1285 - Das Spiel des Lebens
Beziehungen unter den Schiedsrichtern und Unparteiischen. Ich erfuhr, daß sie das Spiel vorzeitig würden abbrechen müssen. Ganz genau pünktlich war ich übrigens nicht. Ich habe mehr als zwei Stunden auf euch warten müssen."
„Früher abbrechen müssen?" wunderte sich Ronald Tekener. „Warum das?"
„Ich hatte eine ungefähre Vorstellung, wie das Spiel verlaufen würde. Ich kannte euch, und ich hatte in Erfahrung gebracht, was mit dem Elfahder geschehen war. Wäre das Spiel über die volle Länge gegangen, hätten Sortuun und Wrash den Despoten Targiiv erschlagen, und sein Tod wäre endgültig gewesen, weil er durch eine Überdosis Estartu-Atem vorprogrammiert war. Es stehen eine ganze Menge Ophaler in meinen Diensten, unter anderem auch Sänger, die in dem hypnotischen Chor saßen, der euch in Wrash und Sortuun und den Elfahder in Targiiv verwandelte. Es war nicht schwer, sie zu überreden, daß sie ein wenig falsch sängen. In einem derart großen Chor fällt das nicht auf. Aber die psionischhypnotische Wirkung des Chorgesangs erfordert absolut reinen Klang. Durch die falschen Töne wurde die Wirkung abgeschwächt. Ihr müßt es noch während des Spiels gemerkt haben..."
„Oft genug", fiel ich ihm ins Wort. „Während des ganzen Spiels war ich meiner Identität niemals völlig sicher. Und Ron erging es ebenso."
„Volcayr nicht zu vergessen", fügte Salov hinzu. „Auch er muß an Halluzinationen der Wirklichkeit gelitten haben."
Er wandte sich um und blickte in Richtung seines Fahrzeugs.
„Am besten laden wir ihn auf", sagte er.
„Wohin bringst du uns?"
„Euch wollte ich gar nicht mitnehmen", antwortete er. „Ich nehme an, Tomkan und Veedro sind schon auf dem Weg hierher, um euch aufzulesen."
„Also gut: Wohin bringst du Volcayr?"
„Zum Haus im Park. Eure Freundin hält sich dort auf. Sie hat das Gegengift bei sich.
Davon wißt ihr, nicht wahr?"
„Gluk hat es uns gesagt. Wie geht es ihm übrigens?"
„Er ist frech und überheblich wie immer", grinste Salov. „Es ist ihm ohne Mühe gelungen, sich unbemerkt aus der Halle der Sieger zu entfernen. Seit etlichen Tagen streitet er sich mit Twik darüber, welcher von beiden der vornehmeren Sippe entstammt."
Ich erinnerte mich, auch von Twik schon gehört zu haben. Die gedankliche Spur führte weiter. Siedendheiß fiel mir der Dicke wieder ein.
„Was weiß man über Reginald Bull?" wollte ich wissen.
„Euer Freund drang erfolgreich in die Upanishad ein. Aber drinnen wurde er festgenommen. Man bezichtigt ihn des Frevels gegenüber den Lehren des Kodex. Er befindet sich ebenfalls im Haus im Park, aber er wird scharf bewacht. Man wartet auf die Ankunft des Kriegers Ijarkor, der ein Urteil sprechen wird."
Wir luden den bewußtlosen Elfahder in Salovs Fahrzeug. Das Luk wurde geschlossen.
Der Schweber hob ab und verschwand in südlicher Richtung. Besser hätte Salov den Zeitpunkt seines Abflugs nicht wählen können. Augenblicke später tauchte im Nordwesten ein rötlich glitzernder Punkt auf, der rasch größer wurde. Während er zur Landung anschwebte, erkannten wir hinter den Sichtscheiben der Fahrgastkanzel zwei Ophaler.
Besonders gut kannten wir uns in den Physiognomien unserer Gastgeber noch immer nicht aus. Aber es gab kaum einen Zweifel daran, daß diese beiden Veedro und Tomkan waren, die uns abholen wollten.
*
Ein paar Tage hatte man ihn warten lassen. Er hatte zu essen und zu trinken bekommen und seine Notdurft verrichten dürfen. Mehr Komfort war ihm nicht zugestanden worden.
Dann waren sie gekommen, um ihn zu holen. Achtundvierzig Shana terranischer Herkunft gaben ihm das Geleit zu einem schweren Transportschweber. Er war nicht schlecht erstaunt gewesen, als die Shana zusammen mit ihm einstiegen. Kamen sie mit, um ihn zu bewachen? In diesem Fall konnte er sich auf den Ruf, den er unter den Bewohnern der Upanishad genoß, etwas einbilden. Der Flug ging quer um die halbe Rundung des Planeten bis nach Mardakka, der Stadt am Südpol. Ein zweitesmal hatte Reginald Bull Gelegenheit zu staunen, als der Transportschweber im ausgedehnten Park jenes Hauses landete, von dem aus er vor wer weiß wie vielen Tagen zu seiner Expedition nach Norden aufgebrochen war.
Wenn er allerdings damit gerechnet hatte, Freunde begrüßen zu können, so sah er sich getäuscht. Die achtundvierzig Shana nahmen ihn in die Mitte und führten ihn zu jenem Gebäudeteil, in dem er untergebracht war, als der Schiedsrichter Kuursen Ton noch auf ihn
Weitere Kostenlose Bücher