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1280 - Der Engel und sein Henker

1280 - Der Engel und sein Henker

Titel: 1280 - Der Engel und sein Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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können.
    Seine Beine und der Unterkörper waren von einer blauen, weit geschnittenen Hose bedeckt. Sie wurde von einem blauen Gürtel gehalten, was ich zwar wahrnahm, es allerdings als nebensächlich empfand, denn viel wichtiger war das Beil.
    Kein normales Beil, sondern eines mit zwei mörderischen Klingen, die links und rechts des starken Holzgriffs zu den Seiten hin wegragten, in der Mitte kompakt aussahen und sich zu den Enden hin verjüngten, um dann die blanken und bläulich schimmernden Schneiden bilden zu können, die für mich so scharf aussahen, als könnte man damit ein Haar spalten.
    Craig Logan und seine Kumpane verharrten wie erstarrt. Der Anblick hatte ihnen einen Schock versetzt. Auch ich blieb starr sitzen, und so gab es nur eine Person, die sich bewegte und sich auf ihrer Couch langsam aufrichtete.
    Es war Lavinia Kent, in deren Gesicht ein ungläubiges Staunen stand. Sie hatte die Augen weit geöffnet, sie traute sich aber nicht, ihren Platz zu verlassen, dafür aber streckte sie dem Bild in der Wand beide Arme entgegen, als wollte sie den Henker durch diese Geste begrüßen.
    »Scheiße«, keuchte Craig Logan. »Was ist das?«
    »Weiß ich nicht«, antwortete Fatty flüsternd. »Ich habe nur gesehen wie er plötzlich kam.«
    »Ja, das stimmt. Er ist drin. Er ist in der Wand. Aber er war vorher nicht da.«
    »Und warum?«
    »Verdammt, das weiß ich nicht!« schrie Fatty.
    Logan wollte das nicht so hinnehmen. Es gab noch eine Person, die er fragen konnte.
    »Was ist mit dir, Richie?«
    »Keine Ahnung.«
    Logan schrie. Er fuchtelte mit der Waffe herum. »Verdammt noch mal, ihr alle habt keine Ahnung. Wo bin ich hier? Was soll das alles? Das ist doch nicht normal. Das ist ein Henker. Ein Typ, wie man ihn früher hatte. Den… den… hat doch keiner gemalt.« Logan wollte von mir etwas hören und drehte sich deshalb zu mir um.
    »Sag es, Sinclair! Du weißt es! Los, raus damit!«
    Ich schüttelte leicht den Kopf. »Und wenn ihr mich steinigt, ich weiß es nicht!«
    »Doch!«, brüllte Logan. Er wollte sich auf mich stürzen, und es sah so aus, als sollte die Klinge genau die Mitte meines Gesichts treffen.
    »Nicht!«, schrie Lavinia Kent, und ihre Stimme überschlug sich.
    Ich hatte Glück, denn Logan hörte auf sie. Er stoppte mitten in der Bewegung.
    Lavinia saß weiterhin auf ihrer Couch. Sie deutete auch jetzt auf das seltsame Gemälde. »Es ist der Henker. Er ist uralt. Er ist eigentlich tot, aber er lebt trotzdem. Er will nicht zu euch. Er will - mich ganz allein.«
    Sie hatte eine Erklärung gegeben, die auch stimmte, aber niemand konnte sie begreifen. Es war von den Typen niemand in der Lage, in andere Richtungen zu denken, bis Richie zu lachen begann und dabei den Kopf heftig schüttelte.
    »Die erzählt doch Mist«, schrie er. »Einfach nur verdammten Bockmist. So was glaubt keiner.«
    »Es ist die Wahrheit«, erklärte ich. »Der Henker ist gekommen, um Lavinia zu holen. Und er wird jedes Hindernis aus dem Weg räumen, das sich ihm entgegenstellt.«
    »Halts Maul!« fuhr Logan mich an.
    »Sie ist an der Reihe!«
    Craig Logan starrte mich an, als wollte er mich fressen. Ich ließ mich nicht beirren und sprach weiter. »Er ist wirklich ein Henker. Er ist sehr alt. Er ist gestorben, aber er ist nicht wirklich tot. Er existiert in einem Zwischenreich, das er hin und wieder verlässt und…«
    »Ein Geist?«
    »Ja. Nicht nur das. Ein killender, ein mordender Geist, dessen Beil dir den Kopf abschlagen kann.«
    Craig Logan wusste nicht, was er noch sagen sollte. Auch Fatty war stumm geworden, und Richie, der Pirat, sagte ebenfalls nichts. Ich hatte längst festgestellt, dass die Lage zu meinen Gunsten gekippt war. Ich war nicht mehr so wichtig. Ich war auch greifbar, ganz im Gegensatz zu dieser Gestalt in der Wand, die darin noch eingeschlossen war, aber nicht unbedingt als Gemälde bezeichnet werden konnte, denn dieser Henker war etwas anderes. Er war eine Figur, die lebte, die etwas ausströmte, das sich im Raum verteilte. Der Odem des Bösen breitete sich aus, und das schienen auch Logan und seine beiden Kumpel zu merken, denn ihre Sicherheit war verloren gegangen.
    Logan grinste mich an. Er hielt auch jetzt seinen Revolver fest. Aber die Mündung zeigte nicht mehr auf mich.
    »Ein Geist, wie?«
    »Ja, ein Geist.«
    Ich sah ihm an, dass er widersprechen wollte, aber das schaffte er nicht. Er schaute zu Boden, dann auf die Wand, und er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte.
    Meine Sekunde

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