Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1270 - Belials Liebling

1270 - Belials Liebling

Titel: 1270 - Belials Liebling
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die Stimme der Person, die gelacht hatte.
    Es war Julie Wilson!
    In den folgenden Sekunden dachte und handelte sie nicht. Sie blieb einfach stehen. Durch ihren Kopf rasten die Gedanken. Wo immer sie sich auch hindrehten, eines war gewiss und konnte auch von ihnen nicht vertrieben werden.
    Julie war wieder da!
    Und mit diesem Gedanken öffnete die Heimleiterin die Tür. Sie schaute in das Zimmer, das nicht leer war. Sie sah Julie, aber sie war nicht allein. Bei ihr befand sich ein zweites Mädchen mit langen blonden Haaren, das Sina Franklin noch nie in ihrem Leben gesehen hatte…
    ***
    Sie hätte jetzt in den Raum hineintreten und etwas sagen müssen - schließlich trug sie hier im Heim die Verantwortung - doch Sina Franklin benahm sich wie eine Fremde, die sich im Zimmer geirrt hatte und jetzt auf der Schwelle stand und nach einer Entschuldigung suchte. Es drang dabei nichts über ihre Lippen. Sie blieb stehen und konnte nur nach vorn stieren.
    Zwei Mädchen.
    Zwei mit blonden Haaren, wobei die Haare des fremden Mädchens etwas länger waren.
    Beide waren durch das Erscheinen der Heimleiterin überrascht worden. Julie hatte die Tür ihres schmalen Schranks aufgezogen und war damit beschäftigt, Spielzeug aus den Fächern zu holen.
    Puppen, Puppenkleider und auch etwas Kosmetikkram für die Puppen. Eine Haarbürste, einen halbrunden Spiegel und Puppenschminke.
    Keiner sprach. Auch Sina Franklin hatte es die Sprache verschlagen. Sie richtete ihren Blick auf das zweite, ihr unbekannte Mädchen, das ihr nicht unsympathisch war, denn es hatte die Lippen zu einem Lächeln verzogen. Darüber schaute die Frau hinweg. Sie interessierte sich mehr für die Augen des Kindes, die ihr nicht normal vorkamen. Sie besaßen einen ungewöhnlichen Glanz, der dafür sorgte, dass die Pupillen nicht zu sehen waren.
    Julie legte die letzte Puppe behutsam zur Seite und nickte der Heimleiterin zu. »Hallo, Sina…«
    »Ja, hallo…«
    »Was schaust du so?«
    Mit der Frage konnte Sina Franklin nicht viel anfangen. »Du… du… überraschst mich wirklich. Wir alle haben uns große Sorgen gemacht. Du bist verschwunden, und jetzt sehe ich dich so plötzlich wieder? Wie kann das sein?«
    »Ich wollte hier schauen.«
    »Ah ja. Und wen hast du mitgebracht?«
    »Das ist Clarissa.«
    »Müsste ich sie kennen?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Dann ist sie nicht aus dem Heim hier. Oder vielleicht kennst du sie aus der Schule und…«
    »Unsinn. Sie ist auch nicht in meiner Klasse. Clarissa ist etwas ganz Besonderes.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, das musst du mir glauben. Sie wohnt nicht hier.«
    »Das weiß ich.«
    »Nein, nein.« Julie lachte. »Das musst du anders sehen, Sina. Sie wohnt auch nicht hier in der Welt. Ich habe sie trotzdem getroffen. Clarissa lebt bei den Engeln. Ebenso wie Elohim.«
    Sina Franklin blieb die Luft weg. Sie ärgerte sich darüber, dass sie rot geworden war und mochte es auch nicht, dass ihr Herz so schnell schlug, doch sie konnte nichts dagegen tun. In den letzten Sekunden war einfach zu viel auf sie eingestürmt, das sie nicht begreifen konnte. Es gab nichts, was sie für sich in eine logische Folge hätte bringen können, und so fragte sie: »Wer ist dieser Elohim?«
    »Clarissas Freund.«
    »Der auch woanders lebt?«
    »Ja, bei den Engeln.«
    Sina Franklin nickte, obwohl sie nicht davon überzeugt war. Sie musste die Dinge hinnehmen, ohne sie zu hinterfragen. Es hätte sie sowieso nur durcheinander gebracht, und so kam sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
    »Warum seid ihr hier?«
    Julie war ganz locker. »Weil ich ihr mein Zimmer zeigen wollte.«
    »Das ist alles?«
    »Ja. Clarissa sollte sehen, wie ich lebe. Ihr gefällt das, glaube ich. Wir verstehen uns auch gut. Wir sind schon richtige Freundinnen geworden.«
    »Das kann ich mir denken. Aber Clarissa ist ein Mensch - oder?«
    »Immer.« Julie zeigte auf sich. »So wie ich auch ein Mensch bin.«
    »Kennt sie auch Belial?« Die Frage war Sina herausgerutscht, und sie sah auch, wie Julie zusammenzuckte.
    »Wir müssen jetzt gehen.«
    Auf Belial ging sie nicht näher ein. Das hatte seinen Grund, aber Sina wollte nicht in diese Richtung hin nachhaken. Stattdessen fragte sie: »Wo wollt ihr hin?«
    »Wir gehen.«
    »Aber warum? Es ist doch so wunderschön hier. Ihr könnt bleiben. Wir können uns zusammensetzen und uns unterhalten. Ich hätte viele Fragen. Wir können auch nach draußen in die Sonne gehen, auf einer Bank Platz nehmen und miteinander
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher