127 - Corona, die Rebellin der Hölle
muß.« Corona hatte Lust, sich im Schwertkampf zu üben, und diesmal sollte Gor ihr Partner sein. Sie hatte mit ihm noch nie die Klinge gekreuzt.
»Hol dein Schwert!« verlangte sie. Es war eine Waffe, die ihm Corona geschenkt hatte.
»Wozu?« fragte Gor. »Was hast du vor?«
»Ich muß üben, um in Form zu bleiben - für den Ernstfall.«
Gor trat der Rebellin mit dem Schwert in der Hand entgegen. Sie forderte ihn auf zu kämpfen - und griff ihn sofort an. Sie wollte ihn überraschen, doch das gelang ihr nicht.
Nach den ersten wilden Attacken, die Gor bravourös parierte, verlangsamte Corona das Tempo. Der Kampf wurde zu einem feinfühligen Abtasten, zu einem gewissenhaften Suchen der blinkenden Klinge, durchzukommen.
Gor kämpfte sensibel. Er reagierte auf jeden Angriff, durchschaute die raffiniertesten Finten. Es hatte den Anschein, als hielte er Corona mit spielerischer Leichtigkeit unter Kontrolle, und die wilde Rebellin hatte den Verdacht, daß er sich noch hätte steigern können, wenn es erforderlich gewesen wäre.
Bald glänzte Schweiß auf ihrer Haut, und sie keuchte.
Gor wartete den richtigen Augenblick ab, und dann entwaffnete er Corona blitzschnell. Das war ihr noch nie passiert. Der Hüne setzte ihr die Schwertspitze an die Kehle, und es blitzte ganz kurz in seinen perlmuttfarbenen Augen.
Wenn er einen Feind vor sich gehabt hätte, hätte er zugestoßen.
Für einen winzigen Moment hatte Corona befürchtet, daß er das tun würde, aber dann lächelte er sie an und ließ das Schwert sinken.
»Du kämpfst sehr gut für eine Frau«, bemerkte er.
Klang es abwertend?
»Und du kämpfst besser als jeder Mann in meinem Gefolge«, stellte Corona fest. »Wo hast du das gelernt?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Gor.
»Auf der Erde?«
»Ich habe wirklich keine Ahnung.«
»Du mußt auch früher ein Schwert besessen haben.«
Gor betrachtete seine Waffe. »Wenn ich mich doch nur wieder erinnern könnte.«
»Ich bin auf jeden Fall froh, dich an meiner Seite zu haben. Du wärst mir ein höchst unangenehmer Gegner.«
Jemand kam und meldete, daß Yubb verschwunden sei. Corona und Gor begaben sich zum Eingang der Festung. Der Platz, wo Yubb gelegen hatte, war leer.
Niemandem war aufgefallen, wann Yubb verschwand. Wenn die Flammengeier ihn sich in der Nacht geholt hätten, hätten die Wachen sie gesehen. Brennende Vögel, die nachts vom Himmel herabstürzen, kann man nicht übersehen.
»Von den magischen Fesseln kann er sich nicht selbst befreit haben«, sagte Corona. »Was mag sich im Schutz der Dunkelheit abgespielt haben?«
»Yetan«, sagte Gor, während er mißtrauisch den Blick schweifen ließ.
Corona nickte. »Yetan. Er ist in der Nähe.«
»Und Yubb ist bei ihm.«
***
Drei Tage bemühte sich Cyrus intensiv um Yubb. Ohne magische Stützen wäre Yubb nicht so rasch genesen. Er erholte sich zusehends. Am ersten Tag verschwanden die tiefen Risse von seinen Lippen, und die Schwellung seiner Augen ging zurück. Bereits am zweiten Tag war er nicht mehr so ausgemergelt und mager, und am dritten Tag spürte er die Kraft in seine Muskeln zurückfließen.
In nur drei Tagen war der Todgeweihte wiederhergestellt, und Cyrus war stolz auf das, was er geleistet hatte. Yetan würde es natürlich nicht anerkennen.
Für den Statthalter des Bösen war es eine Selbstverständlichkeit daß Cyrus jederzeit sein Bestes gab, Cyrus brachte Yubb zu Yetan.
Der Statthalter des Bösen musterte Yubb mit seinen weißen Augen. »Wie fühlst du dich?«
»Ich bin wieder so stark wie eh und je«, antwortete Yubb. »Stärker sogar noch. Ich habe keinen größeren Wunsch, als Corona zu töten.«
»Warum wurdest du von ihr zum Tode verurteilt?« wollte Yetan wissen.
»Sie war meiner überdrüssig geworden, hatte keine Verwendung mehr für mich.«
»Braucht sie keinen Freund und Berater mehr?«
»Sie hat jetzt einen anderen. Sein Name ist Gor… Wie er wirklich heißt, weiß niemand. Corona hat ihm diesen Namen gegeben.«
»Gehört er nicht zu euch?«
»Er ist ein Fremder. Wir haben ihn gefunden. Er war bewußtlos.«
»Wo habt ihr ihn gefunden?« wollte Yetan wissen.
»In einer Meeresbucht.«
»Wie sieht er aus?« fragte der Statthalter des Bösen.
Yubb beschrieb den verhaßten Rivalen. »Wir hätten ihn liegen lassen sollen. Ich hätte ihm die Kehle durchschneiden sollen, dann wäre mir vieles erspart geblieben.«
»Du hattest trotzdem Glück«, behauptete Yetan. »Denn jetzt bist du bei uns und hast nichts zu
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