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1266 - Der Troß des Kriegers

Titel: 1266 - Der Troß des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zählten sie zur Gruppe der Kodextreuen. Sie waren ehemalige Shada, Meisterschüler, und als solche weitestgehend in die Geheimnisse des Kriegerkults eingeweiht.
    Immerhin hatte er sich das Sammeln der benötigten Informationen als mühseliges und langwieriges Unterfangen vorgestellt. Sein Ziel war es, bis in den inneren Vertrautenkreis des Elfahders Merioun vorzustoßen. Er hatte erwartet, daß dies nur unter großem Risiko und mit erheblichem Aufwand möglich sein werde. Aber hier war er gleich beim ersten Versuch auf eine Spur gestoßen, die ihn auf geradem Wege zum Ziel führen mochte, wenn er sich nur geschickt genug anstellte. „Weshalb seid ihr hier?" hatte er die Faustkämpfer gefragt, als sie endlich alle fünf wieder bei Sinnen waren. „Könnt ihr euch nicht an Bord eurer Schiffe prügeln, wenn euch das soviel Spaß macht?"
    „Erstens ist das, was wir hier tun, kein Prügeln", war ihm geantwortet worden. „Es ist unsere Freizeitbeschäftigung und dient gleichzeitig der Stärkung unserer Kondition. Wir nennen es Kraftoptimierung, und wenn du auch jetzt unser Anführer bist, darfst du uns nicht beleidigen, indem du von Prügeln sprichst."
    „Ich wollte euch nicht beleidigen", lenkte Bull rasch ein. „Ich muß den Gebrauch der Worte, wie sie in der Garde der Faustkämpfer üblich sind, erst noch erlernen. Kraftoptimierung läßt sich also nicht an Bord der Raumschiffe betreiben?"
    „Das war das zweite, worauf ich zu sprechen kommen wollte", sagte der ehemalige Anführer. „Kraftoptimierung läßt sich am besten dort durchführen, wo Verhältnisse wie auf unserer Heimatwelt herrschen. In den Schiffen werden solche Bedingungen nicht erzeugt, weil wir die Fahrzeifge mit den Angehörigen vieler anderer Völker teilen. Im Elysium dagegen kann ohne Mühe eine Zelle eingerichtet werden, deren Landschaft und Atmosphäre wie die unseres Heimatplaneten sind. Weil unser eigentlicher Auftrag soviel Verantwortung mit sich bringt, hat der Befehlshaber der Faustkämpfergarde uns erlaubt, zunächst ein paar Stunden lang den anregenden Sport der Kraftoptimierung zu betreiben."
    Bull horchte auf. „Welches ist euer eigentlicher Auftrag?" wollte er wissen. „Wir haben die Suite des Zweitkriegers vorzubereiten und während seines Aufenthalts zu bewachen."
    Bull spürte, wie sein Puls auf einmal schneller ging. Wer war der Zweitkrieger? Merioun, der Elfahder, fungierte als Stellvertreter des Ewigen Kriegers. Bezog sich der Name auf ihn? Innerhalb des Trosses waren viele Bezeichnungen für den Leiter des Unternehmens Cepor im Umlauf. Bull sah kein Wagnis darin, kräftig auf den Busch zu klopfen. „Marioun wird das Elysium aufsuchen?" fragte er. „So wurde uns gesagt, und anders ergäbe unser Auftrag keinen Sinn."
    „Wo befindet sich seine Suite?"
    „Das wissen wir nicht. Es wird uns beizeiten gesagt werden."
    „Was heißt beizeiten?" Reginald Bull hatte Mühe, seine Ungeduld zu zügeln. „Wann findet der Besuch des Zweitkriegers statt?"
    „Auch das wissen wir nicht", antwortete der frühere Anführer. „Eine der Tugenden des Soldaten ist die Geduld, eine andere der Verzicht auf unnütze Wißbegierde. Was wir zu wissen brauchen, um unseren Auftrag auszuführen, wird uns rechtzeitig mitgeteilt werden."
    Reginald Bulls Verstand arbeitete auf Hochtouren, dabei zielsicher und ohne Umschweife. Er glaubte dem Faustkämpfer jedes Wort. Die Lüge gehörte im allgemeinen nicht zum Handwerkszeug des Kodextreuen.
    Hier ließ sich über Meriouns bevorstehenden Besuch nichts weiter in Erfahrung bringen. Jemand anders würde besser darüber Bescheid wissen.
    Er sah sich um. Die transparente Wand, durch die er das Treiben der Faustkämpfer beobachtet hatte, war noch nicht wieder entstanden. Das synthetische Wüstengelände endete vor einer hoch aufragenden Mauer.
    Vor der Mauer schwebte das grüne Symbol des eisernen Handschuhs.
    Keiner der Faustkämpfer hatte bisher darauf reagiert. Bull nahm an, daß sie es nicht wahrnahmen. „Ich werde euch jetzt verlassen", sagte er so beiläufig wie möglich. „Solange wir voneinander getrennt sind, mögt ihr vergessen, was hier geschehen ist. Aber wenn wir wieder zusammentreffen, beanspruche ich das Amt des Anführers von neuem."
    Es mochte im Herzen selbst des finstersten Kriegers noch ein Funke Dankbarkeit glimmen. Sie wußten, daß er sie vor Schande bewahrt hatte, indem er sich zum Anführer aufschwang. Sie waren ihm eine Gegenleistung schuldig. Gemeinsam machten sie die Geste der

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