1282 - Sprung zum Dreiecksnebel
das leider keinen Platz in deiner Erinnerung haben kann.
9. DAO-LIN-H'AY
Die Welt war dunkel.
Nicht einmal die restlichtverstärkenden Augen von Kartanin vermochten sie zu sehen.
Die nächste Lichtquelle war rund 400.000 Lichtjahre entfernt, und die Scheinwerfer der MASURA stellten im kosmischen Sinne keine Lichtquelle dar, nicht aus einer halben Lichtsekunde Entfernung zu der Dunkelwelt.
Nur auf den Bildschirmen der Infrarotortung war sie zu sehen.
Es war ein echter Planet, ungefähr wie Kartan so groß, wie die eingeblendeten Meßwerte zeigten - und überraschenderweise an der Oberfläche fast genauso warm.
Diese Wärme konnte nur aus radioaktiven Zerfallsprozessen kommen, die in ihrem Innern abliefen.
Die Welt besaß sogar eine Atmosphäre.
Und sie besaß eigenständiges Leben!
Wir Kartanin in der Hauptzentrale der MASURA reagierten unterschiedlich auf den Anblick, den uns die Infrarotschirme boten.
Jammur-Trahl-L'agyr, eine Assistentin aus der Familie der L'agyr, die mich unterschwellig haßte, fauchte gleich einer in die Enge getriebenen erschöpften Kämpferin.
Bao-Tinhyr-H'ay, die Chefin der Ortung und Raumüberwachung, kroch in ihrem Sessel förmlich in sich zusammen.
Sternmarschall Jarmin-Vyn-H'ay, Chef der Sternsöldner, saß steif und mit hochaufgerichtetem Oberkörper an seinem Platz, die Schnurrhaare steif gespreizt, den schwarzen Fellstreifen aufgerichtet. Seine vielen Narben, Zeugen zahlreicher Kämpfe, schimmerten in der gedämpften Zentralebeleuchtung rosafarben.
Ganz anders reagierte Fessen-Kon-H'ay, der grauhaarige Pilot unseres Sternenschiffs.
Er hing lässig in seinem breiten Sessel, die Lippen schief zu einem zynischen Lächeln verzogen.
Ich stand - und ich versuchte, unbeeindruckt zu erscheinen.
Ganz gelang mir das wahrscheinlich nicht, denn die grauweiße, tief gefurchte und permanent pulsierende Masse, die die gesamte Oberfläche des Planeten umspannte, glich täuschend der Oberfläche einer kartanischen Großhirnrinde. Zwar gab es hier und da wassergefüllte Vertiefungen, aber sie waren an den tiefsten Stellen höchstens zwei Fuß hoch und bedeckten alle zusammen nicht mehr als zehn Prozent der einzigartigen Lebensform.
„Ist es gefährlich?" fauchte Bao-Tinhyr in meine Richtung. „Von ihr scheinen die psionischen Impulse auszugehen."
Ich stand längst mit meinen Espern in ihren Halbkugelaufbauten an der Oberseite des Schiffes in Verbindung. Sie schirmten uns mit Hilfe des in den Kanzeln lagernden Parataus ab und betasteten gleichzeitig die Lebensform auf der Dunkelwelt.
„Bisher nicht", antwortete ich. „Die psionischen Impulse sind immer noch unmoduliert.
Wie nennen wir die Welt? Hat jemand einen Vorschlag zu machen?"
„Na-Ge-D'ay", sagte Fessen-Kon trocken.
Maunzendes Gelächter brandete gedämpft auf.
Na-Ge-D'ay hieß Fleischpudding und war bei uns Kartanin ein Nahrungsmittel für uralte Leute, denen die Zähne ausgefallen waren.
„Einverstanden", sagte ich.
Etwas knirschte in der Schiffszelle.
Im selben Augenblick schlugen meine Esper Alarm.
Wir haben Masse verloren! vernahm ich eine telepathische Botschaft. Genauer gesagt, es fehlt Masse, die bisher in die Seitenwand eines Maschinenraums integriert war.
Was bedeutet das? dachte ich zurück, während ich die Hand in der Spezialtasche meines Kampfanzugs hielt, die stets einen Paratautropfen barg.
Unbekannt! kam es von den Espern zurück.
Eigentlich hätte ich jetzt Fessen-Kon anweisen müssen, das Schiff zu stoppen.
Immerhin war nicht auszuschließen, daß das Phänomen des Massenschwunds auf psionische Kräfte von Na-Ge-D'ay zurückzuführen war.
Aber als ich von den Espern erfuhr, daß es bei dem einmaligen Schwund von zirka 50 Kilo Masse geblieben war und sich auch sonst nichts Verdächtiges tat, ließ ich den Piloten in Ruhe.
Ich blickte lediglich zu Muyin-Sok-H'ay hinüber, der Chefin des Feuerleitstands, und kreuzte die Arme vor der Brust. Es war eine ihr vertraute Geste. Von da an wußte sie, daß sie sich jederzeit feuerbereit halten mußte.
Fessen-Kon-H'ay goß sich Tee nach, leerte den Becher und stellte ihn danach weit an die Seite. Es war seine Art, sich auf eventuell notwendig werdende Blitzmanöver vorzubereiten. Er mochte alt an Jahren sein, aber seine Sinne waren so scharf wie eh und je. Ihm war nicht entgangen, was ich Muyin-Sok signalisiert hatte.
Da ich keine anderslautenden Befehle erteilte, steuerte er die MASURA in einen Orbit, wie das Routine war, wenn wir fremde
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