1268 - Die Tiermeister von Nagath
Gesicht. Ihr behagte die eisige Ruhe Teks nicht. „Oder für Longasc und Falco."
„Die Spezialisten untersuchen die LASHAT." Der Smiler lenkte ganz bewußt das Gesprächsthema in eine andere Richtung. „Wir müssen die Schäden beheben, die diese Kugel aus dem Raumschiff Volcayrs verursacht hat."
„Volcayr! Volcayr!" Die Frau schrie ihren ganzen Ärger heraus. „Wer ist das? Interessiert er mich? Wir hängen jetzt schon über dreißig Stunden hier herum, müssen die Attacken einer verrückten Tierwelt ertragen, und Path ist nicht da."
„Die Tierwelt." Ronald Tekener tat es bis in die letzte Faser seiner Gefühle weh, so rau zu antworten. „Sie ist mit Sicherheit der erste Schlüssel zur Erkenntnis von Nagath."
„Kannst du mir nicht mal eine Frage vernünftig beantworten?"
Die Unruhe, die aus einer tiefen Unsicherheit und Verzweiflung entstanden war, hatte bereits nach Jennifer gegriffen. Tek sah es auf sich zukommen, daß er irgendwann in den nächsten Stunden den Seelentröster spielen mußte. Er würde das gern tun, denn er liebte seine Frau. Er sah aber auch, daß ihre Unruhe in der Ungewißheit um das Schicksal des Anti-Mädchens begründet war.
„Ich schau mir jetzt einmal in Ruhe die Aufzeichnungen Vis an", sagte er betont gelassen. „Ich meine die der Attacken der Fauna."
„Du hörst mir gar nicht zu", antwortete Jennifer Thyron, und Tekener nickte. Er konnte die Sorgen seiner Frau sehr gut verstehen. Aber sein Verstand sagte ihm, daß es keine Möglichkeiten gab, Path zu helfen.
Die Intelligenz der LASHAT spielte die Aufzeichnungen des Angriffs der Tierwelt ein, wie er es gewünscht hatte. Die Holo-Projektionen weckten bei den anwesenden Vironauten in der Zentrale der LASHAT keine Freude. Zu sehr standen alle noch unter den Eindrücken des Vortags. Und verdammt schlecht geschlafen hatten auch die meisten.
Ronald Tekener sah sich alles schweigend an.
„Noch einmal", verlangte er, als die Bilder erloschen. „Aber diesmal möchte ich nur den Hintergrund sehen."
„Den Hintergrund?" fragte Vi irritiert.
„Die Szenen hinter den angreifenden Tieren. Den Rand des Dschungels, was hinter der Tierlawine war."
„Ich weiß nicht", meinte die Virenintelligenz, „was du sehen willst. Ich versuche aber, Ausschnitte der Hintergrundszenen aufzuzeigen."
„Mit Vergrößerung?"
„Mit Vergrößerung, Tek."
Die Holo-Bilder liefen. Vom Angriff der Fauna Nagaths war diesmal nichts zu sehen, denn die Projektionen beschränkten sich auf die scheinbar unwesentlichen Ereignisse „hinter der Front".
„Stopp! Standbild!"
Vi tat, was der Aktivatorträger wollte.
„Oha!" gab sie dann selbst von sich.
Ronald Tekener hatte sie entdeckt. Die Drahtzieher. Die Lenker der Attacken, die sich selbst nicht am Angriff beteiligt hatten.
„Iguanodonten. Saurierähnliche Lebewesen." Sein Lichtgriffel deutete auf eine Gestalt, die Vi sogleich herausvergrößerte und gesondert darstellte. „Damit sind wir einen Schritt weiter, um Nagath zu verstehen. Longasc sprach von den Tiermeistern von Nagath. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, daß er damit die Riesenechsen auf zwei Beinen gemeint hat, aber eine bestimmte Bedeutung scheinen diese zu haben. Sie haben sich nicht an den Angriffen unmittelbar beteiligt, aber hinter jedem Stoßtrupp einer Spezies finden sich ein paar von diesen Sauriern."
. „Vielleicht stellen sie ein Zwischenglied in dieser seltsamen Hierarchie dar", vermutete Jennifer. „Ich denke da an das Bild, das eine Schafherde abgibt. Wer nicht weiß, wie hier die Hierarchie aufgebaut ist, muß beim ersten Anblick glauben, die Hunde seien die Herrn der Schafe. Das funktioniert gerade dann ausgezeichnet, wenn der Schäfer hinter einem Busch ein Nickerchen macht."
Sie sahen sich die Iguanodonten genauer an. Im Durchschnitt mochten diese Wesen etwa zwei Meter groß sein. Auffällig waren die sehr kräftigen Laufbeine mit den überproportional dicken Oberschenkeln. Im Gegensatz dazu waren die oberen Extremitäten, die in zwei Finger und einen Daumen endeten, fast kümmerlich. Auf einem dünnen Hals saß ein kantiger Echsenschädel mit einem ausgeprägten Raubtiergebiß.
„Dinosaurus nagathus", meinte Jennifer Thyron nicht ohne Ironie. Die Beschäftigung mit dieser Entdeckung lenkte sie etwas von ihren Sorgen um Path Baal ab.
„Es sind intelligente Wesen", meldete sich Vi mit überzeugendem Unterton. „Sie tragen zwar keine Bekleidung, was als ein typisches Merkmal für eine Eigenintelligenz
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