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1285 - Das Spiel des Lebens

Titel: 1285 - Das Spiel des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und augenblicklich war die Erinnerung zurückgekehrt.
    „Du bist die Spionin", sagte er, aber er meinte es nicht als Anklage. „Du bist mir nach Urdala gefolgt."
    „Du hast recht", antwortete die Stimme der Vironautin, die per Audiokom ins Innere seiner Glaszelle übertragen wurde. „Ich bin Irmina Kotschistowa. Ich war auf Urdala, in der Dashid-Kuppel. Ich habe erfahren, welch heimtückisches Gift das Gas ist, das ihr Estartus Atem nennt."
    „Das darfst du nicht sagen...", begann er, aber es lag keine Kraft in seiner Stimme.
    „Ich darf es wohl sagen, und keiner weiß das besser als du", widersprach die Vironautin.
    „Damit du ein besonders hervorragender Kämpfer würdest, hat man dir eine Überdosis des Gases eingeflößt. Man nahm in Kauf, daß du nach dem Ende des Spiels des Lebens an der Wirkung der Kodexmoleküle sterben würdest. Wenn das Spiel nicht einen ungewöhnlichen Verlauf genommen hätte und du nicht rechtzeitig hierher gebracht worden wärest, gäbe es Volcayr, den Elfahder, schon jetzt nicht mehr."
    Ein ungewohntes Gefühl drang in seine Seele und ergriff von ihr Besitz: Dankbarkeit.
    „Was hast du mit mir gemacht?" fragte er.
    „Es gibt ein Antiserum", antwortete die Vironautin. „Ich behandele dich damit."
    Sie hatte keine großen Worte darum gemacht. In einfacher und bescheidener Weise hatte sie ihm zu verstehen gegeben, daß er ihr und ein paar Wohlgesinnten sein Leben verdankte. Er konnte es zuerst nicht verstehen. Er begriff nicht, warum die, die bis vor kurzem seine Gegner gewesen waren, sich soviel Mühe machten, ihn am Leben zu erhalten. Wollten sie ihn wieder zu Kräften kommen lassen, damit sie sich noch einmal mit ihm messen konnten?
    Erst allmählich wuchs in ihm die Erkenntnis, daß er es hier mit Wesen einer völlig fremden Denkungsart zu tun hatte. Es brachte ihm nichts ein, wenn er jetzt versuchte, ihre Handlungsweise zu verstehen. Später, wenn er wieder auf den Beinen war, würde er mit den Vironauten sprechen. Er würde erfahren, warum sie ihm geholfen hatten.
    Einstweilen blieb das Gefühl der Dankbarkeit.
    Noch einmal bekam er die kleine Vironautin zu sehen. Sie trat an den Glasbehälter heran und wollte mit ihm sprechen. Bevor sie jedoch das erste Wort sagen konnte, öffnete sich die Tür, und mehrere Wesen drangen ein, die an ihren Shant-Kombinationen als Mitglieder einer Upanishad zu erkennen waren. Sie gehörten offenbar derselben Spezies an wie die Vironautin. Sie ergriffen sie bei den Armen und zogen sie mit sich fort. Er hörte sie sprechen, und ein Wort prägte sich ihm ein: „Kodexfrevel!"
    Da wußte er, was die Stunde geschlagen hatte. Nach Ijarkors Willen hätte er sterben sollen. Die Vironautin dagegen hatte ihn vor dem Tod bewahrt und damit gegen den Willen des Kriegers verstoßen. Das war Kodexfrevel. Irmina Kotschistowa würde sich dafür zu verantworten haben, daß sie ihm das Leben gerettet hatte.
    Es war ihm klar, was er zu tun hatte. Erfühlte sich kräftig. Er zerstörte den gläsernen Behälter. Niemand störte ihn dabei. Die Shana waren verschwunden. Er sah, daß auf Tischen und Theken Versuchsanordnungen aufgebaut waren wie in einem Labor. Das Antiserum, von dem die Vironautin gesprochen hatte, war den Ewigen Kriegern unbekannt. Er mußte jede Spur der Substanz vernichten, damit Ijarkor und seine Handlanger nicht erfuhren, wie sie hergestellt wurde. Er machte sich an die Arbeit, und kein einziges Mal kam ihm dabei in den Sinn, daß er von den Kriegern so dachte, als wären sie seine Gegner. Er zerstörte das Innere des Raums, bis nur noch ausgeglühte, verrußte Wände übrig waren. Er hatte alle Spuren getilgt.
    Natürlich würden sie auch ihn zur Rechenschaft ziehen. Auch sein Vergehen war Kodexfrevel: Er hatte gegen das Gebot des Gehorsams verstoßen. Die Zerstörung des Labors hatte nur wenige Minuten in Anspruch genommen. Bis jetzt war man anscheinend auf seine Aktivität nicht aufmerksam geworden. Er verließ den Raum und irrte durch die Gänge eines Gebäudes, das so groß war, wie er noch selten eines gesehen hatte, die Upanishada ausgenommen. Das Unvermeidliche ereilte ihn eine Stunde später. Zehn Shana kamen auf ihn zu und erklärten ihn zum Gefangenen. Er hätte ihnen Widerstand leisten können. Er war ein Meisterschüler, ein Panish. Aber der Sinn stand ihm nicht nach Kampf. Er ließ sich erklären, daß man ihn gefangen halten werde, bis der Krieger Ijarkor über Mardakaan erschien und sein Urteil über ihn sprach. Er sagte nichts

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