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1285 - Das Spiel des Lebens

Titel: 1285 - Das Spiel des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Revolution hatte begonnen.
     
    *
     
    Das kleine Tor öffnete sich willig. Das bißchen Lärm, das der große Schlüssel machte, ertrank im Krachen der Detonationen, die jetzt rasch aufeinander folgten. Auf dem Hof waren Schreie zu hören. Wrash und ich drückten uns in eine Mauernische. Der Hof war hell erleuchtet. Wir sahen die Männer der Schloßwache zum östlichen Rand des Hofes rennen. Dort stiegen sie eine schmale Treppe empor, die zu einem Wehrgang dicht unterhalb der Mauerkrone führte. Sie wollten sehen, was am Fuß des Berges geschah.
    Sie würden uns keine Schwierigkeiten machen. Wir hätten mitten auf dem Hof stehen können, sie hätten uns vor lauter Aufregung nicht wahrgenommen.
    Der Menschendetektor verhielt sich ruhig. Es befand sich niemand im Umkreis von zehn Schritten. Ungehindert stießen wir bis zum Eingang des Treppenturms vor. Unser Plan war gewesen, über die Treppe unbemerkt bis zu Targiivs Privatgemächern vorzustoßen, den Tyrannen zu fassen und ihn auf demselben Weg nach draußen zu schleppen. Es war Targiiv selbst, der uns einen Strich durch die Rechnung machte.
    Ich hörte ihn, noch bevor der Detektor ansprach. Brüllend und schreiend kam er die Treppe herabgestürmt. Er war wie von Sinnen. Er röhrte unzusammenhängende Worte. „Kampf... Ehre... Gehorsam" kamen immer wieder darin vor. Helles Klirren und Scheppern mischte sich in den Lärm, die der Tyrann verursachte. Steinsplitter spritzten vor ihm her die Treppe herab. Kein Zweifel: Der Narr hatte sein Schwert gezogen und schlug damit auf die Wände ein!
    Es war des Schicksals bitterste Ironie. Viele Jahre hatte der Aufbau der Rebellengruppe gedauert, die Wrash geschaffen hatte. Fast ebenso viele Jahre hatte die Einrichtung der Werkstatt gedauert, der Bau der vielen Geräte, die Herstellung von Sprengpulver. Aber in dieser Nacht, in der die endlosen Mühen und Entbehrungen der Techno-Rebellen mit dem Sturz des Tyrannen ihren Höhepunkt erreichen sollten, erwies sich alle Anstrengung als umsonst. Targiiv brauchte nicht mehr gestürzt zu werden. Er hatte den Verstand verloren!
    Aber uns darüber zu grämen, dazu hatten wir keine Zeit mehr. Auch als Wahnsinniger war der Tyrann noch ein ernst zu nehmender Gegner. Und sein wütendes Gebrüll war ganz dazu angetan, die Posten der Schloßwache aufzuscheuchen. Wir aber brauchten den Rücken frei, wenn wir mit heiler Haut davonkommen wollten.
    Um die Krümmung der Treppe herum kam Targiiv in Sicht. Sein ohnehin häßliches Gesicht war zu einer teuflischen Fratze verzerrt. Aus blutunterlaufenen Augen stierte er vor sich hin. Mit dem breiten Schwert, zu dessen Führung er zwei Hände brauchte, hieb er wild und ziellos um sich, daß die Funken aus den Wänden stoben.
    Er sah uns. Er war überrascht und wollte anhalten. Aber der eigene Schwung trug ihn weiter. Sein Gebrüll hatte jetzt vollends jegliche Artikulation verloren. Er kam die Treppe herabgeschossen, das Schwert zu einem mörderischen Schlag erhoben, der einem von uns beiden den Schädel spalten mußte.
    Ich hatte den Degen gezogen. Als die Spitze des Schwerts sich zu senken begann, wich ich blitzschnell zur Seite. Targiivs Hieb fuhr ins Leere. Das Gewicht der Waffe riß ihn nach vorne. Ich stach ihm zwischen die Beine, nicht mit der Schärfe, sondern mit der Breite der Klinge. Es gab einen hellen, glockenähnlichen Ton, als der Stahl zersprang, aber noch im Untergang hatte mein brauner Degen sein Werk getan. Der Tyrann geriet vollends aus dem Gleichgewicht. Er stieß einen gellenden Schrei aus. Mit einem letzten Anflug von Geistesgegenwart schleuderte er das Schwert von sich. Er hätte es sich sonst beim Stürzen selbst in den Leib gerannt. Der Turm schien in den Grundfesten zu erzittern, als Targiiv mit voller Wucht gegen die steinerne Wand prallte. Der Schädel ruckte nach vorne.
    Die Stirn schlug gegen die eiserne Halterung einer Fackel. Der Schrei erstarb abrupt.
    Haltlos sank der Tyrann in sich zusammen.
    Ich horchte. Das Fiepen des Menschendetektors war verstummt, als Targiivs Bewußtsein erlosch. Bewußtlose oder schlafende Gehirne brachten das Gerät nicht zum Ansprechen. Noch schien draußen niemand das wüste Geschrei des Tyrannen gehört zu haben. Ich sah Wrash an und nickte ihm zu. Wir packten Targiiv jeder an einem Bein. Es würde keine leichte Aufgabe sein, den schweren Körper bis zum Tor zu schleppen.
    Ich griff nach dem Türriegel, da sprach der Detektor von neuem an. Über das Wummern der Detonationen hinweg waren

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