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1285 - Das Spiel des Lebens

Titel: 1285 - Das Spiel des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Vergangenheit, an einem unendlich weit weg gelegenen Ort schon einmal gesehen. Das War ein unsinniger Gedanke. Schließlich hatte ich mich schon Hunderte von Malen im Spiegel gesehen. Es war die Ferne des Ortes, die mich verwirrte.
    Gewiß, ich war weit herumgekommen. Aber die Grenzen des Landes Huun hatte ich nur selten überschritten. Der Ort aber, nachdem meine Erinnerung in diesem Augenblick suchte, war so weit weg, daß im Vergleich mit ihm selbst die Sterne nahe waren.
    Freifahrer, schoß es mir durch den Sinn. König der Freifahrer.
    Bei der großen Hexe - fing mein Verstand an, sich zu verwirren?
    Ich schob eine Hand in die Tasche. Die Finger stießen an einen dünnen Gegenstand von eigenartiger Beschaffenheit. Ich zog ihn hervor. Es war der Zettel, der mir am ersten Tag meines Aufenthalts in Denguon in die Hände gefallen war. Ich entfaltete ihn, legte ihn auf den Tisch und glättete ihn.
    Etwas Seltsames geschah. Was ich vor drei Tagen für sinnloses Gekritzel gehalten hatte, formte sich vor meinen Augen zu leserlichen Buchstaben, und ich las: Ich bin Roi Danton.
    Roi Danton. Ein Name wahrscheinlich. Er kam mir vertraut vor. Aber wer war ich? Hatte ich die Worte etwa selbst geschrieben? Bewegte sich meine Existenz womöglich auf zwei Ebenen, die voneinander nichts wußten? Ich erinnerte mich der Worte, die ich gesprochen hatte, als mir der Zettel das erstemal in die Hand fiel.
    Du hast doch recht gehabt, Ron.
    Wer war Ron? Einer, den ich auf der anderen Existenzebene kannte? Was war das überhaupt, eine Existenzebene? Ich hatte das Wort aus dem Stegreif erfunden, ohne zu begreifen, was es bedeutete. Meine Gedanken verwirrten sich. Eben hatte ich noch geglaubt, der Lösung des Rätsels nahe zu sein, aber jetzt bereitete das Nachdenken mir Schwierigkeiten.
    Mit einem Ruck trat ich vom Spiegel beiseite. Nur die Reflexion im versilberten Glas war es, die mir die trügerischen Gedanken eingegeben hatte. Ich durfte mich nicht mit ihnen befassen. Sie brachten mir den Verstand durcheinander. Gerade heute nacht aber brauchte ich klare Sinne.
    Ich verzichtete darauf, den Sitz meiner Kleidung noch einmal zu überprüfen. Ich fürchtete mich vor dem Spiegel. Ich schob den Menschendetektor in die Tasche und sah nach Quolar. Er schlief ruhig. Vor Ablauf von sieben Stunden brauchte ich mit seinem Erwachen nicht zu rechnen. Bis dahin war alles vorüber, so oder so. Ich ging zur Hintertür hinaus, hoch aufgerichtet und ein Liedchen pfeifend. Wer mich sah, der sollte nicht daran zweifeln, daß ich mich auf dem Weg zu einer Schönen befand, die mir heute nacht ihre Gunst schenken würde.
    Kaum aber hatte ich den Krug und Schwan hinter mir gelassen, da tauchte ich. ins dunkle Gewirr der Seitengassen. Wer mir jetzt folgen wollte, der mußte sein Geschäft verstehen.
     
    *
     
    Die Kammer, in die sie ihn gesperrt hatten, maß nicht mehr als drei Meter im Geviert. Ihr Licht erhielt sie von einer grellen Deckenleuchte. Es gab kein Möbel in diesem Raum. Er hatte sich auf den Boden gehockt und den Rücken gegen die kahle Wand gelegt. Die Hände über dem Leib gefaltet, die Augen halb geschlossen: So saß er da und dachte über die Dinge nach, die sich während der jüngst vergangenen Stunden ereignet hatten.
    Die Erschütterung, die er empfunden hatte, als die achtundvierzig terranischen Shana ihm mit unzweideutigen Worten zu verstehen gaben, daß die Heimat sie nicht mehr interessierte, war noch wach und machte ihm in der Seele zu schaffen. Aber er war jetzt in der Lage, vernünftiger über die Zusammenhänge nachzudenken.
    Natürlich standen die Shana unter dem Einfluß von Kodexgas. Sie dachten nicht mehr ihre eigenen Gedanken. Sie hielten sich für Kriegeranwärter und die Lehre vom Permanenten Konflikt für die einzige Philosophie, über die es sich nachzudenken lohnte.
    Nichts war für sie mehr von Bedeutung außer dem Kult der Ewigen Krieger.
    Reginald Bull wußte, wie die Kodexmoleküle wirkten. Er hatte die Wirkung am eigenen Leib verspürt - damals, als er sich den eisernen Handschuh überstreifte und sich mit der mentalen Emanation zu beschäftigen begann, die von dem seltsamen Gebilde auszugehen schien. Er hatte sich in eine Halluzination hineingesteigert. Er hatte geglaubt, selbst ein Ewiger Krieger zu sein. Erst später war er darauf gekommen, daß der Handschuh nicht auf mentale, sondern auf ganz primitive, chemische Weise sein Bewußtsein beeinflußte. Irmina Kotschistowa hatte das kleine Behältnis entdeckt, in

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