1269 - Ein Auftrag für die SOL
gängigen Nachweismethoden analysiert werden konnte. Eine Spiegelung, eine optische Täuschung, die unsere Sinne narrt, aber die Meßsysteme nicht täuschen kann, so dachten wir zunächst. Deshalb landeten wir: zumindest nachsehen, was es damit auf sich hat, wenn schon aus der Luft nichts erkennbar wurde. Manche hielten die Aktion für Zeitverschwendung, andere waren überzeugt, dem Rätsel näherzukommen. Ich gehörte zur zweiten Kategorie, Surfo zur ersten. Die Geschehnisse überraschten uns jedoch beide in gleichem Maß.
Und nun? Was sollten wir noch tun, um dieses Geheimnis zu lüften? Wo waren die, deren Hilferuf wir empfangen hatten? Warum gab uns der Psi-Würfel keinen weiteren Hinweis?
„Ich denke, wir sollten ein paar Sonden hinunterschicken", schlug Zyita vor, als hätte sie meine Überlegungen nachvollzogen oder erraten. „Wollen sehen, was mit ihnen passiert, wenn sie den Nebel erreichen."
„Nichts passiert", rief Surfo grimmig. „Bestenfalls erfrieren sie, haha, wenn mir dieser Scherz erlaubt ist."
„Wenn nichts passiert, um so besser!" Zyita ging auf die Bemerkung nicht ein. „Dann wissen wir, was sich im Sichtschutz des Nebels abspielt."
„Einverstanden", nickte ich. „Wir schleusen zehn Sonden aus, um den Nebel zu erkunden. SENECA, ich überlasse dir die zweckmäßigste Durchführung. Beobachtung und Analyse bitte mit Hilfe aller Meßmethoden, die uns zur Verfügung stehen. Normaloptik bitte in die Zentrale."
SENECA bestätigte. Die SOL blieb in ihrer Umlaufbahn, doch irgendwo aus ihrem riesigen Stahlleib quollen jetzt winzige automatische Beobachtungssonden, die Kurs auf den Planeten nahmen. Eine von ihnen diente der Beobachtung der anderen, die in den Nebel eindringen sollten. SENECA, auch in dieser Sache Koordinator, würde das jeweils interessanteste oder aufschlußreichste Bild auf den Videoschirm in der Zentrale schalten.
„Freunde", brummte ich vor mich hin, „ich habe das ungute Gefühl, daß die Sonden den gleichen Reinfall erleben werden wie wir selbst."
„Ich sagte es ja bereits", bemerkte Surfo spöttisch, „sie erfrieren."
„Was hältst du davon, wenn du deine Weisheiten bei deiner eigenen Mannschaft verbreitest?" gab ich zurück.
Offenbar merkte er, wie gereizt ich war, denn er verzichtete auf eine Entgegnung.
Allerdings blieb er noch im Mittelteil der SOL. In zwei Stunden erst, wie ich wußte, würde er seinen Stellvertreter auf der SZ-2 dienstplanmäßig ablösen, sofern er aufgrund des Bodeneinsatzes keine Ruhepause in Anspruch nahm.
Ich gebe gerne zu, daß mir in diesen Minuten recht mulmig zumute war, man kann es ohne Übertreibung so ausdrücken. Ich beobachtete die Reihe der kleinen Flugkörper, die sich auf den namenlosen Planeten zu bewegten, und mit jeder Minute wuchs in mir die unangenehme Sicherheit, daß sie nichts würden ausrichten können. Entweder scheiterten sie an der Nebelbarriere - oder aber sie fanden nichts im Nebel. Und dann? Wie sollten wir den Auftrag dann ausführen, wie die erbetene Hilfe leisten? Sollte ich Roboter einsetzen, ein unbemanntes Schiff?
Ich rief mich zur Ordnung. Über weiteres Vorgehen konnten wir später beraten, jetzt galt es, das Ergebnis abzuwarten. Die Sonden waren schnell und wendig, sie drangen durch die Wolkendecke des Planeten, und ihre Aufnahmegeräte lieferten beeindruckende Luftaufnahmen von der großartigen Landschaftsfülle dieser leblosen Welt. Das tiefsatte Grün eines Regenwalds kam ins Bild, vor Feuchtigkeit dampfend in der Sonnenglut.
Wieder stellte sich mir unwillkürlich die Frage, wie es möglich sein konnte, daß sich auf einer solchen vor Vielfalt strotzenden Welt keinerlei tierisches Leben entwickelt hatte, ja nicht einmal Insekten gab es dort unten. Eine Laune der Natur? Kaum zu glauben; eher ein Eingriff von außen, der keine Spuren hinterließ? Wir hätten viel Zeit gebraucht, das Rätsel zu ergründen, und vielleicht wären wir auf nichts gestoßen als auf die Erkenntnis, daß nur die Abwesenheit von Leben der Welt ihre Vielfalt, ihre Schönheit bewahrte.
Die Sonden rasten weiter im äquatorialen Bereich und hielten auf die Gegend zu, wo der Nebel aufstieg. Das Land wurde flacher, der Bewuchs karger. Trockenpflanzen prägten jetzt das Bild, farbenfrohe Gebilde mit meist fleischigen Blättern, die Feuchtigkeit speicherten. Die Zeit der Dürre in diesem Bereich schien lang, der Boden war ausgedörrt, staubig und zerrissen, wenige flache Gräben führten längst kein Wasser mehr. Nur
Weitere Kostenlose Bücher