1275 - Der Totenkopf-Sammler
anstellen, das steht für mich außer Frage. Deshalb hat er ihn auch geöffnet. Er wollte an sein Gehirn heran, und das hätte er später mit den Köpfen aus London ebenfalls getan. Zumindest gehe ich davon aus, sonst hätten sie nicht verschickt zu werden brauchen.«
»Das kann ich nachvollziehen«, sagte ich.
»Dann kannst du auch London vergessen, John.«
»Stimmt.«
»Du musst herkommen. Die postlagernde Adresse ist die einzige Spur, die wir im Moment haben. Wir müssen das Postfach unter Beobachtung halten. Ich bin sicher, dass der unbekannte Zombie dort erscheinen wird, um die beiden Pakete abzuholen.«
»Das denke ich mittlerweile auch.«
»Also komm rüber.«
»Ich bringe Suko mit.«
»Noch besser, John. Nur brauche ich jetzt noch die genaue Anschrift des Postfachs.«
Die hatte ich mir aufgeschrieben und gab sie meinem deutschen Freund durch.
»Sehr gut. Frankfurt ist noch besser. Das ist nur ein Katzensprung von hier. Hast du eine Ahnung, wann er die beiden Pakete abschicken wollte?«
»Nein, die habe ich nicht. Dieser Simon Katic hat auch nichts gesagt. Aber wenn ich mich recht erinnere, lagen die Köpfe praktisch zum Versenden bereit. Sie hätten nur noch in den Karton gesteckt werden müssen. Und wenn man davon ausgeht, dass sie so schnell wie möglich ihr Ziel erreichen sollten, dann können wir sogar damit rechnen, dass sie morgen per Express in Frankfurt sein könnten. Mach dich mal darauf gefasst, dass du morgen früh am Flughafen sein musst.«
»Darauf kannst du dich verlassen.« Die Erleichterung war ihm anzuhören. »Du kannst dir nicht vorstellen, welchen Horror Dagmar und ich hier erlebt haben. Es ist knapp gewesen, und schlimm ist, dass wir zwar Rückendeckung bekommen haben, aber gewisse Dinge will man doch nur langsam kochen.«
»Das kann ich mir denken.«
»Jedenfalls haben wir es mit einem verdammt bösen Fall zu tun. Der Zombie gibt keine Ruhe. Er will an die Gehirne heran. Er hat es auch bei Professor Wimmer versucht, aber wir sind ihm in die Quere gekommen. Wir und der Arzt, Dr. Weber. Er hat dafür mit seinem Leben bezahlen müssen, wir hatten Glück…«
Ich unterbrach ihn. »Ist es ihm denn gelungen, sein Ziel zu erreichen?«
»Nein. Er ist geflohen.«
»Denkst du an eine Rückkehr?«
»So schnell nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil mein Vorgesetzter letztendlich einen Kompromiss eingegangen ist. Du kannst es mit einem schlechten Gewissen umschreiben oder so ähnlich, aber er hat dafür gesorgt, dass die Pathologie in der Nacht bewacht wird.«
»Immerhin.«
»Es würde also sofort Alarm ausgelöst werden, wenn er in der Nähe wäre. Eine entsprechende Beschreibung habe ich abgeben können. Es besteht also die schwache Chance, dass er in die Falle läuft.«
»Worauf wir uns natürlich nicht verlassen können.«
»Du sagst es.«
»Okay, Harry, dann sehen wir uns morgen. Sollte sich etwas ereignen, ruf an. Ich rufe an, wann wir in Frankfurt landen. Und grüß Dagmar von uns.«
»Sie liegt in der Badewanne.«
»Oh - das wollte ich nicht. Dann habe ich euch gestört und…«
»Alles andere überlasse ich deiner Fantasie, John. Guten Flug wünsche ich euch.«
»Danke, den werden wir sicher haben.«
Ich legte auf und schaute zu meinem Freund Suko hin, der im Sessel saß und seine Arme ausgebreitet hatte. »Willst du jetzt einen Kommentar von mir hören?«
»Wenn es dich happy macht…«
»Das sicherlich nicht, John, aber ich muss wieder daran denken, wie das Schicksal so spielt. Es gibt zwei verschiedene Anfänge, und die Enden haben sich bei uns und Harry zusammengefügt. Man kann es auch politisch ausdrücken. Europa wächst zusammen.«
»Klar. Nur kann ich darauf verzichten. Zumindest auf diese makabre Art.«
Suko hörte zu, als ich ihm den größten Teil des Gesprächs wiedergab. Sein Gesicht zeigte einen ernsten Ausdruck, und er stellte eine Frage, mit der ich natürlich gerechnet hatte.
»Drei Köpfe, die drei Wissenschaftlern gehörten. Einem Deutschen und zwei Briten. Da liegt das Motiv, und da müssen wir ansetzen.«
»In Frankfurt.«
Suko blieb noch beim Thema. »Da sich dieser Irre nicht jede x-beliebige Leiche aussucht, geht es ihm um die Kapazitäten. Wie heißt der Typ denn noch?«
Mir schoss die Röte ins Gesicht, was Suko leicht erschreckte. »Verdammt, ich habe Harry den Namen nicht mitgeteilt. Mist auch, wie konnte mir das passieren?«
Voller Wut schlug ich gegen ein Kissen. Danach griff ich erneut zum Telefon und hoffte, dass mein
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