1265 - Im Visier der Schattenhexe
gestellt, das wusste Suko, der auf dem Rücken lag und von der blonden Bestie angestarrt wurde. Sie genoss ihren Triumph und ließ sich dementsprechend Zeit. Bevor sich Suko versah, wurden seine Handgelenke umfasst und die Arme vom Körper weggezerrt. Er hörte Justine lachen, und sie lachte auch noch, als sie ihn herumdrehte und schwungvoll auf den Bauch warf. So hatte sie Suko noch hilfloser gemacht. Sofort ließ sie sich fallen und kniete sich auf den Rücken des Inspektors. Dabei hatte sie wieder ihren Spaß, und Suko hatte das Gefühl, einen Stempel in sein Kreuz gedrückt zu bekommen.
Okay, ich habe verloren!, dachte er, aber er hatte nicht aufgegeben. Er suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, aus dieser Falle wegzukommen und wusste doch, dass seine Chancen mehr als gering waren. Die Cavallo war stark genug, und bei ihm kam hinzu, dass er angeschlagen war, denn gerade den letzten Treffer hatte er noch längst nicht verdaut.
An den Bewegungen des Knies merkte er, dass sich auf seinem Rücken etwas tat. Die Blutsaugerin beugte sich vor und packte mit beiden Händen seinen Nacken. Suko befürchtete, dass sie seinen Kopf anheben würde, um ihn wenig später wieder zu Boden zu schlagen.
Das trat zum Glück nicht ein. Zwar hob sie den Kopf an, aber sie ließ ihn auch in der Haltung und zerrte ihn nur leicht zurück, denn sie hielt seine Haare mit der Hand fest.
»Es ist mein Glückstag heute«, zischte sie ihm ins Ohr. »Ein richtiger Glückstag für mich. Meine Todfeinde so weit unten zu sehen. Etwas Besseres kann es für mich nicht geben. Ich habe das Kreuz, ich habe dich am Boden, und als Nächster kommt Sinclair an die Reihe. Zudem haben wir eure Glenda Perkins noch. Was willst du jetzt noch tun? Was willst du ändern, Chinese?«
Suko hatte sie verstanden, obwohl er weiterhin benommen war. Er konnte ihr keine Antwort geben, und er wollte es auch nicht, denn sie hatte ja so verdammt Recht. Die Gegenseite war besser gewesen, das musste er eingestehen. Er kam nicht an seine Waffen heran, er war fast ausgeschaltet worden und Hilfe konnte er nicht erwarten.
»He, Chinese, ich will eine Antwort!«
»Fahr zur Hölle!« Mehr fiel Suko in dieser Lage nicht ein. Er hatte einfach etwas sagen müssen, um seinen Frust loszuwerden. Seine Tragik war, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte, die Nachwirkungen des Treffers und die Fragen der Cavallo lenkten ihn ab. Die Schwäche blieb. Auch wenn Suko versuchte, dagegen anzukämpfen, er bekam sich einfach nicht in den Griff. Der Schlag gegen den Kopf war zu hart gewesen.
Die Cavallo kniete noch immer auf ihm. Sie nutzte ihre Lage natürlich aus. Da hier oben der Wind doch seine fauchenden Geräusche hinterließ, musste sie den Kopf senken, um die Lippen nah an sein Ohr zu bringen. »Es gibt zwei Möglichkeiten, Chinese. Ich kann dich oben auf dem Dach leer saugen, ich kann dich aber auch in die Tiefe werfen, damit du dir alle Knochen brichst. Wichtig ist nur, dass du mich nicht mehr bei meinen Plänen störst.« Sie schüttelte ihn wütend durch, sodass Suko gänzlich den Überblick verlor. Er stand kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Er hörte zwar, dass die Cavallo redete, aber er verstand nicht, was sie sagte. Dem Klang nach mussten es Hasstiraden sein.
Der erste Wirbel schwächte sich ab. Es gelang ihm wieder, sich auf sich selbst zu konzentrieren.
Suko war schlapp, trotzdem riss er sich zusammen, und auch sein Gehör spielte wieder mit.
Aber was er hörte, darauf hätte er auch verzichten können, denn die Cavallo drohte ihm etwas an, das ihm überhaupt nicht gefiel.
»Vielleicht werde ich auch hier oben dein Blut saugen und dich in das Reich der Untoten holen. Und wenn das passiert ist, werde ich dich nach unten stoßen. Die Knochen werden dir ebenfalls brechen, aber du wirst kein Mensch mehr sein. Du wirst noch auf eine andere Weise leben. Nur mit gebrochenen Knochen. Du wirst zu einem Bündel werden, das, wenn es Glück hat, noch kriechen kann, aber nicht mehr. Na, wie wäre das?«
Suko hatte alles gehört, aber er gab keine Antwort. Diesmal presste er die Lippen zusammen. Im Hirn schlug immer eine Glocke an, von der die Schmerzen ausstrahlten, und er bekam kaum mit, wie die Cavallo ihn wieder auf die Füße riss.
Aus eigener Kraft konnte er nicht stehen bleiben. Er schwankte von einer Seite zur anderen. Hätte die Blutsaugerin ihn nicht gehalten, er wäre zusammengebrochen.
Sie blieb hinter ihm stehen, aber sie drückte ihren Kopf vor und
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