1264 - Der Flug der LOVELY BOSCYK
„Ihr seid Götter. Also seid gnädig und erfüllt den Armen ihre Wünsche!"
Die Rubiner gehörten nicht zur Gattung der Beutelwesen. Aber in Anlehnung an terranische Känguruhs trugen sie rostrote Anzüge mit großen Bauchtaschen, und das genügte den Eingeborenen bei der Beurteilung ihres Stellenwertes vollauf.
„Habt Dank für euren Empfang", sagte Alabrista schließlich. Der wortgewaltige Rubiner hatte sich als erster wieder gefangen. „Auch wir haben euch Geschenke mitgebracht. Aber wir möchten sie euch nicht einfach so geben, wir wollen Andenken mit euch tauschen."
Die Eingeborenen wurden von seinen Worten verwirrt. Ihre Intelligenz reichte nicht aus, seine Worte so zu begreifen, wie sie gemeint waren. Aber da sie sie für Götterworte hielten, nahmen sie sie widerspruchslos an.
Die Humanoiden verteilten sich über mehrere Etagen. Sie faßten jetzt auch Zutrauen zu den Menschen, und so kam innerhalb weniger Minuten ein schwunghaftes Hin und Her zustande. Waren wurden getauscht, Kleinigkeiten wechselten den Besitzer, und Chip Tantal, von dem zu seinem Bedauern keiner Notiz zu nehmen schien, mußte an das Unvermögen primitiver Völker denken, Dinge nicht zu erkennen, die für sie nicht vorstellbar waren. Dazu gehörte er, dazu gehörten nicht die Rubiner und Menschen und auch nicht die LOVELY BOSCYK. Das gab zu denken, aber es war nicht weiter verwunderlich. Im Reich von Ckaton gab es mit Sicherheit keinen Planeten, der von dem vorherrschenden Volk oder seinen Gesandten nicht schon besucht worden war. „Was hast du dir denn schon angeeignet, Jo?" fragte er in sein Funkgerät hinein. Er erhielt keine Antwort und wechselte schnell die Etage, um den Ort aufzusuchen, an dem er den Androiden zuletzt gesehen hatte.
Jo war nicht mehr dort. Chip strengte seine Ohren an und hörte nur ein leises Kratzen und Schleifen im Dschungel hinter der Etage. Er regulierte seinen Antigrav neu und glitt mit zunehmender Geschwindigkeit in das Dunkel hinein. Sein Scheinwerfer flammte auf. Im gelblichen Licht entdeckte er ungefähr zwanzig Sigameter voraus eine Bewegung.
Es war Jo Polynaise. Jemand hatte ihn mit einem Stahlseil gefesselt und ihm einen Knebel in den Mund gesteckt und diesen zusätzlich mit einem Tuch verbunden. Jo konnte sich nicht rühren, und angesichts des Stahlseils nützten ihm auch seine überragenden Kräfte nichts. Das Stahlseil zog ihn vorwärts durch den Dschungel.
Der Siganese brachte sich in die Nähe des linken Ohrs.
„Halte aus!" brüllte er. „Ich begebe mich an den Zielort deiner Qualen!"
„Mmpff. Grmmpf!" machte Jo, aber da war Chip bereits aus seiner Nähe verschwunden. Er folgte dem Seil, das nach etwa hundert Sigametern an einer Schwebekugel endete, in der ein Fremder saß.
Hinten war eine Luke offen, in der das Seil befestigt war. Chip glitt hindurch und landete auf einer Konsole in der Nähe des Steuerhebels. Er schaltete seinen Sprachverstärker ein.
„Wenn dir dein Leben lieb ist, dann gib meinen Freund frei!" dröhnte es durch die Kabine. Der Oktopode zuckte zusammen. Er suchte nach dem Sprecher, bis er ihn endlich fand.
„Was tust du, Ckatoner? Behandelt man so die Gäste des Reiches?"
„Es tut mir leid", sagte das Wesen. „Ich gebe deinen Freund sofort frei. Niemals soll man mir nachsagen, ich würde gegen die Gebote der Freundschaft verstoßen. Ich war nur neugierig. Ich habe einen Regierungsauftrag auszuführen."
„Und worin besteht der?"
„Bei den Elysischen Ringen. Ich komme regelmäßig nach Ollinod und beobachtete die Eingeborenen.
Wisse, daß in unserem Reich nur die Planeten zählen, die kultiviert sind. Unterentwickelte Völker, die die Raumfahrt nicht kennen, werden nicht als dem Imperium zugehörend bewertet. Jedoch wünscht Kalmer, eines Tages alle Welten unter seinen schützenden Mantel zu vereinen. Ich soll herausfinden, inwieweit sich die Entwicklung der Manzategen beschleunigen läßt."
Die Schwebekugel hielt an, und der Ckatoner holte das Seil ein und befreite Jo Polynaise aus seiner Lage. „Das hast du davon. Wenn man zu auffällig ist, verliert man leicht die Übersicht. Du solltest mir auf den Knien danken, daß ich dich vor dem Tod im Sumpf bewahrt habe. Der Ckatone hätte dich sogar sezieren können!"
„Wenn ich etwas für euch tun kann, dann will ich es tun", jammerte der Regierungsbeauftragte. „Aber verratet mich nicht. Wenn einer aus Kalmers Troß von meinem Frevel erfährt, dann habe ich mein Leben verwirkt."
„Keine Angst. Wir
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