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1269 - Ein Auftrag für die SOL

Titel: 1269 - Ein Auftrag für die SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nehme ich an?"
    Das klang gepreßt, eine Mischung aus Ärger und gelangweilter Arroganz.
    „Es gibt andere Beispiele", lenkte Brether ab. „Tatsache ist, daß du nicht reif genug warst, die Spoodies zu übernehmen - niemand an Bord wäre es! Du aber bist der einzige, der dies als Mangel ansieht, der nicht einmal den Mut hat, seinen Fehler zu korrigieren."
    Surfo schwieg, er erweckte nicht den Eindruck, als würde er seine Meinung ändern wollen. Auch Trotz mochte dabei eine Rolle spielen.
    Brether wandte sich ab. Bevor er ging, blickte er über die Schulter noch einmal zurück.
    „Denk darüber nach", sagte er versöhnlich, „und melde dich, wenn du mich brauchst."
    Wieder zeigte Surfo keine Reaktion. Mager und verbraucht saß er in seinem Sessel, schwach, kränkelnd, müde: Symptome des Körpers, dem die Spoodies Kraft entzogen.
    Der Geist dagegen war zweifellos rege.
    Brether verließ die Zentrale gemeinsam mit Reihumgrün und Helen Almeera. Für den Transport in den Mittelteil der SOL wollten sie kein Fahrzeug benutzen, sie wandten sich in Richtung des Transmitterraums.
    „Er ist ein sehr einsamer Mann", sagte Helen unterwegs. „Ich möchte wissen, was in ihm vorgeht.
    „Das möchten wir alle", entgegnete Brether. „Aber er läßt keinen teilhaben an seinen Gedanken. Wie kommst du darauf, daß er einsam ist? Vielleicht fühlt er sich tatsächlich wohl, wie er immer behauptet."
    „Ich habe ihn beobachtet, als ihr miteinander gesprochen habt. Er ist einsam, glaube es mir. Die Gesellschaft, die er pflegt, sind die Spoodies."
    Brether spürte die Kälte, die ihm plötzlich über den Rücken kroch. Er und Surfo waren Freunde gewesen - heute jedoch trennten sie Welten. Surfos Reaktion auf seinen Besuch hatte es deutlich bewiesen.
    „Niemand zwingt ihn zu diesem Leben", sagte Brether kühl. „Wenn er einsam ist, dann nur aufgrund seiner eigenen Sturheit."
    Tief im Innern wußte er, daß es auch andere Gründe gab, Gründe, die mit ihm und Scoutie zu tun hatten - und mit dem großen Vorbild Atlan. Aber das sprach er nicht aus, das waren Dinge, die andere nichts angingen.
    Es blieb Reihumgrün, der Kapselod-Strahl-Frau, vorbehalten, das Gespräch von der persönlichen in die philosophische Dimension zu heben.
    „Einsamkeit!" meinte sie gelassen. „Was ist das schon? Versteht darunter nicht jeder etwas anderes? Sind wir nicht alle einsam - irgendwie?"
    Da dachte Brether an die Erde, die ihm so wenig lebenswert erschien mit ihren Menschen, er dachte an die SOL, die künstliche Welt, die er als sein derzeitiges Zuhause ansah, und er dachte an Chircool, seine Heimat, an die Betschiden, sein Volk. „Ja", sagte er und nickte.
     
    *
     
    Vielleicht ist es auch etwas wie Einsamkeit, das du empfindest, wenn du aus der Ohnmacht erwachst. In den allerersten Sekunden bist du ganz für dich allein, keiner merkt, daß du wieder angefangen hast zu denken. Du kannst diesen Zustand genießen und darüber froh sein, daß sie dir noch eine Weile deine Ruhe lassen, du kannst ihn aber auch schnell beenden, indem du die Augen aufschlägst und damit die Rückkehr ins Leben endgültig vollziehst und für jeden sichtbar machst.
    Daß sich mein Erwachen nach der zweiten Alternative gestaltete, verdankte ich allerdings weniger abwägendem Nachdenken als vielmehr der Tatsache, daß die letzten bewußt erlebten Ereignisse blitzschnell in die Erinnerung drängten: Schweißnasse Stirn und Hitzeflirren, das Nebelfeld und eine Kälte, die von den Fingerspitzen in den Körper strömte, die schmerzhaft ins Hirn stach und alle Gedanken vereiste.
    Ich riß die Augen auf und sah mich umgeben von medizinischen Apparaturen und Medo-Robotern. Das Zischen einer Injektionspistole und eine leise geführte Unterhaltung - ich befand mich wieder an Bord der TRIO oder der SOL, auf den ersten Blick mochte ich das nicht beurteilen. Jedenfalls außer Gefahr.
    „Brether!"
    Helens Stimme; im ersten Moment wünschte ich, ich hätte die Augen nicht sofort geöffnet. Ich weiß, dies ist kein schöner Gedanke, denn schließlich sorgte sie sich um mich, und ihr Ausruf drückte die Erleichterung darüber aus, daß ich zu mir gekommen war. In diesem Moment jedoch war ich einfach heilfroh, daß ich noch lebte, und diese Empfindung wollte ich mit niemandem teilen.
    Ich wandte den Kopf. Surfo und Scoutie waren ebenfalls anwesend. Neben Scoutie stand Douc, unser Söhnchen, der freilich mehr am Rocksaum seiner Mutter als an mir interessiert war.
    „Alles klar,

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