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1280 - Der Engel und sein Henker

1280 - Der Engel und sein Henker

Titel: 1280 - Der Engel und sein Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurück!«
    »Das weiß ich. Aber ich habe dann die große Genugtuung. Es tut meiner Seele gut, sehr gut sogar. Wenn ich dich als blutendes Muster vor mir sehe, dann werde ich zugleich an Eddy denken.« Er zeigte wieder sein diabolisches Grinsen, und ich sah meine Chancen immer weiter dem Nullpunkt entgegensinken.
    Das Messer kam näher. Es wurde noch schräg gehalten. Ich sah das leichte Zittern der Klingenspitze. Dahinter Craigs Gesicht, das eigentlich keines mehr war, sondern mehr eine Maske, die auf die Theaterbühne gehört hätte.
    Wegen der Nähe war er auch zu riechen. Seine Haut sonderte diesen säuerlichen Geruch ab, der mir unangenehm in die Nase stieg. Aber was war das schon gegen diese verfluchte Aussicht auf die Zukunft, die eigentlich keine mehr war.
    Erst sollte ich leiden, dann sollte ich sterben.
    Und Logan hatte seinen Spaß. »Ein Bulle gerät ins Schwitzen«, flüsterte er, »das ist ja etwas ganz Neues für mich. Eine tolle Erfahrung, wirklich. Ein schwitzender Bulle. Ein Bulle, der sich vor Angst fast in die Hosen scheißt. So etwas habe ich mir immer vorgestellt. Das ist einfach super. In meinen kühnsten Träumen hätte ich das nicht für möglich gehalten. Heute ist wirklich mein Glückstag.«
    Das Messer kam näher. Vor meinem Gesicht veränderte sich die Klinge zu einer breiten hellen Masse, weil mein Blick verschwommen geworden war.
    Dann sank die Klinge nach unten.
    Einen Moment später spürte ich sie an meiner Stirn. Wie ein kalter starrer Lappen legte sie sich auf meine Haut. Noch mit der flachen Seite, aber es würde bestimmt nicht viel Zeit vergehen, dann würde Logan die Klinge herumdrehen.
    »Ja, Sinclair, bald werde ich…«
    »Craig…«
    »Schnauze, Fatty.«
    »Nein, Craig…«
    Fatty ließ sich nicht abhalten. Und wie Logan hatte auch ich die Unsicherheit in seiner Stimme gehört, die sicherlich nicht von ungefähr kam. Da musste etwas passiert sein.
    Logan ließ sich nicht verunsichern. Noch lag die Klinge kalt auf meiner Stirn. Ich atmete durch die Nase. Meine Sinne waren gespannt. Irgendetwas musste passieren, und das nicht nur mit mir, sondern auch in der Umgebung.
    »Bitte, Logan, das ist… ich weiß es auch nicht, verflucht!«
    Endlich merkte Craig Logan, dass etwas nicht stimmte. Er zischte mir eine Verwünschung entgegen, dann bewegte er sich von mir weg. Ich atmete auf, als die Messerklinge sich von meiner Stirn entfernte, ohne dort eine Wunde hinterlassen zu haben. Was da genau passiert war, das sah ich noch nicht, weil Logan mir die Sicht nahm.
    »Und was ist los?«
    »Da!«
    »Wo, verflucht?«
    »An der Wand!«
    Craig Logan schaute hin. Er tat mir dabei den Gefallen, sich etwas nach rechts zu bewegen, sodass ich ebenfalls ein freies Blickfeld besaß und auf die Wand schauen konnte.
    Lavinia hatte die Wohnung hell gestrichen. Zudem hingen an dieser bestimmten Wand auch keine Bilder in Massen. Es gab eine genügend freie Fläche, und genau sie war von Fatty angesprochen worden.
    Dort hatte sich etwas verändert.
    Da war ein großes Bild entstanden. Allerdings ein Bild oder Gemälde ohne Rahmen. Innerhalb der Wand zeichnete sich eine Gestalt ab, mit der keiner gerechnet hatte.
    Auch ich nicht, denn meine Blicke waren auf den mörderischen Henker fixiert…
    ***
    Alle waren überrascht und starrten schweigend. Die Veränderung war einfach zu überraschend gekommen, und die verdammte Bande hatte mich zunächst vergessen.
    Auch ich dachte in diesem Moment nicht darüber nach, meine Lage zum Positiven zu verändern.
    Der Anblick des Henkers hatte alles andere in den Hintergrund gedrängt.
    Der Henker sah grauenhaft aus. Hätte es zu seiner Zeit schon die Muskelbuden gegeben, er wäre dort einer der Stars gewesen. Sein Oberkörper war muskelbepackt. Oberarme wie Baumstämme.
    Kein Gramm Fett zu viel. Ein leichter Glanz auf der Haut und ein Gesicht, von dem nur die untere Hälfte zu sehen war, dieser breite, nach unten verzogene Mund, der wohl so etwas wie Brutalität und eisernen Willen dokumentieren sollte. Die Spitze der Nase war noch zu sehen, weil sie unter der Halbmaske hervorragte, und als er den Kopf etwas bewegte, erkannte ich, dass er keine Halbmaske trug, sondern eine eng anliegende Kapuze, die ihm bis über die Augen reichte.
    Er sah trotzdem alles, denn in zwei Schlitzen malten sich die Augen ab. Kalte Blicke, die man auch mit dem Begriff tödlich umschreiben konnte. Wer in seine Hände geriet, der hatte nicht die geringste Chance, überlegen zu

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