1265 - Im Visier der Schattenhexe
Augenblick aussah, konnten wir alles zunächst vergessen.
Ich drehte den Kopf und schaute durch die noch immer offen stehende Tür. Die Luke über unseren Köpfen hatte ich wieder geschlossen, denn wir würden nicht das Glück haben, von einer anderen Person abgefangen und geholt zu werden. Uns blieb nur ein Weg übrig, und das war der nach unten, über die zahlreichen Sprossen der Leiter hinweg. Im Normalzustand kein Problem, aber als angeschlagene Personen würden wir unsere Schwierigkeiten bekommen. Ich weniger als Suko, den es leider sehr hart getroffen hatte.
Aber er war ein harter Knochen, der viel einstecken konnte, auch wenn er bis an die Grenzen heranging. Er würde sich wieder erholen, und ich konnte nur für ihn hoffen, dass die Schläge bei ihm keine Gehirnerschütterung hinterlassen hatten.
Als hätte er meine Gedanken erraten, tastete er über seinen Kopf hinweg, und sein Mund zuckte dabei.
»Was fühlst du?«
»Nur eine Beule.«
»Und weiter?«
»Nichts weiter«, sagte er leise. »Die Beule ist da, aber das Schlimmste scheint nicht eingetreten zu sein, abgesehen von meinem Abtreten von dieser prächtigen Welt. Ich habe wohl keine Gehirnerschütterung zurückbehalten, denn dann würde es mir anders ergehen. Mir ist nicht schlecht geworden, und ich kann mich auch einigermaßen noch im Sitzen halten.«
»Super.«
Suko musste lachen. »Super ist etwas anderes, Alter.«
»Ich wollte noch mehr sagen. Super, denn dann kannst du auch die Strecke nach unten schaffen.«
»Habe ich eine Wahl?«
Meine Antwort klang leicht spöttisch. »Ich denke nicht, denn Mallmann wird wohl kaum kommen und uns hier wegholen.«
»Aber er hat Glenda!«
Das war genau der Punkt, der uns traurig und wütend stimmte und uns ins Grübeln brachte. Dracula II war das große Problem. Er und die blonde Bestie hatten leider einen großen Sieg errungen. Ich durfte gar nicht daran denken, wie es Glenda jetzt wohl erging, aber die Gedanken kamen natürlich automatisch. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich mich als Geisel zur Verfügung gestellt, um Glenda zu retten.
Würden wir sie wiedersehen? Möglich. Doch dann würde sie nicht mehr so aussehen wie noch vor einigen Stunden. Dann würden sich Bissmale an ihrer linken Halsseite abzeichnen, denn so etwas konnte sich Mallmann nicht entgehen lassen. Das Blut unserer Assistentin zu trinken, das war für ihn das Zweithöchste überhaupt.
»Muss ich noch fragen, wo Mallmann sie hingeschleppt hat, John?«
»Nein, das brauchst du nicht. Er wird sie in die Vampirwelt geholt haben. Und wie groß ihre Chancen dort sind, kannst du dir ja ausrechnen.«
»Ja, und dann schickt er sie zurück, um sich bei den Menschen satt trinken zu können.«
»Daran will ich nicht denken.« Mir schoss das Blut in den Kopf. Die Vorstellung, Glenda mit einer Silberkugel töten oder gar pfählen zu müssen, drängte ich einfach weit weg, obwohl ich mich als Realist einfach damit beschäftigen musste.
Suko brachte mich wieder auf einen anderen Gedanken, als er sagte: »Und dann gibt es da noch dein Kreuz, John.«
Ich sagte nichts.
Suko wollte aber reden und meinte: »Nie hätte ich gedacht, dass es so einfach sein würde, es dir wegzunehmen. Das ist wirklich verrückt und kaum nachvollziehbar. Ich weiß nicht, was das…«
»Lass es sein.« Ich hatte die Antwort nur geflüstert und senkte den Kopf. Doch Suko hatte Recht. Es war wirklich so einfach gewesen, dem Kreuz einen Teil seiner Kraft zu nehmen. Eine dicke Wachsschicht hatte es neutralisiert. Verdammt, das musste man sich mal vorstellen! Da hatte es in all den Jahren so viele Versuche gegeben, mein Kreuz zu zerstören, es mir zu rauben, was auch schon geschehen war, aber keiner hatte es auf eine so schlichte Art und Weise außer Gefecht setzen können.
Dazu gehörte auch eine Raffinesse, die ich der blonden Bestie wirklich nicht absprechen konnte.
»Was könnten sie damit anfangen, John?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Nichts. Oder nicht viel. Es ist neutralisiert. Sie werden dafür sorgen, dass ich es nicht in die Hände bekomme. Allerdings möchte ich es nur nicht in den Fängen eines gewissen Asmodis sehen, denn das wäre dann sein absoluter Triumph. Allein die Vorstellung macht mich rasend.«
»Du wirst es aber nicht verhindern können, wenn Mallmann tatsächlich so denkt.«
»Das weiß ich, Suko. Nur gehe ich davon aus, dass er so nicht denken wird. Das kann er gar nicht. Dazu ist er ein zu großer Einzelgänger und Egomane. Er
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