1272 - Der Geist des Zauberers
seinem Mund hatte sich ein schlechter Geschmack ausgebreitet. Er atmete stark durch die Nase ein, um einen Würgereiz zu unterdrücken. Auf dem Schreibtisch gaben die Lampen kein Licht mehr ab, dafür leuchtete die Lampe an der Decke und verteilte ihren Schein bis in den letzten Winkel des Raumes.
Er wollte Abschied nehmen. Von einer Zeit, die für ihn gut verlaufen war. In der Bar waren die Menschen ebenfalls entsetzt gewesen, als sie gehört hatten, was passiert war. Er wollte auch jetzt mit keinem von ihnen reden und diskutieren. Später ergab sich bestimmt eine Möglichkeit, aber nicht jetzt.
Adam holte ein Tuch aus der Jackentasche und wischte die Tränen ab. Danach wollte er gehen. Das Tuch steckte noch nicht wieder richtig in seiner Tasche, als er durch das Flackern der Deckenleuchte abgelenkt wurde.
Er schaute hoch.
Aus - an, aus - an…
Wieso passierte das gerade jetzt?
Plötzlich war das Licht verschwunden. Es wurde finster, als hätte jemand einen Vorhang über den Raum gezogen, und nur die beiden Fenster malten sich schwach ab.
Adam ging nicht. Er blieb wie festgebacken auf der Schwelle stehen und dachte über das Phänomen der Dunkelheit nach. In seinem Innern verkantete sich etwas, denn so etwas war noch nie vorgekommen. Das Licht war weg und kehrte auch nicht zurück, obwohl er den Schalter an der Wand antippte.
Dem Mann, der aussah wie ein Kleiderschrank, zumindest was die Breite der Schultern anging, wurde plötzlich ganz anders. Er merkte deutlich das Eis auf seinem Rücken, das in zahlreichen kleinen Stücken von oben nach unten zu rieseln schien. Hinter seinen Schläfen hämmerte es. Er hörte auch seinen eigenen Herzschlag, und ihm war längst klar geworden, dass das Verschwinden des Lichts keine natürliche Ursache besaß. Da steckte einfach mehr dahinter.
Orru!
Der Name brannte sich in seinen Kopf ein. Es konnte nur Orru sein, dieser verfluchte Götze und Zauberer, der verehrt werden wollte und von seinen Dienern alles verlangte.
Adam fürchtete sich vor ihm. Das Gefühl der Angst lastete wie ein schwerer Ballast auf ihm. Er konnte sich vorstellen, dass es noch nicht zu Ende war. Orru hatte sein Pulver nicht verschossen. Er war gereizt worden und würde weitermachen.
Ngomas Vertrauter wusste selbst nicht, warum er sich nicht einfach umdrehte und weglief, aber da gab es eine Kraft, die ihn einfach fest hielt und auf den Fleck bannte.
Die Zeit verstrich. Es veränderte sich sichtbar zunächst nichts, aber die andere Seite hatte bereits ein Tor geöffnet, um in diese Welt hier eingreifen zu können.
Es war kalt geworden, und das nicht nur in seiner Nähe, sondern im gesamten Zimmer, denn dieser schon leicht eisige Hauch wehte Adam von vorn entgegen. Und er sah noch etwas, was er nicht begriff. Vor ihm breitete sich die Blutlache aus, und mit ihr passierte etwas, für das ihm auch die Erklärung fehlte.
Sie erhielt allmählich eine andere Farbe. Für Adam sah es aus, als würde die Kälte, die er bisher nur spürte, allmählich sichtbar. Sie kroch heran, und sie legte sich über das Blut, wobei sie einen totenbleichen Schimmer abgab, als hätte sich ein Teil des Mondlichts darin gespiegelt.
Adam stockte der Atem. Er wusste, dass er hier Zeuge eines unglaublichen und kaum erklärbaren Vorgangs werden würde, aber bisher war es nur bei der Kälte geblieben.
Aber das Blut war wichtig! Nur das. Der letzte Rest eines Toten, der von einer anderen Macht übernommen worden war. Ob es sich bewegte, konnte er nicht feststellen, aber es passierte etwas mit ihm, denn über die leicht eisige Oberfläche hinweg glitten Schatten, die wie Wellen ankamen.
Adam tat nichts.
Er wischte auch nicht den Schweiß ab, der über sein Gesicht rann. Er konnte einfach nichts unternehmen und hatte das Gefühl, als wäre eine Eisenfaust tief in seinen Magen hineingestoßen worden.
Das Blut war der Bote…
Er sah es jetzt genauer, denn die Schatten nahmen allmählich Gestalt an. Sie teilten sich dabei auf, sodass aus einem Schatten drei wurden.
Gesichter entstanden…
Drei Fratzen. Böse mit dunklen pechschwarzen Knopfaugen, die innerhalb der Lache schwammen und sich dort wohl fühlten, denn sie verschwanden nicht.
Adam merkte, dass vor ihm etwas Unheimliches passierte, das er nicht erklären konnte. Aber die Gesichter mit ihren bösen Augen bildete er sich nicht ein. Die gab es tatsächlich, und sie blieben nie so, wie sie waren. Innerhalb des Blutes verliefen sie wie eine dünne Knetmasse, an der jemand
Weitere Kostenlose Bücher