1266 - Schleichende Angst
»Die Welt wird immer schlimmer, und die Frauen machen da mit. Das ist ja schrecklich.«
Wie eine Hyäne reagierte sie. Bevor ich mir länger ihre Ausführungen anhören musste, zog ich mich zurück und stieg wieder in meinen Rover. Ich ließ mich auch nicht mehr ansprechen, denn viel wichtiger waren die Stunden, die vor uns lagen, und die wollte ich nicht im Ort verbringen, sondern im Oxbow Forest, wo alles seinen Anfang genommen und ich auch die Geisterstimmen gehört hatte.
Die hatte ich mir nicht eingebildet. Die waren echt gewesen. Stimmen von Wesen, die in irgendwelchen unbekannten Sphären lauerten. Möglicherweise in anderen Welten, von wo aus sie ihre Befehle gaben.
Ich verließ den Ort und hielt noch in Sichtweite der Häuser neben einer Schafswiese an. Hier holte ich mein Handy hervor und telefonierte mit meinem Freund und Kollegen Suko, der sicherlich nicht darüber begeistert war, dass er zu Hause bleiben musste.
»Na, hast du den Fall gelöst? Oder ist es keiner gewesen?«
»Leider doch.«
Suko zögerte einen Moment und sagte dann: »Also gut hört sich deine Stimme nicht an.«
»Das hast du Recht. Es ist etwas eingetreten, mit dem ich nicht gerechnet hätte.« Ich gab ihm einen kurzen Bericht, und Suko zeigte sich betroffen darüber, was mit dem Kollegen Malcolm Butt passiert war.
»Da geht es wirklich zur Sache«, flüsterte er.
»Und ob. Aber du kannst mir einen Gefallen tun. Finde mal heraus, ob du etwas über eine gewisse Sally Corner findest. Ich warte solange. Du kannst mich dann anrufen.«
»Keine Lust, wie?«
»So ist es.«
»Okay. Dann nütze die Pause, um zu schlafen.«
»Werde ich versuchen.«
Schlafen wollte ich nicht gerade, aber ein wenig Entspannung tat gut. Ich schaute aus dem rechten Seitenfenster und beobachtete die Schafe, die über die Wiese trotteten. Der Himmel war wieder eingetrübt. Es sah nach Regen aus, aber noch hielt sich das Wetter.
Mir kam in den Kopf, wie unterschiedlich die Fälle doch laufen konnten. Zuletzt hatte ich nur Action gehabt und war von einer lebensgefährlichen Situation in die andere geraten. Hier aber kam ich mir vor wie ein normaler Ermittler, der einen Mord aufklären musste und nach Spuren suchte.
Die Kollegen hatten bestimmt in alle Richtungen recherchiert, aber sie hatten nicht daran gedacht, dass auch übersinnliche Dinge eine Rolle spielten. Für mich stand das fest, denn genau diese Dinge leiteten auch die drei Frauen.
Noch hatte ich nicht den Beweis dafür bekommen, dass sie auch die Mörderinnen der Unbekannten im Scheiterhaufen waren. Den würde ich mir holen, denn eine Nacht wie die folgende ließen sich die Drei sicherlich nicht entgehen.
Hinzu kam ein junger Mann namens Stan Shaw. Auch um ihn sorgte ich mich. Er war von den Frauen entführt worden, daran gab es nichts zu rütteln, und ich befürchtete, dass er das nächste Opfer in diesem verdammten Hexenspiel sein würde.
Das wollte ich verhindern, und ich fragte mich, wer alles meine Gegner sein würden?
Zum einen die drei lebenden Personen. Aber da gab es noch die Stimmen. So konnte es sein, dass ich auch gegen diese Geister kämpfen musste. Gehört hatte ich sie schon. Aber warum hatten sie sich mir gegenüber so akustisch gezeigt?
Würde das auch bei jedem anderen Menschen passieren, der in ihre Nähe geriet? Sicher war ich mir da nicht. Es konnte durchaus mit meiner Person zusammenhängen und lag möglicherweise daran, dass ich etwas Bestimmtes bei mir trug.
Ich lächelte, als ich an mein Kreuz dachte. Ich war froh, es wieder zu haben.
Mein Handy meldete sich. Es war Suko, der sich zunächst räusperte und dann sagte: »Wenn man Pech hat, John, dann bleibt es zumeist an einem kleben.«
»Also nichts!«
»Du sagst es.«
»Schade.«
»Ja, diese Sally Corner ist wirklich nicht aufgefallen. Die Kollegen haben sich Mühe gegeben. Kann sein, dass du auf einer falschen Fährte läufst, aber das ist deine Sache.«
»Stimmt.«
»Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«
»Nein, Suko, das reicht.«
»Okay, dann gib auf dich Acht, Alter, damit du nicht noch auf dem Scheiterhaufen landest.«
»Ich werde mich hüten.«
»Gut, bis später. Ich warte auf deine positive Meldung.«
»Das hoffe ich doch sehr.«
Das Gespräch war beendet. Aber ich fuhr noch nicht ab, sondern blieb hinter dem Steuer sitzen und schaute nach vorn. Vor mir lag der Oxbow Forest. Die Straße führte daran vorbei. Ich würde bald abbiegen, den Wagen stehen lassen und zu Fuß weitergehen, wie
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