Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1272 - Der Geist des Zauberers

1272 - Der Geist des Zauberers

Titel: 1272 - Der Geist des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
haben Sie mir etwas voraus, Mr. Sinclair. Ich kenne ihn nämlich nicht. Er ist für mich ein Phantom, ein Geist. Zwar immer da, aber trotzdem nicht greifbar. Auch jetzt bin ich von ihm enttäuscht, denn wir hatten uns eigentlich treffen wollen. Ich war darauf vorbereitet, aber was passiert? Stattdessen erscheinen hier zwei mir völlig fremde Männer. Das ist jetzt nicht persönlich gemeint, aber Sie wissen, was ich ausdrücken will.«
    »Klar.«
    »Warum ist er nicht gekommen?«
    Auf diese Frage hatten wir gewartet. Noch immer wussten wir nicht, ob wir ihr die Wahrheit sagen sollten. Beides hatte seine Vor- und Nachteile. Wenn sie nichts wusste, saß sie uns unbefangener gegenüber. Da war es zunächst besser, wenn wir uns zurückhielten. Ich stieß Bill wie unabsichtlich mit dem Knie an, und mein Freund verstand.
    Außerdem war mir noch etwas aufgefallen. So sicher sich Naomi bei ihrem Eintritt gegeben hatte, ich sah, dass dieses Auftreten nur gespielt war, denn in ihr lauerte ein anderes Gefühl, das sie nicht überspielen konnte.
    Sie hatte Angst.
    Naomi zitterte nicht. Atmete auch nicht hektisch oder transpirierte, aber ich brauchte nur in ihre Augen zu schauen, um zu erkennen, dass darin schon eine gewisse Furcht lag. Zudem saß sie wie auf dem Sprung.
    »Er ist verhindert«, sagte Bill.
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Warum hat er mir das nicht gesagt?«
    »Das wissen wir nicht.«
    Naomi schaute uns scharf an. Sie suchte nach der richtigen Formulierung, die uns nicht beleidigte.
    »Könnte es sein, dass Sie mir nicht die ganze Wahrheit sagen wollen?«
    »Warum?«
    »Das weiß ich nicht.« Sie räusperte sich. »Allmählich habe ich das Gefühl, dass mich mein Vater nicht sehen will und immer andere Ausreden erfindet, um einem Treffen aus dem Weg zu gehen. Warum ist das so? Schämt er sich?«
    »Nein, er liebt sie!« sagte ich.
    Fast wäre sie in die Höhe gesprungen. »Bitte, wenn das so ist, kann er mich doch persönlich sehen!«
    »Konnte er, doch er will auf Nummer sicher gehen.«
    »Warum, Mr. Sinclair? Was ist mit ihm los? Wieso sagen Sie das?« Sie schaute mich aus ihren dunklen Augen scharf an. »Ist er etwas Besonderes? Egal, ob nun positiv oder negativ. Kann er es sich nicht leisten, seine Tochter zu treffen?«
    »Er besitzt eine Bar.«
    »Oh, das ist mir neu.«
    »Sie heißt African World«, fügte Bill hinzu.
    Naomi schwieg zunächst. Sie verarbeitete das, was sie gehört hatte, und sprach schließlich leise in unsere Richtung: »Wenn er eine Bar besitzt, dann gehört er zu einer Gruppe von Menschen, die manchen suspekt sind. Bars können sehr unterhaltsame Orte sein, aber auch verdammt gefährliche, und mancher Barbesitzer ist in schmutzige Geschäfte verstrickt. Das kenne ich zumindest aus Paris. Da habe ich schon von regelrechten Gangsterkriegen gehört, und so etwas kann ich mir auch in London vorstellen. Zudem schätze ich meinen Vater als einen harten Knochen ein, der eiskalt seinen Weg geht und auch vorsichtig sein muss.« Sie schlug leicht auf den Tisch. »Kann es sein, dass er mich nicht in Gefahr bringen will? Dass er irgendwelche Probleme mit der Konkurrenz hat und ihr kein Druckmittel in die Hand geben möchte?«
    »Das ist möglicherweise der Fall«, gab ich zu.
    »So kommen wir der Sache schon näher.« Sie blickte jetzt Bill an und erwartete von ihm die Antwort: »Arbeiten Sie beide für meinen Vater? Sind Sie vielleicht seine Leibwächter?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    Bill befand sich in der Zwickmühle. Er wollte die Antwort nicht unbedingt geben, und warf mir deshalb einen Hilfe suchenden Blick zu.
    Ich hatte den Ausdruck von Naomis Augen nicht vergessen. Der ängstliche Ausdruck darin war nicht verschwunden, und genau das brachte mich zu einem anderen Thema.
    Ich fragte sie direkt: »Wovor fürchten Sie sich?«
    Sie hatte mit jeder Frage gerechnet, nur nicht mit dieser, und deshalb zuckte sie auch zusammen, blieb dann starr sitzen und starrte mich aus großen Augen an.
    »Sie haben Angst, nicht wahr?«
    »Wieso…?«
    Überzeugend hatte das nicht geklungen. »Ich denke mal, dass Sie sich vor etwas fürchten, Naomi.«
    Sie presste die Lippen zusammen. Und sie sah ein, dass es keinen Sinn hatte, zu lügen. Aber wir bekamen nur eine indirekte Antwort. »Das geht Sie nichts an. Ich will nur, dass Sie mich zu meinem Vater bringen oder ihn herholen. Für alles andere sind Sie nicht zuständig.«
    »Es könnte auch sein, dass wir Ihnen helfen wollen.«
    »Unsinn. Sie sind…«
    »Wir sind

Weitere Kostenlose Bücher