mich offen an. »Können Sie mir sagen, was jetzt mit mir passiert?« Sie blickte mich fragend an. »Irgendwie fühle ich mich so schutzlos.«
»Nein, da kann ich Ihnen auch keine Antwort geben, Tina. Ich könnte Ihnen nur einen Vorschlag machen. Ich halte es für besser, wenn Sie nicht nach Hause gehen.«
»Und wo soll ich hin?«
»Einfach hier bleiben. Ich kann Ihnen zwar keine absolute Sicherheit versprechen, aber ich denke, dass Sie hier im Krankenhaus gut aufgehoben sind.«
»Meinen Sie das?«
»Ja, das ist mein Ernst. Ich glaube auch nicht, dass Sie noch mal angegriffen werden, Tina.«
Da kam sie ins Staunen. »Was macht Sie denn so sicher?«
»Mein Gefühl, Tina. Ich denke, dass ich mich darauf verlassen kann.«
»Und warum hat mich dann diese Bestie töten wollen?«
Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und hörte dabei das leise Knarzen des Holzes. Da hatte sie mir eine gute Frage gestellt, und ich musste ihr eine adäquate Antwort geben. »Ich denke, dass man Sie töten wollte, weil Sie eine Zeugin gewesen sind. Nur darum ist es gegangen. Sie hatten das Pech, in einem Haus zu wohnen, in dem sich eines dieser Wesen zurückgezogen hat. Man kann es auch als Versteck bezeichnen. Aber er ist gefunden worden. Die Bestie hat ihn vernichtet, und sie hat ihn ausbluten lassen.«
»Ja, das Blut drang durch die Decke und die Wände. Mir kommt es jetzt vor, als wollte es mir ein Zeichen geben. Ich habe sonst nichts mit diesen Wesen zu tun gehabt. Dass sich der seltsame Engel den Speicher als Versteck ausgesucht hat, das ist kein Zufall, gewesen. Er muss gesehen haben, dass die Räume dort leer stehen. Da hat er die richtigen Schlüsse gezogen. Dass es letztendlich die falschen waren, konnte er nicht wissen.«
»Das denke ich auch.«
»Und was ist mit Ihnen, Mr. Sinclair? Was haben Sie jetzt vor?«
»Es ist ganz einfach. Ich werde die Bestien jagen. Ich muss sie jagen, und ich werde auch hinter das Geheimnis der seltsamen Engel kommen. Zumindest werde ich es versuchen.«
Tina schaute mich starr an. Dann kniff sie leicht die Augen zusammen. »Ich glaube«, flüsterte sie dann, »dass mein Lebensretter sogar fliegen kann. Ich habe noch nicht den Beweis bekommen, aber es ist durchaus möglich. Er war plötzlich am Fenster. Wir liegen doch hoch, nicht?«
»Ja.«
»Dann… dann… glauben Sie das auch?«
»Er kann sich so ungewöhnlich bewegen. Da haben Sie Recht.«
»Also fliegen?«
»Man kann es so nennen.«
Es war wohl die Antwort, auf die sie gewartet hatte, denn sie entspannte sich plötzlich, und in ihre Augen trat ein bestimmter Glanz. »Dann muss ich davon ausgehen, dass ich von einem Engel gerettet worden bin. Damit hat sich ein Traum erfüllt. Ich habe mir schon als kleines Mädchen vorgestellt, wie es ist, wenn plötzlich ein Engel vor mir steht. Aber da bin ich wohl nicht die Einzige, die das geträumt hat, denke ich. Das tun wohl Tausende.«
Ich merkte, dass unser Gespräch nichts mehr brachte. Es würde in irgendwelche allgemeinen Richtungen laufen, und das wollte ich nicht. Da war mir die Zeit zu kostbar.
»Also, Tina. Ich werde mit Dr. Tendike sprechen, dass er Sie noch für eine kurze Zeit hier unter seinen Fittichen behält. Ich denke, dass es nicht länger als zwei oder drei Tage dauern wird. Und ich glaube, dass auch Sie damit einverstanden sein sollten.«
»Ja, Mr. Sinclair, ja. Was Sie da gesagt haben, ist wohl der richtige Weg.«
»Genau.« Als ich aufstand, erhob sich Tina Steene ebenfalls. Sie war nicht mehr so schwach auf den Beinen. Das längere Sitzen hatte ihr gut getan. Ich begleitete sie zur Tür, und wir traten wenig später in den leeren Gang hinaus.
Die Nacht war so gut wie um. Das Krankenhaus erwachte allmählich. Das Personal kümmerte sich um das Frühstück, und die Nachtschicht der Schwestern neigte sich dem Ende zu.
Meine Kollegen waren noch nicht eingetroffen. Ich hatte ihnen auch mitgeteilt, dass es nicht unbedingt so sehr eilte. Dafür lief uns Dr. Tendike über den Weg.
Ich klärte ihn über meinen Vorschlag auf, und er zeigte sich verständnisvoll.
»Es ist wirklich besser, Miss Steene, wenn Sie noch etwas bei uns bleiben.«
»Ja, aber bitte in einem anderen Zimmer, wenn möglich.«
»Das wird sich machen lassen.«
Ich verabschiedete mich von dem Arzt, der sich sehr kooperativ gezeigt hatte. Dann war Tina an der Reihe. Sie umarmte mich.
»Bitte, Mr. Sinclair, versuchen Sie alles, um die
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