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1280 - Der Engel und sein Henker

1280 - Der Engel und sein Henker

Titel: 1280 - Der Engel und sein Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und unter der offenen kurzen Jacke ein Netzhemd. Auch er hielt eine Waffe in der Hand, und neben ihm auf der Kommode lagen die beiden Gasmasken.
    Der »Pirat« lag noch auf dem Boden und stöhnte vor sich hin. Er war für mich weniger interessant, denn ich hielt Ausschau nach Lavinia Kent, um die es sich eigentlich drehte.
    Sie lag auf einer kleinen Couch, die mehr ein Zweisitzer war. Die Füße hingen über das Ende hinweg, und wenn sie nicht geatmet hätte, dann hätte man sie auch für tot halten können.
    Die Trümpfe lagen eindeutig in den Händen der beiden Gangster, und das wussten sie auch.
    Das Sagen hatte Craig Logan. Er blieb auch nicht stehen, sondern ging wie ein Feldherr auf und ab.
    Neben dem Piraten blieb er stehen und stieß ihn an.
    »He, komm hoch!«
    »Mir ist hundeelend.«
    »Na und?«
    »Ich kann nicht.«
    »Hör zu, Richie. Ich kann die beiden killen und dich hier in der Bude zurücklassen. Was glaubst du wohl, werden die Bullen denken, wenn sie dich so finden?«
    »Das machst du nicht.«
    »Nur dann, wenn du…«
    »Ja, ja, schon gut…«
    Richie riss sich zusammen. Der Typ auf der Kommode fing an zu lachen, was Richie ärgerte, denn er schickte einen Fluch auf die Reise. Als er schließlich auf dem Boden kniete und sich an einem Stuhl festhielt, da glitt sein Blick in meine Richtung. Er glotzte mich an, und dann funkelte es in seinen Augen. Er hatte mich erkannt, und es war zu sehen, dass der Hass wieder in ihm hochstieg. Er hasste mich, er wollte mich. Obwohl es ihm mies ging, keuchte er: »Wo ist mein Messer?«
    »Was willst du damit?«
    »Dem Bullen die Kehle durchschneiden.«
    Logan lachte. »Eine gute Idee. Aber warte noch etwas. Zuerst nehmen wir uns diese Tussy vor.«
    »Willst du ihr eine Kugel in den Schädel schießen?«
    »Das wäre nicht übel.« Logan trat wütend auf. »Sie ist schuld daran, dass mein Bruder auf Leben und Tod liegt. Die Weißkittel haben ihm kaum Chancen gegeben. Sie haben davon gelabert, dass sein Körper keine Widerstandskraft hätte und ausgelaugt wäre. Zu viele Drogen und Alkohol. Sie sprachen von Giften, aber ich glaube fast, dass sie einem armen Schwein wie Eddy eher den Tod gönnen. Er ist kein Millionär und keiner dieser Affen, bei denen sie eine große Schau machen. Ich könnte kotzen, wenn ich daran nur denke.«
    Dieser Mann war wirklich von einem wahnsinnigen Hass getrieben. Ich wusste nicht genau, was ihn leitete. Wahrscheinlich hasste er alles, was außerhalb seines Gesellschaftsbereichs ablief und nicht so dachte wie er.
    »Sie nicht«, sagte ich.
    Mit meiner Einmischung hatte Craig Logan nicht gerechnet. Er drehte sich schnell und glotzte mich an. »He, was hast du gesagt?«
    »Du hast es schon verstanden.«
    Er ging einen Schritt auf mich zu und zielte mit der Waffe genau auf mein Gesicht. »Ja, das habe ich verstanden, aber ich will es einfach auch von dir hören.«
    »Sie hat deinen Bruder nicht angeschossen.« Der nächste Satz fiel mir schwer, aber es musste sein.
    »Ich bin es gewesen, Logan. Ich habe deinen Bruder angeschossen.«
    »Ach - du?«
    »Ja. Das ist die Wahrheit.«
    Logan war überrascht. Er wusste im ersten Moment wirklich nicht, was er sagen sollte. Er schüttelte leicht den Kopf, grinste auch irgendwie dümmlich, aber seine Augen grinsten oder lächelten nicht mit. Sie blieben starr, und wieder spürte ich den Hass, der von ihm ausströmte.
    Ich rechnete damit, dass er durchdrehte, sich auf mich warf, um mich niederzuschlagen, doch das tat er nicht. So stierte er mich weiterhin nur an, und meinte dann: »Du also?«
    »Es ließ sich nicht vermeiden. Es ging um Geiseln…«
    Ein Schrei. Ein irrer Schrei, der aus seinem weit geöffneten Mund tobte. Logan schüttelte sich dabei wie jemand, der unter starken Stromstößen leidet. Sein Gesicht war zu einer einzigen Fratze geworden, und in den Mundwinkeln zeichnete sich tatsächlich Schaum ab.
    Ich befürchtete, dass er schießen würde, aber das war ihm zu wenig. Er schlug mit der linken Faust zu. Darauf hatte ich mich einstellen können. Meine Hände waren schneller als seine Faust. So traf er nicht mein Gesicht, sondern nur die Handflächen, die ich ihm blitzschnell entgegenstreckte. Zugleich zog ich die Beine an und wuchtete sie zusammen mit meinem Körper nach links.
    Mit dieser Gegenwehr hatte Logan nicht gerechnet. Der plötzliche Stoß katapultierte ihn zurück. Er verlor das Gleichgewicht und landete auf seinem Hinterteil.
    Ich nutzte die Gelegenheit aus und setzte mich

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