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1285 - Das Spiel des Lebens

Titel: 1285 - Das Spiel des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Sinn. Es waren nicht seine eigenen. Eine fremde Macht mußte sie ihm eingegeben haben.
    Volcayr. Elfahd.
    Obwohl er nichts damit anzufangen wußte, kamen sie ihm vertraut vor. Er spürte eine innere Unruhe. Es drängte ihn zum Kampf, aber gleichzeitig wußte er, daß der Kampf die letzte Tätigkeit sein würde, die er in diesem Leben ausübte. Er war dem Tod geweiht. Ein Gift wühlte in seinem Körper. Er würde sterben, bevor die Sonne aufging.
    Er stieß einen wütenden, knurrenden Laut aus und wandte sich vom Spiegel ab. Er blickte an sich hinab und sah die vertraute Rüstung, das bunte Gewand, das er immer trug. Von der Hüfte baumelte das Schwert, von dem die Legende berichtete, es sei so schwer, daß nur Targiiv es zu schwingen vermochte, und selbst der brauchte zwei Hände dazu. Es war alles in Ordnung. Der Dämon der Nacht hatte ihn genarrt. Er griff nach dem Pokal, der auf dem Tisch stand, und schleuderte ihn nach hinten über die Schulter.
    Zufrieden hörte er das Klirren, als der vermaledeite Spiegel zerbarst. Er würde ihn nicht noch einmal narren! Die Dämonen der Nacht konnten Targiiv, dem Tyrannen, nichts anhaben.
    Einigermaßen beruhigt, wandte er sich der Tür zu, die in Quolars Vorzimmer führte. Er würde den Mundschenk herbeischaffen, und wenn er dazu die ganze Stadt durchkämmen lassen mußte!
    Ein greller Lichtschein ließ ihn stutzen. Jenseits des großen Rundbogenfensters war er aufgezuckt. Was war das? Ein Gewitter um diese Jahreszeit? Er eilte zum Fenster. Der Donner einer mächtigen Explosion ließ das Gemäuer der Burg erzittern. Targiiv lehnte sich weit nach vorne über die breite Fensterbank. Von hier aus ging der Blick den östlichein Hang des Burgbergs hinab. Am Fuß des Berges lag die Kaserne der Leibgarde, ein ausgedehnter, mit starken Mauern umgebener Komplex, der mehr als ein Dutzend Gebäude umfaßte. Aus einem der Häuser schlugen Flammen. Der Despot sah die Sparren des spitzgiebligen Dachs gegen die Glut abgezeichnet. Ein zweiter Blitz zuckte auf, während er noch in die Nacht hinausstarrte. Ein Teil der Mauer sank in sich zusammen, Qualm und Staub in die Luft wirbelnd. Der rollende Donner kam Sekunden hinterdrein.
    Da fühlte Targiiv, wie das Gift in seinem Körper zu rumoren begann. Der Drang zu kämpfen wurde unwiderstehlich. Seine Augen glühten in tückischem Feuer. Er packte den Schwertknauf mit beiden Händen und zog die Waffe aus der Scheide.
    „Kampf!" brüllte er. „Der Kampf und die Ehre gebühren dem Krieger!"
    So mächtig war seine Stimme, daß sie im ganzen Palast gehört wurde. Targiiv stürzte auf die schwere Bohlentür zu, die hinaus in den Treppenturm ging. Hell blitzte das Schwert im Licht der Fackeln. Ein dröhnender Krach, und die Türfüllung lag in Trümmern.
    Der Tyrann stürmte hinaus...
     
    5.
     
    Jenseits der Mauern war irgendwo der Widerschein von brennenden Kienspänen. Aber hier, wo wir kauerten, herrschte tiefe Finsternis. Seitdem ich wußte, daß nur noch ein paar Mann Palastwache Dienst taten, hatte sich unser Plan geändert. Ich würde allein mit Wrash ins Quartier des Tyrannen vordringen. Wrashs Gefolgsleute standen bereit, uns den Rücken freizuhalten. Es mochte sein, daß wir ein Ablenkungsmanöver brauchten, falls die Wachen wider Erwarten doch auf uns aufmerksam werden sollten. Ich rechnete nicht damit. Das Feuerwerk, das entlang der Kasernenmauern in wenigen Augenblicken abbrennen würde, sollte hinreichen, selbst den eifrigsten Wächter irre zu machen.
    Die Änderung des Planes hatte einen nicht zu unterschätzenden Vorteil mit sich gebracht. Ich hatte den Menschendetektor auf Wrashs Gehirnstrahlung einstellen können, so daß er nicht ansprach, wenn Wrash in der Nähe war. Mehr hatte ich nicht geschafft. Ich war nicht einmal sicher, ob das Gerät sich so einrichten ließ, daß es die Strahlung von mehr als zwei Menschen erkannte und eine Reaktion auf ihre Anwesenheit unterdrückte.
    Wären wir mit der ganzen Mannschaft angerückt, hätte der Detektor uns nicht viel genützt.
    So war es anders. Ich hatte ihn eingeschaltet, und manchmal, wenn auf der Innenseite der Mauer ein Wachposten vorüberging, meldete er sich mit leisem Fiepen.
    Wrash hatte sich ebenfalls ausgerüstet. Er trug eine Handvoll kleiner Sprengkapseln bei sich. Sie bedurften keiner Lunte, sondern detonierten beim Aufschlag. Viel Kraft wohnte ihnen nicht inne, aber sie machten einen Blitz und einen Knall, mit denen sich etwaige Verfolger ins Bockshorn jagen

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