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1275 - Der Totenkopf-Sammler

1275 - Der Totenkopf-Sammler

Titel: 1275 - Der Totenkopf-Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bekamen es nicht zu packen. Dieser Boris Kelo war noch wie ein Gespenst, das umhergeisterte. Aber auch Gespenster sind nicht allmächtig…
    ***
    Es war wie ein Bild, das ihnen auf der Kinoleinwand gezeigt wurde. Es war so plötzlich über sie gekommen, obwohl sie sich darauf hatten einrichten können, aber diese Gefahr, die in der Kabine stand, sah zwar aus wie ein Mensch, doch ihnen kam in den Sinn, dass das auch nur Täuschung sein konnte.
    Genau das hatte Harry Stahl veranlasst, auch abzudrücken, obwohl er kein Mensch war, der auf einen Unbewaffneten schoss.
    Die Kugel traf!
    Dagmar und Harry sahen, wie sie in den Körper einschlug. Irgendwo im Brustbereich steckte sie fest, und der Unheimliche hatte sie geschluckt wie eine Pille.
    Er stöhnte nicht, er schrie nicht, er zuckte nur kurz unter dem Einschlag zusammen, und auch nicht stärker, als wäre er von einem Hieb gestreift worden. Eigentlich hätte er bis gegen die Rückseite geschleudert werden müssen, um dort zusammenzusinken. Auch das passierte nicht. Er blieb stehen, und unter dem Schatten der Krempe löste sich aus seinem Mund ein leises Ächzen, das war alles.
    Und genau das irritierte Dagmar Hansen. »Der lebt ja noch, verflucht! Der hat die Kugel geschluckt!«
    Harry erwachte wie aus einem Traum. Er hatte die Bemerkung seiner Partnerin gehört. Jetzt war es gut, dass sie zu den Menschen zählten, die schon einiges an rätselhaften Fällen hinter sich hatten.
    Denn als der Unheimliche in der Kabine seinen Kopf anhob und sie unter der Hutkrempe hervor anstarrte, da hätten die meisten Menschen die Beine in die Hände genommen und wären geflohen.
    Harry dachte daran, dass dieser Vergleich eigentlich sinnlos war. Es mochte daher kommen, dass sich sein Geist noch immer weigerte, das aufzunehmen, was er sah, aber wenn die Kugel dem Unheimlichen nicht geschadet hatte, dann war er kein normaler Mensch.
    Er schoss noch mal!
    Und wieder erwischte er die Gestalt. Diesmal jagte das Geschoss in die linke Brustseite hinein, aber es bestand nicht aus geweihtem Silber, sondern noch immer aus normalem Blei.
    Wieder zuckte die Gestalt zusammen. Diesmal riss sie sogar noch den Kopf in die Höhe. Es war etwas mehr von ihrem Gesicht zu erkennen. Ein Teil der klobigen Nase, aber keine Augen. Auch der Hut fiel nicht herab, und dann streckte die Gestalt ihren linken Arm nach vorn und bewegte das rechte Bein in die gleiche Richtung.
    Er wollte die Kabine verlassen!
    Harry Stahl war klar, dass er etwas unternehmen musste, aber er kam nicht von der Stelle. Irgendwo faszinierte ihn die Reaktion des Unheimlichen, der sich jetzt durchschüttelte und einen bösen, leicht grunzenden Laut ausstieß.
    »Komm weg, Harry!«
    Er hörte nicht. Er war wie erstarrt. Er stierte das böse Wunder auf zwei Beinen an, das jetzt bereits den zweiten Schritt nach vorn ging. Beim dritten war er so nahe an Harry heran, dass er ihn packen und zu sich heranziehen konnte.
    Genau das sah auch Dagmar Hansen. Bevor Harry etwas tun konnte, griff sie zu. Sie wusste, dass es die letzte Chance war und zerrte ihn an beiden Schultern zurück.
    Stahl stolperte in den Betongang hinein. Er fluchte, als er wieder zu sich kam. »Verdammt, Dagmar, das ist ein Zombie. Eine lebende Leiche, das ist Wahnsinn.«
    »Ich weiß. Komm jetzt.«
    »Und wohin?«
    »Erst mal weg!«
    Das war zu allgemein, aber in diesem Fall richtig. Harry hatte die Umgebung wieder einigermaßen unter Kontrolle und blickte sich um. Er steckte nicht mehr in dieser tiefen Röhre, in der er und sein Geist gefesselt waren. Jetzt hatte ihn die Realität aufgefangen, der er sich stellen musste.
    Für ihn war es ein Zombie. Wer sich zwei Kugeln fing und nicht zusammenbrach, der konnte einfach kein normaler Mensch sein. Das war ein lebender Toter. Und der stolperte nicht über einen uralten Friedhof von Grab zu Grab hinweg, sondern befand sich in den Räumen der Pathologie, in der kalten und nüchternen Welt des Todes, in der das Grauen nichts mit leeren Gräbern und nebelverhangenen Gruften zu tun hatte.
    Zwei Mal hatte Harry Stahl geschossen. Gerade in dieser Stille hätten die Echos gehört werden müssen, trotz der dicken Türen, die zu den einzelnen Arbeitsräumen gehörten.
    Keinem waren die Schüsse aufgefallen. Es öffnete sich keine Tür. Sie alle blieben geschlossen, also war Dr. Weber die einzige Person gewesen, die hier noch gearbeitet hatte.
    Dagmar hatte Harrys Hand angefasst. Gemeinsam mit ihm war sie zurückgewichen, und beide hatten die

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