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1270 - Belials Liebling

1270 - Belials Liebling

Titel: 1270 - Belials Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lindenblättern ein einsamer Nebel gebildet. Wie mit weichen Fingern strich die Kälte über sie hinweg, und Sina empfand sie als eine andere Kälte als die im Winter.
    Sie legte den Kopf zurück, um besser in die Höhe schauen zu können. Da war etwas. Sie sah es deutlich. Zwischen den Blättern malte sich etwas ab, und sie merkte, dass die Kälte in ihr noch weiter zunahm.
    Ein Gesicht!
    Sein Gesicht!
    Sina konnte nicht anders, sie musste aufschreien, denn innerhalb des Laubs malte sich die hässliche Fratze des Lügenengels ab. Er lauerte in der Krone und schaute auf sie nieder. Er ließ sie nicht aus seinen kalten, bösen Dämonenaugen, und er schickte ihr die Kälte seiner dunklen und auch bösen Welt nach unten.
    Sie flüsterte seinen Namen, weil sie nicht anders konnte, und sie sah das Gesicht genauer. Belial hatte sein Maul zu einem perfiden Grinsen verzogen. Sie sah seine dunklen Augen zwischen den Blättern wie zwei Kugeln leuchten, und Angst breitete sich in ihr aus.
    Sina wollte wegrennen, aber sie kam nicht vom Fleck. Sie musste bleiben, und so hörte sie die Stimme aus der Baumkrone, die mehr an ein Zischen erinnerte.
    »Ich werde sie mir holen. Ich werde sie mir alle holen. All die Unschuldigen, all die herrlichen Seelen, und ich werde sie zu meiner Lügenarmee machen. Ich werde bald viele Lieblinge haben und nicht nur einen. Sie alle müssen mir gehorchen. Sie sind meine Truppe, und sie werden immer auf meiner Seite stehen. Heute schon, bald… sehr bald…«
    Sina Franklin hatte zugehört, ohne eine Antwort zu geben. Sie hatte auch jedes Wort verstanden, und spürte in ihrem Innern eine Kälte, die sie nicht fassen konnte. Man schien ihr das Menschsein geraubt zu haben. Man war an ihre Seele gegangen. Sie kannte nichts Gutes mehr, sondern nur das Böse.
    Zuletzt hörte sie noch ein Lachen.
    Danach war es still. Nur ihr eigener heftiger Atem war zu hören, und sie fühlte die Mattheit in den Beinen. Es fiel ihr schwer, vor der Bank stehen zu bleiben, und deshalb musste sie sich setzen.
    Belial hatte ihr viel gesagt, und sie hatte die Sätze auch behalten, die nun wieder durch ihren Kopf strömten. Er hatte von einer Armee gesprochen und von einer Truppe, die sich aus vielen Lieblingen zusammensetzte. Damit konnten nur die Kinder gemeint sein.
    »Nein!«, stöhnte sie. »Nein, nur das nicht. So grausam kann doch niemand sein…«
    Endlich schaffte sie es, sich auf die Bank zu setzen, und sie schaute ins Leere. Ihr Puls raste. Sie konnte allein dieser neuen Lage nicht Herr werden. Da war sie überfordert. Sie brauchte Hilfe, und die konnte ihr nur einer geben.
    Sinclair - John Sinclair!
    Wer konnte schon wissen, wo er sich herumtrieb? Vielleicht weit außerhalb der Stadt, und da konnte es Stunden dauern, bis er bei ihr eintraf. Aber Zeit hatte sie nicht. Das spürte sie genau. Es war ihr kein Limit gesetzt worden, trotzdem merkte sie, dass jede Sekunde wichtig war. Belial wollte sich all die Unschuldigen holen, und damit konnten eigentlich nur Kinder gemeint sein.
    Welche Kinder?
    »O Gott!« flüsterte sie und schlug die flache Hand gegen den Mund. Sie wollte den Gedanken nicht aussprechen und formulierte ihn in ihrem Kopf. Es waren ihre Kinder. Die aus dem Heim. Die mit dem Bus zur Schule gefahren waren und mit dem Bus auch wieder zurückkehren würden, sofern sie denn zurückkamen…
    ***
    Larry Gale sollte ja mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn er dann in seinen kurzen Pausen eine Zigarette rauchte, sollten das die Kinder nicht unbedingt sehen, und so stellte er sich stets in den Schatten des Busses hin, um in Ruhe eine zu schmöken. Im Wagen selbst war das Rauchen verboten, und daran hielt sich der Fahrer auch.
    Gale war vor einer Woche 32 geworden, und genau an dem Tag hatte er auch geheiratet. Eine junge Frau aus Liverpool, die als Sozialarbeiterin nach London versetzt worden war. Es war kein rauschendes Fest gewesen, aber es hatte seiner Frau, ihm und den Gästen gefallen, und Larry hatte sich das Versprechen abnehmen lassen, auch Kinder zu zeugen.
    Für ihn kein Problem, für Jenny auch nicht, denn beide mochten Kinder. Sie gehörten einfach zu einer richtigen Familie dazu.
    Der Bus parkte wie immer der Schule gegenüber. Es waren dort extra Parktaschen aufgemalt worden, denn es gab auch genügend Mütter, die ihre Sprösslinge abholten. Mit ihnen hatte Gale kaum Kontakt. Mal hier ein Wort, eine Bemerkung über das Wetter, das war dann auch alles. Er blieb ansonsten allein, qualmte eine,

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