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1270 - Belials Liebling

1270 - Belials Liebling

Titel: 1270 - Belials Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte.
    Er sprach entgegen seiner Überzeugung. »Ja, es ist schon okay. Du kannst hier in meiner Nähe bleiben.«
    »Danke«, erklärte Elohim sehr höflich. Er klappte den Notsitz herunter und nahm Platz. Er saß jetzt im rechten Winkel zu den anderen Schülern und dem Fahrer schräg gegenüber. Wenn er den Kopf nach rechts drehte, schaute er tiefer in den Bus hinein.
    Larry Gale räusperte sich. Elohim tat ihm nichts. Er lächelte, und trotzdem fühlte sich der Fahrer nicht wohl in seiner Haut. Er wollte fragen, weshalb der Junge unbedingt hier vorn sitzen wollte, doch selbst das brachte er nicht fertig. Zwischen ihm und dem Fahrgast hatte sich eine Wand aufgebaut.
    Und er dachte über ein weiteres Phänomen nach. Die übrigen Kinder im Bus waren so ruhig geworden, nahezu gespenstisch ruhig. Damit konnte er nur schwerlich etwas anfangen. Das passierte sonst nie. Er kannte sie alle. Als Randalierer konnte kein Schüler bezeichnet werden und auch keine Schülerin, aber still waren sie nie. Sie hatten sich immer etwas zu erzählen, ob es nun um die Schule ging oder um irgendwelche privaten Dinge.
    Ein Mädchen, das weiter hinten im Bus saß, traute sich eine Frage zu. »Wann fahren wir denn los?«
    Larry schrak leicht zusammen. Die Stimme hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen. »Keine Sorge, es geht jetzt los.«
    »Das ist gut«, flüsterte Elohim.
    Larry ging nicht auf die Bemerkung ein. Er stellte fest, dass die Tür noch nicht geschlossen war.
    Das änderte sich sehr schnell. Mit einem zischenden Geräusch klappte sie zu.
    Alles lief normal. Alles war wie immer. Trotzdem kam sich Larry Gale vor wie in einem rollenden Gefängnis. Erklären konnte er sich das nicht, aber das Gefühl wollte auch nicht weichen…
    ***
    Dabei gab es keine Probleme, den kleinen Ort zu verlassen. Larry Gale fuhr wie immer, sehr defensiv, auch entsprechend langsam. Dass er mehrmals überholt wurde, machte ihm überhaupt nichts aus. Es war für ihn wichtig, die Kinder sicher ans Ziel zu bringen.
    Bis zum Ende des Ortes hatte er nicht weit zu fahren. Er kannte die Strecke im Schlaf, aber er gab dennoch Acht. Sein Gehör hatte Gale auf scharf gestellt, und abermals fiel ihm die Stille im Bus auf, die er nach wie vor als unnormal ansah. Die Kinder unterhielten sich zwar, doch wenn sie sprachen, dann nur sehr leise, als hätten sie Angst vor irgendwelchen fremden Ohren, die mithörten.
    Es war so anders geworden, und das Schlimme für ihn war, dass er leine Erklärung dafür fand. Das Dasein hier im Bus war für ihn suspekt geworden. Der Vergleich mit einer Gefängniszelle war bei ihm noch immer vorhanden.
    Zum Ortsausgang hin verbreiterte sich die Straße. Die Häuser wurden weniger. Wiesen und wilde Obstbäume gaben der Landschaft jetzt ihr Gesicht. Durch das saftige Grün schlängelte sich die graue Straße wie eine flach liegende Serpentine.
    In Larrys Nacken hatte sich der Schweiß gebildet, der jetzt in kleinen Perlen an seinem Rücken hinablief. Es war nicht unbedingt warm im Bus. Zwei Oberlichter waren aufgeklappt, sodass Frischluft hereindrang. Dennoch schwitzte er. Das hing mit seiner inneren Verfassung zusammen. Er merkte, dass längst nicht alles so war wie immer. Da gab es schon Unterschiede. Sein Sinnen und Trachten stand danach, die Kinder so schnell wie möglich ans Ziel zu bringen, und dafür musste er nicht unbedingt auf der Hauptstraße bleiben, sondern konnte die Abkürzung durch die Felder nehmen, bis zu den vereinzelten Waldstücken im Westen. An ihnen führte die schmale Straße ebenfalls entlang, und er war wohl dann der Einzige, der sie befuhr, weil sie gerade breit genug für einen Bus war.
    Ein alter Transporter überholte ihn, nachdem der Fahrer zwei Mal gehupt hatte. Der Mann hatte es eilig. Auf der Ladefläche standen Fensterscheiben in ihren Gestellen.
    Der Transporter geriet bald aus seinem Sichtfeld und der Fahrer nahm auch nicht die Abkürzung.
    Larry Gale nahm sich Zeit, einmal kurz den Kopf zu drehen und zu seinem letzten Fahrgast zu blicken.
    Elohim hielt den Kopf gesenkt. Er saß auf seinem Platz wie ein Musterschüler. So etwas gab es kaum noch, aber auch die anderen Schüler blieben auf ihren Plätzen. Da lief niemand herum wie sonst. Sie alle schienen unter einem Bann zu stehen und sahen aus, als hätten sie Angst vor dem Ziel.
    Elohim hatte den Blick des Fahrers trotzdem mitbekommen. Er hob den Kopf und lächelte Larry kurz zu. Das machte den Mann nicht eben glücklicher, weil er das Gefühl hatte,

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