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1284 - Am Paß der Icana

Titel: 1284 - Am Paß der Icana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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des heiligen Landes Atahau vertrieben. Wenn Belisar jetzt zurückkehrte, dann kam er mit Kräften, mit denen er sich gegen Ebhinor durchsetzen zu können glaubte. Der Fürst wußte, daß ihm kein leichter Kampf bevorstand. An Bewaffnung und sonstiger Ausrüstung waren die Truppen des Admirals seinen Kriegern überlegen. Sie ritten auf Tieren, deren bloßer Anblick die Herzen der Atahau mit Schrecken erfüllten. Sie versandten Blitz und Donner aus langen Stöcken, die sie mit sich trugen, und wer von einer Blitzkugel getroffen wurde, den vermochten selbst die Künste des Oberschamanen nicht mehr zu retten.
    Aber Ebhinor scheute den Kampf nicht. Durch den Wald hallten stromauf und stromab die Signaltrommeln. In Scharen strömten die Atahau-Krieger nach Ma Lua. In einer Hinsicht nämlich hatte Ebhinor den verfluchten Panieli gegenüber einen großen Vorteil: Für jeden Soldaten, den Belisar an Land setzte, konnte der Fürst ihm zwanzig Waffenträger entgegenwerfen.
    Miinen Dei wackelte befriedigt mit dem Kopf; dann wandte er sich an Demeno Kai, den Plattform-Architekten.
    „Ich muß dich loben", sagte er. „Du hast gute Arbeit geleistet."
    „Eine Verschwendung von Genie", klagte der Architekt, „an ein minderes Projekt. Es handelt sich nur um ein Vorspiel, aber du hast mich arbeiten lassen, als ging es um das größte aller großen Spiele selbst."
    „Besondere Umstände", sang Miinen Dei beschwichtigend. Sein Blick streifte Kuursen Ton, den Schiedsrichter, der im Hintergrund stand und bisher noch keinen einzigen Laut zur Unterhaltung beigetragen hatte. „Immerhin haben wir es diesmal mit besonderen Kämpfern zu tun, und der Ewige Krieger selbst hat Anweisung erteilt, daß sie bis auf den Grund ihrer Seele zu prüfen sind. Wenn du meinst, ich hätte dir das Leben schwergemacht, dann wünsche ich mir, du stündest nur einen halben Tag lang auf meinen Sohlen und müßtest dir anhören, was Graucum mir alles vorschwatzt."
    Demeno Kai gab einen melodischen Seufzer von sich und sagte: „Nun gut, es ist überstanden. Ich freue mich, daß es dir gefällt. Jetzt kann ich ein paar Tage Ruhe einlegen, und dann geht es an die Konstruktion des Landes Huun."
    „An deiner Stelle würde ich mich nicht allzu lange ausruhen", meldete sich da der Schiedsrichter zum ersten Mal zu Wort. „Ich fürchte, dieses Vorspiel wird rasch vorüber sein."
    „Oho!" protestierte der Architekt. „Der Künstler braucht Entspannung, sonst kann er nicht fruchtbar arbeiten."
    „Eine interessante Ansicht, die du da vertrittst", summte Mimen Dei. „Was veranlaßt dich, so zu denken?"
    Kuursen Ton war düsterer Stimmung.
    „Ich kenne die verdammten Vironauten", knurrte er in tiefstem Baß. „Sie sind anders als die Kämpfer, mit denen wir es sonst zu tun haben. Zwei von ihnen tragen die Faust des Kriegers, aber das Bekenntnis zu den Lehren des Kodex tragen sie nur auf den Lippen, nicht im Herzen. Diese zwei sind es, die wir hier zu prüfen haben. Ich fürchte, sie werden uns eine Reihe von Überraschungen servieren."
    Mit drei Tentakeln machte Demeno Kai eine geringschätzige Geste.
    „Du überschätzt die Fremden", sagte er leichthin. „Dir rumort das Unglück mit dem Kerl, der dir entkommen ist, noch in der Seele. Wenn du besser aufgepaßt hättest..."
    „Schluß jetzt!" Miinen Deis Stimme klang wie eine Posaune. „Das sind nutzlose Worte.
    Der Fremde entgeht uns nicht. Kuursen Ton hat Unglück gehabt, Schuld trifft ihn jedoch nicht."
    Er wandte sich an den Schiedsrichter.
    „Wir werden sehen, ob deine Vorhersage eintrifft. In der Zwischenzeit, hoffe ich, wirst du deine Aufgabe versehen, wie der Ewige Krieger es von dir erwartet: unparteiisch und getreu den Gesetzen des Kodex. Das unglückliche Erlebnis mit dem Fremden wird dein Urteilsvermögen nicht trüben."
    „Auf keinen Fall", versicherte der Schiedsrichter.
    „Nun denn - wann können wir anfangen?"
    Kuursen Ton gab einen hellen, singenden Ton von sich. Das Bild wechselte. Es zeigte eine große, von gedämpftem Licht erfüllte Halle, in der sich Hunderte von Ophalern zusammengefunden hatten. Sie saßen in Kreisen, deren jeder von 64 Personen gebildet wurde.
    „Die Sänger sind bereit", sagte der Schiedsrichter.
    „Dann gib ihnen das Zeichen", trug Miinen Dei ihm auf. „Wir wollen beginnen."
     
    *
     
    Tomkan und Veedro hatten sie dreitausend Kilometer nördlich der Stadt auf einem Felsplateau abgesetzt. Einen Informationskubus hatten sie ihnen zurückgelassen, von dem sie sich

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