1281 - Der dreifache Tod
Winkel, sodass er vom anderen Raum aus nicht gesehen werden konnte.
»Tiger…«
Eine Männerstimme rief nach dem Chef. Sie klang sehr unsicher. Suko hörte wieder die Schritte, die sich jetzt immer mehr der offenen Tür näherten.
Wer immer den Raum betreten hatte, er war unsicher und schien hier nicht unbedingt zu Hause zu sein. Aber hatte die offene Seitentür gesehen, kam auf sie zu und blieb auf der Schwelle stehen, weil er sich keinen Schritt mehr vortraute.
»Tiger…?«
Da griff Suko ein. Plötzlich stand er vor dem Mann und musste beinahe laut loslachen, als er das Entsetzen sah, das diesen Menschen gepackt hielt. Suko musste dem Mann mit der Brille wie ein Ungeheuer vorgekommen sein, dass urplötzlich seine Höhle verlassen hatte und jetzt dabei war, sich seine Beute zu holen.
Suko packte zu und stieß den kleinen Mann zurück in den Chefraum. Er hatte ihn nie gesehen, denn ihn hätte er bestimmt nicht vergessen. Die große Brille in dessen Gesicht war einfach zu prägnant.
»Wer bist du?«, fragte Suko und schüttelte den kleineren einige Male durch.
»Ich… ich… suche Tiger.«
»Wer bist du?«
»Jacob.«
»Aha. Und was hast du hier zu suchen?«
»Tiger ist mein Chef, verdammt. Wer bist du denn?«
Suko wusste, dass der Mann nicht log. Ihm war jetzt eingefallen, dass er ihn beim Betreten des Büros gesehen hatte. Da hatte dieser Jacob den Raum verlassen.
Da Suko ihn nicht weiter bedrängte, ging es Jacob wieder besser. Er fing sich und wollte wissen, wo er Tiger finden konnte.
»Dein Chef ruht sich aus. Er schläft.«
»Was?« Jacob bewegte unruhig seine Hände. »Das… das… glaube ich nicht.«
»Es ist aber so. Nur haben wir es hier nicht mit einem normalen Schlaf zu tun. Ich habe etwas nachgeholfen. Das soll für dich nicht interessant sein. Ich will wissen, was du von ihm wolltest. Was war denn so wichtig, dass du nach ihm schreist?«
Jacob überlegte, ob er eine Antwort geben sollte. »Das ist so schwer, verdammt.«
»Rede!«
»Es… es… gab einen Überfall. Zwei Gestalten, die keiner kennt. Ein Mann und eine Frau…«
Suko war alarmiert. Er ließ Jacob nicht zu Ende sprechen. »Wo ist das passiert?«
»In der kleinen Halle.«
»Was ist das?«
»Ein Lokal. Viele von uns essen dort. Die kleine Halle ist nicht für Fremde. Da sind wir unter uns.«
»Wo genau finde ich sie?«
»In der nächsten Nebenstraße rechts. Der helle Bau mit den beiden Säulen davor.«
»Gut. Und warum ist er überfallen worden?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wem gehört die Halle?«
»Dem King.«
»Bitte?«
»Ja, so nennt er sich. Er hat sie von seinem Vater übernommen. Er ist noch jung. Er will kein Chinese sein. Deshalb sollen alle King zu ihm sagen. Richtig heißt er King Han Lai. Aber den Namen will er nicht hören.«
Suko drängte zwar die Zeit, aber er musste noch einige Fragen stellen. »Kennen der Tiger und der King sich?«
»Ja klar.«
»Sind sie auch Freunde oder gute Bekannte?«
»Nein, sie hassen sich. Der Tiger wollte den Laden haben. Aber der King will nicht verkaufen.«
»Alles klar«, sagte Suko, der jetzt wusste, wie der Hase lief. Tiger hatte schon alles in die Wege geleitet, um hier der großer Herrscher werden zu können. Klar, dass er auf Widerstand stieß, aber den wollte er brechen. Bei Mr. Wash ebenso wie beim King. Er musste die letzten beiden Kämpfer finden, bevor sie irgendwelches Unheil anrichteten und Menschen zu Schaden kamen.
Suko hatte noch daran gedacht, Tiger Handschellen anzulegen. Das ließ er jetzt bleiben, die Zeit eilte. Jacob konnte nur staunen, so schnell war Suko verschwunden. Und als sich der Mann drehte, um ihm nachzuschauen, da sah er nichts mehr von ihm. Als hätte sich der Fremde einfach in Luft aufgelöst…
***
Zwei Männer lagen in der Nähe des Eingangs am Boden. Sie hatten sich den beiden Ankömmlingen entgegengestellt und waren blitzschnell niedergeschlagen worden.
Als wäre nichts geschehen, waren Lu Shing und Amira weitergegangen, um in dieser Halle ihre Zeichen zu setzen. Es war kein Lokal, in das sich Touristen verirrten. Hier aßen die Einheimischen, und hier schmeckten die Gerichte auch anders als in den üblichen Gaststätten, wo man sie mehr dem europäischen Gaumen angeglichen hatte.
Auf eine teure Einrichtung war verzichtet worden. Die Küche befand sich innerhalb des Raums.
Jeder Gast konnte hinter die hüfthohe Barriere schauen, wo drei Köche die Mahlzeiten auf den heißen Ofenplatten zubereiteten. Die Leute, die
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