1264 - Der Flug der LOVELY BOSCYK
eines künstlichen. Mit Ausnahme des sexuellen Bereichs vielleicht.
Sie betraten die zweite Ebene und suchten ihre Sessel auf. Es war eng hier. Alles war eng, und manchmal bekamen die beiden Platzangst. Dann mußten sie an das Simulatortraining denken, mit dem sie auf ihre Aufgabe vorbereitet worden waren.
Luzian Bidpott aktivierte den Bildschirm. Er zeigte einen Lagerraum der „Fabrik". Er wurde zur Zeit nicht benutzt, und Jo Polynaise hatte sich darin vorsteckt. Er hatte sich getarnt, aber es bestand kein Zweifel, daß seine Tarnung bereits durchschaut war.
„Ich schalte mich in den Bordfunk ein", sagte Susa und beugte sich über die Kontrollen. Augenblicke später war die beruhigende, tiefe Stimme der LOVELY BOSCYK zu hören. Sie sprach mit Roi Danton, und der Vironaut war nicht gerade glücklich über die Zustände, die herrschten. Das Schiff war hermetisch abgeriegelt worden.
Niemand konnte es verlassen, und kein Ckatoner hatte Interesse daran, es zu betreten. Jos Aufenthaltsort war im ganzen Schiff bekannt, aber niemand kümmerte sich darum. Jetzt war ohnehin alles zu spät. Sie mußten den Androiden gewähren lassen, um Edym Varuson zu beruhigen. Der Zweikampf zwischen beiden war unausweichlich, und in gewisser Weise war es den Männern und Frauen an Bord recht, weil sie hofften, den verrückten Androiden dadurch loszuwerden. „Blutdruck?" fragte Susa. Luzian las die Werte ab und verglich sie mit denen vor ihrer Ruhepause. „Alles in Ordnung. Stoffwechsel stimmt. Jo wird bald eine Toilette aufsuchen. Nierentätigkeit normal, Adrenalinspiegel ebenfalls. Was machen wir mit dem Appetit?"
„Lassen! Seine Stimmung ist nicht in Hochform. Tu etwas!"
Luzian Bidpott betätigte mehrere Sensoren. Er aktivierte die zuständigen Synapsen, und gleich fühlte Jo sich wohler. Sie beobachteten, wie er in dem Lagerraum hin und her ging. Er war in allen seinen Stimmungen steuerbar. Sie konnten ihn zornig oder niedergeschlagen machen, und sie hatten damals auch sein S.ternweh geweckt, um eine Gelegenheit zu schaffen, ihn in eines der Virenschiffe einzuschleusen.
Für die Kosmische Hanse, in deren Dienst sie arbeiteten. „Gut. Dann ist Jo klar für den Zweikampf!" stellte Susa fest. Sie strahlte Luzian an, und er gab ihr einen Kuß.
„Auf gute Zusammenarbeit, Liebes. Aber ich glaube, es ist Zeit, daß wir uns um unseren Gefangenen kümmern!"
Er schaltete eine separate Funkanlage ein und einen Infrarotbildschirm, der einen Hohlraum zeigte, in dem sich ein Wärme abstrahlender Körper befand. Er bewegte sich unregelmäßig.
„Hallo, Riesenblutwurst!" lachte Luzian. „Wie geht es dir? Es dürfte dir nicht schwerfallen, an der Stimme zu erkennen, mit wem du es zu tun hast!"
„Puh!" machte die Stimme aus dem Lautsprecher. „Es wird langsam Zeit. Ich dachte schon, ich müßte hier versauern. Relativ schnell habe ich kapiert, daß man mir Frischluft zufächelt. Natürlich erkenne ich deine Stimme. Ich habe es mir gleich gedacht. Bist du allein?"
„Nein, Chip", meldete Susa sich. „Wir sind zu zweit. Wir haben eine Menge zu tun, um Jo unter Kontrolle zu halten. Und versauern lassen wir dich schon gar nicht. Mach deinen Mund auf, es bewegt sich ein Schlauch auf dich zu. Tu etwas für deine Ernährung!"
Auf dem Infraschirm war das Ding zu erkennen. Ruckartig wie eine Schlange schob es sich dem Körper Tantals entgegen. Der Mentor der LOVELY BOSCYK wollte einen Arm bewegen, aber es ging nicht. Er schnappte mit dem Kopf nach dem Schlauch, und Luzian arbeitete verbissen an der Fernsteuerung.
Endlich klappte es, Chip hatte das Ding im Mund.
„Synthobrei marsch!" verkündete er. „Und vergiß das Schlucken nicht!"
Cornelius „Chip" Tantal aß nicht besonders viel von dem Brei. Er machte plötzlich den Mund zu und spuckte den Schlauch weit von sich. „Brr!" hörten sie ihn. „Ein ekliges Zeug!"
„Immerhin schön vorverdaut!"
„Danke, ihr kleinen Brüder im Herrn. Ich darf doch annehmen, ihr stammt von Siga und nicht von Algustra!"
„Aber natürlich. Kennst du nicht den Spruch von den kleinen Männern von Siga? Wir sind die wertvollsten Verbündeten so mancher Geheimdienste. Aber Susa und ich sind keine Agenten. Wir sind Hanse-Spezialisten. Das ist klar."
Chip gab ein Grunzen von sich. Er begann zu zappeln. „Ich klemme fest. Mein Magen drückt. Könnt ihr mir nicht etwas mehr Bewegung verschaffen? Oder wenigstens Licht?"
„Licht geht nicht, Chip. Und Bewegung?" Susa lachte hell auf. „Wir mußten einen
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