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1284 - Am Paß der Icana

Titel: 1284 - Am Paß der Icana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Spielteufel gepackt waren.
    Damit wären wir bei einem ganz anderen Thema angelangt. Geld spielte auf Mardakaan eine merkwürdige Rolle. Dem Besucher wurde auf dem Planeten des Lebensspiels alles, was er zum Vergnügen, für den Unterhalt, selbst zur Aufrechterhaltung eines luxuriösen Lebensstandards brauchte, umsonst geboten. Zu bezahlen brauchte er nur, wenn er spielte - und zum Spielen gab es auf Mardakaan zahllose Gelegenheiten. Natürlich kassierte von allem verspielten Geld der Staat seinen Obolus. So kam es, daß in einem Land, in dem der Besucher für nichts zu bezahlen brauchte, das Geld - besonders jenes, das den Touristen in Form frei verfügbarer Finanzmittel zugänglich war - die Priorität Nummer eins besaß.
     
    *
     
    In der Nacht versank die riesige Scheibe der Sonne D'haan für kurze Zeit ganz unter dem Horizont. Die Vironauten, die Mehrzahl terranischer Herkunft, hatten an diesem Vorgang ihr Ruhebedürfnis orientiert. Freilich mußten sie vor und nach dem Sonnenuntergang noch ein paar Stunden zulegen, denn es war - um diese Jahreszeit - eine Zeitspanne von nicht mehr als 110 Minuten, die D'haan zur Gänze unterhalb des Horizonts verbrachte.
    Reginald Bull erwachte aus leichtem, unruhigem Schlaf, als er ein halblautes Klirren hörte. Er richtete sich auf. Der automatischen Beleuchtung, die sich daraufhin einschalten wollte, gebot er, wieder zur Ruhe zu gehen. Das Klirren ließ sich ein zweites Mal hören.
    Es war ein merkwürdiges Geräusch, das eigenartige Gefühle weckte. Es erinnerte ihn an eine längst vergangene Zeit, als die Methoden der Kommunikation noch längst nicht so ausgefeilt waren wie heutzutage: Jemand warf Steine gegen sein Fenster.
    Er stand auf. Er kleidete sich an, soweit er es für notwendig hielt. Von einer Ecke des Raumes, in dem er schlief, führte eine Art Wendeltreppe nach unten zum Ausgang, der in den Park führte. Die Stufen der Treppe waren lächerlich flach, für Ophaler gemacht. Er stieg hinunter. Er öffnete die Tür, halb und halb erwartend, daß Kuursen Ton hier irgendein Alarmgerät installiert hatte, das anschlug, sobald die Tür aufging.
    Aber die Nacht blieb ruhig. Die Luft war blau und ein wenig feucht. Die Ophaler verstanden es, sich und ihren Gästen das Leben unter der Energiekuppel der Südpolstadt durch künstliche Klimatisierung angenehm zu machen.
    Es war finster. Die Lichter der Stadt verbreiteten zwar einen hellen, diffusen Schimmer.
    Aber der Park war dicht mit Bäumen bestanden, deren Blätterdach den Untergrund wirksam abschirmte.
    „Wer wirft da mit Steinen?" fragte er halblaut.
    Er hörte einen dünnen Pfiff, nahe der Grenze des Hörbaren. Weiter als zehn Meter drang dieses Geräusch sicherlich nicht. Innerhalb dieses Radius hatte er den nächtlichen Steinwerfer zu suchen. Er drang aufs Geratewohl vor. Der Pfiff hatte ihm keine besondere Richtung gewiesen. Es gab einen schmalen Pfad, der hier durchs Buschwerk führte. Er war kaum ein paar Schritte gegangen, da stieß er mit dem Fuß gegen etwas Schweres, Weiches.
    „Heh, paß auf wohin du trittst", klang es ihm in Sothalk aus der Dunkelheit entgegen.
    Er ging in die Knie. Seine Augen hatten sich inzwischen ein wenig an die Finsternis gewöhnt Vor ihm auf dem Weg hockte ein kugelförmiges Geschöpf. Es war mit Mühe eine Handbreit groß. Aus einem Wirrwarr von struppigen, borstigen Haaren lugte ein Gesichtchen mit großen, feuchten Augen hervor. Mund- und Nasenpartie waren zu einer stumpfen Schnauze geformt, die einem Schweinerüssel in Miniaturausgabe nicht unähnlich sah.
    Unter dem dichten Pelzbesatz schnellte ein erstaunlich langer, allerdings spindeldürrer Arm hervor. Eine winzige, sechsfingrige Hand packte Bull an einem der Haftverschlüsse seines linken Stiefels.
    „Wer bist du, und was willst du?" erkundigte sich Bull, halb belustigt, halb neugierig.
    „Dumme Frage", zischte es verächtlich unter dem Mikrorüssel hervor. „Stell sie dir selbst. Schließlich bist du derjenige, der sich mit Salov in Verbindung setzen wollte, nicht wahr?"
    Es kostete Reginald Bull Mühe, seine Überraschung nicht zu zeigen.
    „Salov?" sagte er. „Nie gehört."
    „Deine Zurückhaltung ist lobenswert." Die Stimme des merkwürdigen Wesens war hoch in der Tonlage, aber nicht schrill. „Aber wer mit Salov zusammen Haleph gespielt und rund sechzig Norkys an ihn verloren hat, der braucht nachher nicht so zu tun, als kennte er ihn nicht."
    „Du bist verdammt gut informiert", entfuhr es Reginald Bull.

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