1269 - Ein Auftrag für die SOL
meinte er versöhnlich, „wir werden dich zumindest anhören, bevor wir eine Entscheidung treffen. Allerdings möchte ich die Kommandanten der beiden SOL-Zellen nicht übergehen. Sie sollen ebenfalls erfahren, was du zu sagen hast."
Er wandte sich um, ohne Carfeschs Reaktion abzuwarten, und stellte die Verbindung zu den Zentralen der beiden Kugelzellen her. Die Hologramme flammten auf. Aus der SZ-2 meldete sich Surfo Mallagan selbst, während Zyita Ivory offenbar gerade keinen Dienst tat.
„Was gibt es?" brummte Surfo, doch im gleichen Moment huschte die Erkenntnis über seine schmalen Gesichtszüge. Er entdeckte Carfesch in seinem Sichtbereich und schien sofort zu ahnen, was das Erscheinen des Sorgoren bedeutete. Er reagierte unwillig: „Ah, ich sehe. Carfesch! Ich fürchte, du bringst uns nichts Gutes."
„Es kommt darauf an, was man daraus macht."
„Wenn es so einfach wäre!"
„Streitet euch später", bat Brether nervös und wandte sich an den Diensthabenden in SOL-Zelle 1. „Wo ist Zyita? Ich brauche sie."
„Du mußt schon mit mir vorlieb nehmen", belehrte ihn der Mann pikiert. „Zyita Ivorys Dienst beginnt erst in zwei Stunden."
„Es geht um Belange des gesamten Schiffes", sagte Brether. „Zyitas Anwesenheit ist erforderlich für eine Entscheidungsfindung von höchster Wichtigkeit."
„Übertreibst du nicht ein bißchen?" grinste der Diensthabende. „Oder redest du immer so geschwollen?"
Brether beherrschte sich mühsam.
„Bitte, sorge dafür, daß Zyita Ivory in die Zentrale kommt."
„Das geht nicht..."
„Warum geht das nicht? Verdammt noch mal, ich erteile dir eine dienstliche Anordnung, und ich erwarte, daß du sie ausführst."
Der Diensthabende in der SZ-1 schien endlich zu merken, woher der Wind wehte. Das verschmitzte Grinsen in seinem Gesicht erstarb augenblicklich.
„Zyita ist, wenn ich richtig informiert bin, zur Zeit nicht abkömmlich und für niemanden zu sprechen..."
„Was soll das heißen?" Brether begann zu kochen. „Sobald es um dringende Entscheidungen für die ganze SOL geht, hat auch die gnädige Frau zu erscheinen, wenn sie gerufen wird!"
„Sie ... schläft, vermutlich."
„Das darf nicht wahr sein", stöhnte Brether, mühsam beherrscht. Dann jedoch explodierte er. „Es reicht mir! Entweder, Zyita Ivory ist innerhalb von zehn Minuten sprechbereit vor den Objektiven, oder ich veranlasse ein Disziplinarverfahren wegen Insubordination! Ich hoffe, du verstehst mich jetzt!"
Der andere zeigte sich wieder unbeeindruckt.
„Ich verstehe gar nichts, solange du solche Fremdwörter benutzt. Trotzdem werde ich deinem Anliegen nachkommen und Zyita benachrichtigen."
Im nächsten Moment erlosch sein Bild. Brether lehnte sich zurück, drehte den Sessel ein wenig und musterte abwechselnd Surfo Mallagan, Carfesch und Erdeg Teral.
„Erklärt mir einer, was bei denen los ist? Sind die auf der Zelle lalle verrückt geworden?"
Erdeg Teral schürzte die Lippen.
„Nun, man kann vielleicht sagen, daß sie ihren eigenen Stil pflegen. Zumindest die Leute, die oft mit Zyita zu tun haben. Ihr respektloses Verhalten scheint abzufärben.
Allerdings kannst du sicher sein, daß sie sehr wohl zwischen echter Dringlichkeit und Dingen unterscheiden, die ein paar Minuten Zeit haben. Hättest du Alarm gegeben, sie wären allesamt sofort zur Stelle - Zyita als erste."
Brether sagte dazu nichts. Natürlich hatte der Pilot recht. Wahrscheinlich lag es an seiner eigenen Anspannung, daß er die Dinge so eng sah und den Kommandanten hervorkehrte, wo es eigentlich gar nicht nötig war. Dennoch: Er konnte sein Verhalten vertreten.
Zwei Minuten später war Zyita Ivory in einem Hologramm zu sehen. Die Haare noch zerzauster als üblich, schloß sie gerade demonstrativ die oberen Knöpfe ihrer Bordmontur.
„Ich weiß nicht, warum du mich unbedingt stören mußt", schimpfte sie, „mein Dienst beginnt ohnehin in Kürze. Nur eines sage ich dir: Wenn es nichts Wichtiges ist, dann erlebst du mich von meiner unangenehmsten Seite."
Brether grinste anzüglich.
„Tut mir leid, wobei immer ich dich auch gestört haben mag - aber die Lage gebietet eine sofortigen Dreier-Konferenz. Ich konnte nicht warten!"
An Zyitas Blick merkte er, daß sie Carfesch noch gar nicht wahrgenommen hatte.
Vermutlich kam nur das Bild von Brethers Oberkörper bei ihr an, der die Sicht hinter sich versperrte.
„Welche Lage?" hob Zyita an. „Was könnte so wichtig sein..."
Er unterbrach sie mit einer knappen
Weitere Kostenlose Bücher