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1285 - Das Spiel des Lebens

Titel: 1285 - Das Spiel des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aufpaßte. Der Trakt wurde hermetisch gegen das übrige Gebäude abgeriegelt.
    Reginald Bull war ein Gefangener, und jeder seiner Versuche, mit den anderen Bewohnern des Hauses in Verbindung zu treten, wurde von den Shana vereitelt.
    Am schlimmsten empfand er die Ungewißheit. War das Spiel des Lebens schon vorüber? Wer waren die Sieger? Wo befanden sich Roi Danton und Ronald Tekener?
    Was war aus Irmina Kotschistowa geworden, und was aus Jo Polynaise? Er stellte all diese Fragen seinen Bewachern, erhielt jedoch keine Auskunft. Die Shana versahen ihren Dienst schweigend und mit einer Effizienz, die einem kalte Schauder über den Rücken trieb.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten. Worauf wartete er? Auf die Ankunft des Ewigen Kriegers Ijarkor, der das Urteil über ihn sprechen würde. Wann kam Ijarkor? Auch auf diese Frage erhielt er von den Shana keine Antwort.
    So vergingen seine Tage in luxuriöser Umgebung und geisttötender Eintönigkeit. Bis eines Tages die Tür aufgestoßen wurde und eine vertraute Gestalt über die Schwelle trat.
    Reginald Bull fuhr auf.
    „Irmina!" stieß er hervor. Die Freude wollte ihn überwältigen. „Gott sei Dank, daß sich endlich jemand erbarmt hat..."
    „Niemand hat sich erbarmt", fiel sie ihm ins Wort. Ihr Gesicht war ernst. „Ich bin eine Gefangene wie du. Ich soll auf die Ankunft des Kriegers Ijarkor warten, damit er ein Urteil über mich spricht."
    „Gefangen? Du?" staunte er. „Was, meinen sie, hast du dir zuschulden kommen lassen?"
    „Kodexfrevel", antwortete die Mutantin knapp. „Sie hatten einen Elfahder zum Tode verurteilt, indem sie ihn mit Kodexgas vollpumpten. Ich konnte sein Leben erhalten, indem ich ihn mit Antiserum behandelte."
    Reginald Bulls Augen wurden groß. Eine Ahnung dämmerte im Hintergrund seines Bewußtseins.
    „Volcayr?" fragte er.
    „Volcayr", nickte Irmina Kotschistowa.
     
    *
     
    Zuerst fand er sich nicht zurecht. Wirre Erinnerungen schwirrten ihm durch den Verstand: ein zweihändiges Schwert, ein Tyrann namens Targiiv, das Spiel des Lebens, die Techno-Rebellen. Und dann, mit mehr Nachdruck: Volcayr, Elfahd.
    Er begann, sich zu orientieren. Er trug den Stachelpanzer, und die Servomechanismen gehorchten seinen Gedanken. Das beruhigte ihn. Er war nicht waffenlos. Wenn es notwendig wurde, konnte er kämpfen. Er erinnerte sich schwach, daß er die Aussicht auf Kampf früher mit Freude begrüßt hatte, während sie ihm jetzt eher Unbehagen bereitete.
    Das war ein Problem, mit dem er sich würde beschäftigen müssen. Aber im Augenblick gab es Wichtigeres.
    Rings um ihn war milchige Helligkeit. Er atmete frei, und in der Atemluft befand sich ein fremdartiger, angenehmer Geruch. Er atmete tief. Er hatte das Bedürfnis, so viel Luft wie möglich in sich aufzunehmen und durch seinen Körper verarbeiten zu lassen. Hatte er anfangs noch ein deutliches Unwohlsein verspürt, so erkannte er deutlich, daß sein Zustand sich von Minute zu Minute verbesserte.
    Es war ein Schock für ihn festzustellen, daß er sich in einem gläsernen Behältnis befand. Man hatte ihn eingesperrt! Im ersten Aufwallen des Zorns hatte er sein Gefängnis zerstören wollen, aber dann war das logische Denken eingesprungen. Die Erinnerung hatte eingesetzt. Er hatte - wie lange es her war, wußte er nicht mehr - eine Überdosis des Atems Estartus zu sich genommen." Graucum, der Panish Panisha, hatte sie ihm eingeflößt. Vor nicht allzu langer Zeit war ihm klar gewesen, daß er an der Überdosis werde sterben müssen, aber dann war ihm diese Erkenntnis verlorengegangen, und er hatte sich mit dem ungestümen Eifer des Kodextreuen in den Kampf des Lebensspiels gestürzt. Er war Targiiv, der Tyrann, gewesen. Eigentlich hätten die Techno-Rebellen ihn töten müssen, nachdem sie ihn überwältigt hatten. Aber auf irgendeine Weise waren sie davon abgehalten worden. Er lebte, und selbst die Überdosis Estartu-Atem vermochte ihm nichts mehr anzuhaben. Er war auf dem Weg der Heilung, und es dämmerte ihm, daß das gläserne Gefängnis und der merkwürdige Duft der Atemluft etwas damit zu tun hatten. Er hätte sich selbst geschadet, wollte er seinem zornigen Impuls nachgeben und die Glaswände zerstören.
    Noch einmal hatte er eine Überraschung erlebt. Das war, als jenseits des Nebels, der den gläsernen Behälter erfüllte, eine zierliche Gestalt aufgetaucht war, die ihm auf den ersten Blick bekannt vorkam. Er hatte sein Sehvermögen angestrengt, um den Nebel zu durchdringen,

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