128 - Die fliegenden Särge von San Franzisko

Telefon anschlug, das nicht über die herkömmliche Fernsprechleitung
angewählt worden war.
    Das Telefon war ein Spezialapparat, der nur
auf ein Funksignal ansprach, das von der PSA-Zentrale ausging.
    Der Apparat stand auf dem Nachttisch neben einem
Bett. Darin lag ein Mann, der tief und ruhig atmete und dessen Atem sich beim
ersten Signal veränderte.
    David Gallun alias X-RAY-1 erwachte.
    Der weißhaarige Mann schlug die Augen auf,
ohne jedoch auch nur einen Lichtschimmer der Neonreklamen wahrzunehmen, die
durch das Fenster seines zur Straße liegenden Schlafzimmers zuckten.
    David Gallun war blind.
    Mit traumwandlerischer Sicherheit griff er
jedoch nach dem Apparat, noch ehe dieser ein drittes Mal angeschlagen hatte.
    Der Funkruf, den Larry Brent auf den Weg
gebracht hatte, erreichte ihn.
    X-RAY-1 meldete sich.
    Die Miene des väterlich und seltsam alterslos
wirkenden Mannes versteinerte, als er Larry Brents Bericht entgegennahm.
    Das war ein gezielter Anschlag! Iwan
Kunaritschew hatte seinen Gegner entweder unterschätzt oder nicht geahnt, wer
dahintersteckte.
    PSA-Agenten waren stets gefährdet und mußten
jederzeit mit dem schlimmsten rechnen. Unberechenbare Gefahren gehörten zum
Alltag jener Männer und Frauen, die ihr Leben in den Dienst der Menschheit
gestellt haben, die Tod und Teufel nicht fürchteten, um den letzten Rätseln und
Geheimnissen dieser Welt auf die Spur zu kommen. Rätseln und Geheimnissen, die
unschuldige Menschen bedrohten, ihnen Unheil und nicht selten auch den Tod
brachten.
    Rha-Ta-N’my, Jahrmillionen als Ur-Dämonin und
Dämonengöttin ein Teil der werdenden Erde, war zum Beispiel eine solche Gefahr.
Von ihren einstigen Aktivitäten waren viele gefährliche Spuren zurückgeblieben.
Der Hinterlassenschaft der Dämonengöttin bedienten sich in heutiger Zeit bewußt
und unbewußt viele Menschen in aller Welt, die schwarzmagische und okkulte
Praktiken betrieben Und Menschen dadurch verhexten. Sie brachten sich auch
selbst in Gefahr.
    Es gab Dr. Satanas, den unheimlichen
Widersacher der PSA, der in tausend Masken auftrat, und von dem man immer noch
nicht wußte, wer er wirklich war. Nur sein Ziel war klar: er wollte die PSA
zerstören.
    Menschen, die dem Bösen und der Hölle
dienten, Satan und seine Schergen, Geister und Dämonen, neugeschaffene
menschenfeindliche Wesen, die dem Hirn und dem Laboratorium wahnsinniger Wissenschaftler
entsprangen, gehörten ebenso zu der Palette der Feinde wie Werwölfe, Untote,
Widergänger und Vampire. Die Welt des Unheimlichen war das Betätigungsfeld der
PSA.
    X-RAY-1 fiel es schwer, die Todesnachricht zu
verkraften. Sie zeigte ihm, daß die Gefahr in San Franzisko nicht hoch genug
eingeschätzt werden konnte.
    Larry Brent übermittelte alle Details. Er
nannte auch Namen, die von Dr. Floyd Carol und Brian O’Neill, jenem
geheimnisvollen Toten, dessen Sarg in dieser Nacht lebendig geworden war.
    In dieser Nacht war so viel passiert, das sie
erschauern ließ und gleichzeitig ihre ganze Aufmerksamkeit erforderte.
    Da war das Erlebnis der beiden jungen
Deutschen mit dem fliegenden Sarg, da war der geheimnisvolle Anruf des
Privatdetektivs Harm Shuster. Jetzt kam der Anschlag auf Liz Mandalers Leben
hinzu, das Auftauchen eines blauen Dämons, der blau-violette Lichtschein, der
Iwan Kunaritschew fällte wie ein Baum.
    Das blau-violette Licht.
    War es eine andere Erscheinungsform jener
rätselvollen Gestalt? Vielleicht seine letzte, seine geistige, ehe sie ein für
allemal verschwand und die Seele des Opfers, das sie sich noch auserkor,
mitnahm?
    »Ich nehme umgehend Kontakt mit Ihnen auf,
X-RAY-3, sobald alle Informationen verarbeitet sind. Sie erhalten dann weitere
Instruktionen. Was tun Sie im Moment ?«
    »Ich fahre mit zum Hospital, in dem Iwan
Kunaritschews Körper durchgecheckt werden soll. Herz und Atmung müssen mit
medizinischen Instrumenten kontrolliert werden, eine Messung der Hirnströme
wird noch durchgeführt. All das ist noch nicht erfolgt. Es gibt keine Anzeichen
einer äußeren Verletzung an seinem Körper. Er liegt da, als ob er schlafe. Wenn
nur diese seltsame blau-violette Farbe seiner Haut nicht wäre, die schon
optisch darauf hinweist, daß mit diesem Körper etwas ganz Außergewöhnliches
geschehen ist .«
    Danach, ließ er X-RAY-1 noch wissen, wollte
er noch mal zum Friedhof fahren, um zu sehen, was aus der Ausgrabung geworden
ist.
    »Okay, X-RAY-3. Alles Weitere warten Sie ab.
Nach dem, was Sie mir sagten, wenn ich die Umstände von