1274 - Die Paratau-Diebe
herauskommen."
„Dann wollen wir ihre Geduld nicht überstrapazieren." Der Kommandant erhob sich und verließ die Zentrale. Leila warf einen Blick zu den Monitorschirmen der Hauptpositronik hinüber. Auf ihnen zeigte der Computer die Meßergebnisse an, die mittlerweile eingelaufen waren. Danach besaß der Planet eine atembare Atmosphäre, die frei von für sie gefährlichen Keimen war. Sie konnten hinausgehen, ohne Atemschutzmasken oder gar SERUNS anlegen zu müssen.
Die Antigravplattformen glitten lautlos aus den Parknischen neben der Schleuse. Leila und die fünf Männer stiegen hinauf. Sie besprachen in aller Kürze, wie sie vorgehen wollten, dann entfernten sie sich von dem Boot.
Vallis Thornokow und Paolo Melzer flogen in das Delta hinaus. Sie wollten die Küste absuchen, während Leila Terra, der Kommandant, Strecher und Doran sich auf das Tal konzentrieren wollten.
Thornokow steuerte die Plattform steil in die Höhe. Er stand aufrecht, während sich Paolo Melzer in den Schneidersitz sinken ließ.
„Wenn sie hier irgendwo gelandet sind, dann erwischen wir sie", verkündete Thornokow selbstsicher. Wie immer hatte er die linke Hand in der Hosentasche. „Die sollen sich nur nicht einbilden, daß sie so was mit uns machen können. Die werden ihr blaues Wunder erleben."
„Oder wir - wenn wir noch höher steigen", entgegnete Melzer. „Ich sollte dir eins auf die Nuß geben. Je höher wir fliegen, desto besser können sie uns sehen."
„Mußt du einem immer Prügel androhen?"
„Wenn einer sich so dumm benimmt wie du, ist das wohl nötig."
„Sieh dich lieber um, ob du irgend etwas entdecken kannst. Ich fände es ganz gut, wenn wir den anderen zuvorkommen würden."
Paolo Melzer schüttelte lachend den Kopf. Auch er war ehrgeizig, aber er mußte nicht um jeden Preis und bei jeder Gelegenheit unter Beweis stellen, daß er besser war als andere. Schon gar nicht bei einer Unternehmung wie dieser.
Vallis Thornokow war anders. Er konnte selbst bei solchen Gelegenheiten nur schwer ertragen, daß ihm andere zuvorkamen. Er gab sich als überlegener Zyniker, dabei litt er unter der Vorstellung, von anderen nicht genügend anerkannt zu werden.
„Wenn tatsächlich Kartanin in dieser Gegend gelandet sind, dann machen wir es ihnen jedenfalls nicht schwer, uns zu finden", stellte Melzer fest. Er strich sich über das blonde Kraushaar und lachte erneut. „Bei deinem Verhalten würde John Strecher von geistiger Umweltverschmutzung reden."
„Halt den Mund", fuhr der Exobiologe ihn an. „Irgendwann ist die Grenze auch meiner Geduld erreicht."
„Wenn du frech wirst, gibt es tatsächlich eins auf die Nuß", erwiderte Paolo Melzer.
Vallis Thornokow blickte gelangweilt zu den Wolken hoch. Als er den Kopf wieder senkte, sah er nur noch Wasser, das die Antigravplatte umgab. Dicht unter ihm rollte Welle auf Welle heran. Erschrocken schrie er auf.
„Was ist passiert?" rief er. „Was hast du gemacht?"
„Spinnst du?" fragte Melzer. „Was ist los mit dir?"
Vallis Thornokow entdeckte einen riesigen Kraken, der sich ihnen mit ausgestreckten Fangarmen näherte. Das monströse Tier war bereits so nahe, daß es die Plattform in wenigen Sekunden erreichen würde.
„Da! Ein Tintenfisch. Ein Monster", kreischte er und versuchte gleichzeitig, die Antigravplatte höher zu ziehen. Mit den Händen fuhr er über die Schaltungen, ohne jedoch die geringste Änderung zu erreichen.
„Hast du den Verstand verloren?" brüllte Paolo Melzer. „Was fummelst du an meinen Stiefeln herum?"
„Der Krake greift an", keuchte der Exobiologe. „Wir müssen zum Ufer."
Da Paolo Melzer keinerlei Anstalten machte, sich zu erheben, entschloß er sich, selbst für seine Sicherheit zu sorgen. Er schnellte sich mit einem Kopfsprung ins Wasser, um zum Ufer hinüberzuschwimmen.
Paolo Melzer hatte den Exobiologen einigermaßen verwirrt beobachtet. Er fragte sich, was mit Thornokow geschah. Wieso behauptete er, ein Krake greife die Plattform an? Sie befanden sich in einer Höhe von etwa dreihundert Metern über dem Tal, und das Ufer, von dem er sprach, war mehr als einen halben Kilometer von ihnen entfernt.
Bevor Melzer begriff, was geschah, warf sich Thornokow in die Tiefe. Er ruderte mit Armen und Beinen, so als sei er im Wasser. Paolo Melzer warf sich nach vorn. Er packte die Steuerung der Antigravplatte und schaltete. Wie ein Stein stürzte das Gerät in die Tiefe und holte auf. Melzer blieben nur ein paar Sekunden, um den Exobiologen zu
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