1276 - Kodexfieber
Fähigkeiten tat. Der Scanner verstärkte sie zusätzlich.
Lautlos wich die Virentür zur Seite und gab ihr den Weg in das Labor frei. Links und rechts neben dem Scanner schwebten jeweils zwei Antigravliegen. Auf diesen ruhten die vier Hanse-Spezialisten. Agid Vendor und Doran Meinster links, Mirandola Cainz und Colophon Bytargeau rechts. Sie waren Lebensgefährten, aber zur Zeit hatten sie nicht viel davon.
Die vier Hanse-Spezialisten hatten auf Eremit das Schiff des Elfahders Volcayr bestiegen und hatten sich seither in dessen Nähe aufgehalten. Volcayr hatte sie für würdig befunden, ihn zu begleiten, und erst vor kurzem hatten sie den Wunsch geäußert, auf die EXPLORER zurückkehren zu dürfen. Volcayr hatte dem Wunsch entsprochen.
An Bord seines Schiffes waren die vier Spezialisten den Kodexmolekülen ausgesetzt gewesen. Nach ihrer Rückkehr in die EXPLORER hatten sie einen verwirrten Eindruck gemacht, der sich rasch steigerte. Es war jedoch nicht zu Ausbrüchen wie seinerzeit bei Kido gekommen. Sie waren immer matter und müder geworden und schließlich in tiefes Koma gesunken, aus dem nichts sie bisher hatte erlösen können.
Irmina konzentrierte sich. Sie nahm sich Agid Vendor vor. Behutsam tastete sie die einzelnen Bereiche ihres Gehirns ab, ohne etwas zu finden. Die hormonalen und neurotischen Prozesse liefen ab wie immer. Und doch schien da etwas zu sein.
„Die Geschwindigkeit", sagte Kido. „Hast du es bemerkt? Sieh dir die Aufzeichnungen an, die der Scanner bei der letzten Untersuchung gemacht hat!" Kido sprach jetzt Sothalk.
Er hatte diese Sprache im Handumdrehen gelernt und sich als ein wahres Sprachgenie entpuppt.
Die Prozesse im Gehirn liefen ein wenig schneller ab als zuvor. Irmina maß dem Vorgang sofort Bedeutung bei. Sie wußte schon seit Beginn der Behandlung der vier, daß sie auf Volcayrs Schiff eine Überdosis der Kodexmoleküle erwischt hatten. Das machte die Frau zuversichtlich, da sie aus ihren bisherigen Beobachtungen wußte, daß sich die Kodexmoleküle nach einer Weile zersetzten. Volcayr mußte sich regelmäßig mit ihnen „voll tanken".
Die neutrale Beschleunigung, war sie ein Hinweis, daß die vier bald aus dem Koma erwachen würden?
Irmina setzte sich in einen Sessel und begann mit dem Scanner zu arbeiten. Sie konzentrierte sich noch immer auf Agid Vendor. Sie tastete sich weiter durch ihren Körper hindurch. Neben Äußerlichkeiten widmete sie sich vor allem den hormonalen Prozessen, die im Körper der Frau abliefen.
Irmina machte dabei eine Entdeckung, bei der sie pfeifend die Luft ausstieß.
„Unmöglich!" sagte sie. Die Brustdrüsen der Hanse-Spezialistin hatten begonnen, große Mengen an Muttermilch zu produzieren, und das, obwohl kein Anlaß dazu bestand.
Irmina spürte Schweißperlen auf ihrer eigenen Stirn. Sie konzentrierte sich stärker. Sie zerlegte in ihrem Geist die Drüsen in ihre molekularen Teilchen und begann mit der Umgruppierung. Sie nahm eine Veränderung vor, die sie später irgendwann rückgängig machen mußte, wenn der Normalzustand wieder eintrat. Die Überfunktion hörte auf, und Irmina kümmerte sich um Mirandola Cainz. Bei ihr stellte sie dieselben Symptome fest.
Ich kann es nicht verantworten, dachte sie. Ich muß anders vorgehen. Sie machte ihren Eingriff bei Agid Vendor rückgängig und sprang auf.
„Vi!" sagte sie. „Du mußt mir helfen! Ich schaffe es nicht allein!"
Sie nannte eine Formel, und das Schiff meldete sich mit Vishnas tiefer, beruhigender Stimme.
„Aber gern, Irmina. Die Medobox produziert bereits eine erforderliche Menge des Hormonblockers."
Die Metabio-Gruppiererin gab Kido einen Wink. Das Wesen, das nichts über seine Vergangenheit wußte, eilte hinüber zu der Box und entnahm ihr das Serum. Es brachte es ihr, und Irmina gab den beiden Frauen eine Injektion. Kurz darauf trat die Wirkung ein, die Überfunktion der Brustdrüsen hörte auf.
„Und was nun?" fragte Kido. Er stöhnte auf und fuhr mit den Händen an sein Hinterteil.
„Warum kannst du mir nicht helfen? Ich spüre den Schwanz wieder!"
„Du kannst dir selbst helfen!" sagte Irmina. „Warum tust du es nicht?"
Darauf gab Kido keine Antwort, und Irmina machte sich an die Untersuchung der beiden Männer. Auch bei ihnen waren beschleunigte hormonale Prozesse zu erkennen.
Ich muß alles analysieren, dachte sie. Sie wußte, daß es eine aufreibende Arbeit war, aber sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, die Wirkung der Kodexmoleküle bis ins letzte
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