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1271 - Die Geister, die sie rief

1271 - Die Geister, die sie rief

Titel: 1271 - Die Geister, die sie rief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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groß gewesen, dass sie alles andere darüber vergessen hatte.
    An den Hochhäusern fuhren wir vorbei. Die Straße war schmal und schlecht asphaltiert. Dass die letzten Winter ihre Spuren hinterlassen hatten, sahen wir ebenfalls, denn es gab genügend Risse und kleine Krater.
    Die Natur hatte sich wieder selbst reich beschenkt. Aber sie war noch nicht so hoch gewuchert, dass sie uns die Sicht genommen hätte. Wir konnten über die Büsche hinwegschauen, die zum Teil in voller Blüte standen und von zahlreichen Insekten umschwärmt wurden. Es gab auch die ersten Schmetterlinge. Die farbenfrohen Gesellen flogen taumelnd durch die Luft und genossen diese herrliche Wärme.
    Die Gartenanlage lag nahe der Themse, aber trotzdem so weit von ihr entfernt, dass die Menschen hier keine Angst vor einer Überschwemmung zu haben brauchten. Einen Zaun hatte man nicht gezogen. Der Weg führte direkt in die Anlage hinein, die mir schon auf den ersten Blick gefiel, weil sie nicht so ordentlich angelegt worden war. Jeder hatte hier sein kleines Stück Erde so kreativ gestaltet wie es ihm gefiel, und das war auch gut so.
    »Wo kann ich parken?«
    »Fahren Sie bitte weiter. Wir erreichen gleich einen freien Platz. Dort stehen auch andere Fahrzeuge. Ich hoffe, dass wir noch eine Lücke finden. Am Wochenende ist hier viel los. Hinzu kommen noch die wilden Camper auf den Themsewiesen.«
    Manchmal muss man Glück haben. Wir gehörten dazu und fanden noch eine genügend große Lücke, in die der Rover hineinpasste. Mit der Schnauze stieß er gegen die Zweige eines Buschs.
    Wir stiegen aus.
    Helligkeit, warmes Sonnenlicht, das auf die graue Fläche des Parkplatzes schien. Es war ein Stück Natur, nicht weit vom Moloch London entfernt. Eine Gegend zum Durchatmen.
    »Hier sind wir«, erklärte Mona lächelnd.
    »Und wie weit müssen wir noch gehen?«
    »Nicht weit, Glenda.«
    Ich ließ die beiden Frauen vorgehen und genoss den herrlichen Sonnenschein. Es war wirklich keine Umgebung, in der man an Vampire denkt, doch ich machte eine Ausnahme. Das Sonnenlicht ist für die normalen Vampire tödlich. Für Justine Cavallo war das nicht der Fall. Aber sie liebte es auch nicht, weil es sie schon schwächte. Sollte sie einen Angriff starten, dann möglicherweise bei Anbruch der Dämmerung oder in der Dunkelheit.
    Die Anlage wurde von mehreren Wegen durchschnitten. Unterschiedlich lang waren sie, auch unterschiedlich breit, und in die einzelnen Gärten konnte der Spaziergänger nur bedingt hineinschauen, denn sehr oft nahmen Hecken und Büsche die Sicht. Aber wir hörten die Stimmen der Menschen aus ihren Gärten, und auch der typische Geruch von Grillfeuern wehte an unsere Nasen. Ich dachte daran, dass mal wieder eine Fußball-WM lief, und hatte mich eigentlich darauf gefreut, bestimmte Spiele sehen zu können. Wie es jetzt aussah, hatte ich Pech. England würde erst am folgenden Tag in den Kampf eingreifen. Möglicherweise konnte ich das Spiel gegen die Schweden dann am Schirm verfolgen.
    Dazu musste mir die blonde Bestie auch genügend Zeit lassen. Ob sie das tun würde, war jedoch fraglich.
    Als die beiden Frauen stehen blieben, war klar, dass wir das Ziel erreicht hatten. Eine dichte Buchenhecke verwehrte uns den Blick auf das Gartengrundstück. Wenn ich hineinschauen wollte, musste ich schon in die Höhe hüpfen.
    Betreten konnten wir die Parzelle erst, als Mona das Tor aufgeschlossen hatte. Es war mehr ein Alibitor, jedes Kind hätte es überspringen können.
    Es gab die verschiedensten Kleingärten. In den meisten von ihnen bauten die Besitzer Gemüse und Obst an. Andere wiederum beließen es bei einer Wiese und mähten auch kaum das Gras.
    So ähnlich wirkte Monas Garten. Eine bunte Sommerwiese, auf der sich Wespen und Bienen mehr als wohl fühlten und die auch ein idealer Ort für Schmetterlinge war.
    Es gab einen kleinen Weg, der teilweise überwuchert war, und wir hatten Mona den Vortritt gelassen, die geradewegs auf das kleine Haus zusteuerte. Es war wirklich keine Holzhütte oder ein primitiv zusammengehauener Verschlag, sondern ein Bau aus Steinen mit hellem Verputz. Das Dach war flach, und irgendwie erinnerte mich dieses Haus an die Baracke der toten Hellseherin, von der Murphy berichtet hatte.
    Vor der Eingangstür blieb Mona stehen. Sie wollte schon öffnen, als ich sie zur Seite drückte.
    »Darf ich mal?«
    »Was denn?«
    »Ich möchte mir nur das Schloss anschauen.«
    »Bitte, gern.«
    Ich bückte mich und stellte fest, dass es ein

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