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1285 - Das Spiel des Lebens

Titel: 1285 - Das Spiel des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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empfangen. Es bestätigt sie in ihrem Machtbewußtsein, nehme ich an.
    Quolar, der Mundschenk, hatte es mir einigermaßen bequem gemacht. Ich saß in einer kleinen Kammer unweit der Halle, in der der Despot sich tagsüber aufhielt. Man hatte mir einen Krug Wein gebracht, und ich vertrieb mir die Zeit, indem ich in Gedanken noch einmal die Pläne und Vorbereitungen durchging, die ich mit Wrash zusammen entwickelt bzw. getroffen hatte.
    Die hohen Mauern der Kaserne waren an allen Ecken und Enden vermint. Die Detonatoren - das waren Geräte, die einen elektrischen Impuls aussandten, mit dem die Zünder der Minen aktiviert wurden - waren installiert. Zwei von Wrashs besonders behänden Freunden war es sogar gelungen, über die Mauer hinweg vorzudringen und Minen an einigen der Kasernengebäude anzubringen. Wenn wir losschlugen, würde es ein lustiges Feuerwerk geben.
    Gerüchte waren verstreut worden. Die Techno-Rebellen würden die Kaserne der Leibgarde angreifen, hieß es - genau so, wie es ursprünglich in Wrashs Plänen ausgesehen hatte. Inzwischen mußten auch Targiivs Lauscher davon erfahren haben. Der Tyrann würde dem Gerücht Glauben schenken.
    Ich drehte mich um, als die Tür aufflog. Quolar stapfte herein. Breitbeinig schob er seine Körpermasse durch die Türöffnung. Er war mißmutig gestimmt. Es mußte ihm bei Targiiv übel ergangen sein. Ich hatte keinen Grund, dem Mann übelzuwollen, obwohl er mir alles andere als sympathisch war. Er hatte mich mit der nötigen Achtung behandelt und mir sogar Wein kredenzt, während ich wartete. Ich nahm mir vor, ihn aufzuheitern.
    „Kopf hoch, Alter", sagte ich zu ihm. „So schlimm kann die Welt nicht sein, daß du so griesgrämig daherkommen mußt."
    „Ach, was wißt Ihr davon, Herrchen?" jammerte er. „Es ist garstig, wenn man sich den Unmut des Herrschers zuzieht. Noch dazu, wenn man einsieht, daß man selber dran schuld ist."
    „Komm her", forderte ich ihn auf und reichte ihm meinen vollen Becher. „Ein guter Tropfen hilft jeden Gram überwinden."
    Er trank durstig, in langen Zügen. Er war dankbar. Er wollte etwas Gutes für mich tun.
    „Ich an Eurer Stelle, Herrlein, würde die Stadt so rasch wie möglich verlassen", sagte er.
    Ich horchte auf. War ich in Verdacht geraten?
    „Warum?" erkundigte ich mich.
    „Es wird unruhig zugehen, Herrchen. Das Böse erhebt sein häßliches Haupt. Schurken planen eine Revolution. Der Herrscher hat mich beauftragt, alle, die wir in Verdacht haben, zu verhaften und in den Kerker zu sperren."
    Ehe ich ihn daran hindern konnte, hatte er eine Tür aufgerissen und rief mit Stentorstimme in schneller Folge ein paar Namen. Ich hörte schlurfende Schritte. Die Gerufenen erschienen unter der Tür.
    „Eilt zur Kaserne", trug Quolar ihnen auf. „Sagt den Kommandanten dort, daß ab sofort höchste Alarmbereitschaft herrscht. Jeglicher Urlaub wird gestrichen. Es besteht Ausgangsverbot. Wer von den Mannschaften schon ausgegangen ist, wird zurückgeholt.
    Los! Lauft!"
    Als sie davoneilen wollten, hielt er einen der Männer zurück, indem er ihn einfach am Kragen packte.
    „Du, geh zum Burgkommandanten und teile ihm im Namen des gnädigen Herrschers mit, daß er achtzig von seinen einhundert Mann sofort in die Kaserne zu schicken hat. Sie werden dort unten nötiger gebraucht als hier."
    Er schloß die Tür. Ich atmete auf. Das war noch einmal gutgegangen. Ich glaubte nicht, daß ich zu den Verdächtigen gehörte, sonst hätte der Mundschenk mir nicht von seiner Unterredung mit dem Tyrannen erzählt. Daß die Kaserne alarmiert wurde, störte uns nicht. Daß sogar der größte Teil der Palastwache abgezogen wurde, um die Kasernenbesatzung zu verstärken, kam uns äußerst gelegen. Aber die Verhaftung der Verdächtigen mußte auf alle Fälle unterbleiben. Allein konnte ich die Revolution nicht durchführen.
    „Wie wirst du den Rest deines Auftrags durchführen?" fragte ich.
    „Ich muß mir ein paar zuverlässige Leute suchen", antwortete er. „Es muß alles schnell gehen, damit keiner der Verdächtigen vorzeitig Wind von der Sache bekommt.
    Neuigkeiten verbreiten sich ungeheuer schnell in dieser Stadt."
    Er schenkte sich noch einmal den Becher voll und trank ihn aus.
    „Ich nehme an, unter diesen Umständen wird der Herrscher mich nicht sehen wollen", sagte ich.
    „Oh doch!" rief er. „Er sagt, ich sollte Euch zu ihm hineinschicken - allerdings erst, nachdem Ihr noch ein bißchen gewartet habt."
    Ich nahm die Auskunft gleichmütig

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