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1285 - Das Spiel des Lebens

Titel: 1285 - Das Spiel des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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trifft. Die Dächer der Stadt verschwanden vor meinen Augen. Es wurde kalt.
    Das Licht des neuen Tages hatte einen rötlichen Farbton. Am Horizont materialisierte der Glutball einer riesigen Sonne.
    Mein Blick wanderte weiter. Der Pritschenwagen unterlag einer eigenartigen Transformation. Er verwandelte sich in ein tropfenförmiges Gerät. Wrashs Männer waren verschwunden. Nur noch Wrash war da und der reglose Körper des Tyrannen. Aber Wrash war nicht mehr Wrash. Er trug die hellgraue Kombination eines Vironauten, und an seinem Gürtel baumelte das Übel aller Übel: die Faust des Kriegers. Wrash hatte sich in Ronald Tekener zurückverwandelt.
    Unter mir war blanker Fels. Wir standen auf der Kuppe eines kahlen Hügels. Hügelig war das Land und öde, so weit der Blick reichte. Ein kalter Wind zog über die steinige Wüste. Auch Targiiv hatte sich verwandelt. Er trug einen gelblichen Panzer, der auf dem Rücken mit Stacheln bewehrt war. Er lag in unnatürlich verkrümmter Haltung. Der Helm der Rüstung lag so, daß das vergitterte Vorderteil in den wolkenlosen Himmel hinaufzeigte. Ich suchte nach den beiden grünen Leuchtpunkten, die die Augen des Fremdwesens simulierten, fand sie aber erst nach längerer Suche. Sie waren fast erloschen.
    „Der Elfahder", sagte Ron in diesem Augenblick. „Volcayr. Das Beste, was Ijarkor an Kämpfer zu bieten hatte. Und er liegt im Sterben."
     
    *
     
    Unwillkürlich griff ich in die Tasche. Der Zettel war noch da. Ich faltete ihn auseinander und las: Ich bin Roi Danton. Ein Geräusch lenkte mich ab. An dem tropfenförmigen Fahrzeug, das dort lag, wo vorher der Pritschenwagen gestanden hatte, war ein Luk aufgeschwungen. Eine humanoide Gestalt erschien in der Öffnung. Das Gesicht des Fremden war knöchern. Sein Mund war ein schmaler, blasser Strich unter der breitgedrückten Nase. Der Augenbrauenwulst war so kräftig ausgebildet, daß er wie eine zweite Stirn über der unteren Gesichtshälfte hing. Der Unbekannte war nach gängiger Mardakka-Mode gekleidet. Es war überhaupt nichts Auffälliges an ihm - außer natürlich, daß er sich mit seinem Fahrzeug ausgerechnet an der Stelle befand, an der wir aus dem Spiel des Lebens aufgetaucht waren. Als hätte er im voraus gewußt, wo wir wieder zum Vorschein kommen würden.
    „Ich bin Salov", sagte er. „Ihr habt von mir gehört."
    Das hatten wir. Der sprechende Brotlaib, Gluks unerwarteter Besuch waren uns noch in bester Erinnerung. Salov wies auf den bewußtlosen Elfahder.
    „Er stirbt", erklärte er. „Ihr habt das Spiel gewonnen, wenn auch unter ungewöhnlichen Umständen, über die sich Graucum und seine Spielleiter noch eine Zeitlang die Köpfe zerbrechen werden."
    Ich hatte ganz eindeutig das Gefühl, daß Salov an der Ungewöhnlichkeit der Umstände nicht ganz unschuldig sei. Aber dafür hatte ich mich im Augenblick nicht zu interessieren.
    Es gab Wichtigeres.
    „Woran stirbt er?" wollte ich wissen.
    „In Ijarkors Auftrag hat der Panish Panisha versucht, den Elfahder zum Kämpfer aller Zeiten zu machen. Er pumpte ihn mit Estartus Atem voll, bis er vor Kampfesdurst kaum mehr auf den Beinen stehen konnte."
    Weiter brauchte Salov nichts zu erklären. Ich hatte von Irmina Kotschistowa erfahren, welchen Schaden eine Überdosis Kodexgas anzurichten vermochte. In großen Mengen war die heimtückische Substanz immer tödlich; Körperbau und Metabolismus des Vergifteten spielten dabei keine Rolle.
    Nicht wir waren es also gewesen, die den Elfahder getötet hatten. Er starb den Tod, der ihm von Ijarkor selbst zugedacht war. Ron hatte den entscheidenden Gedanken im selben Augenblick wie ich.
    „Irmina!" stieß er hervor. „Mit dem Antiserum muß sie ihm helfen können."
    „Deswegen bin ich hier", erklärte Salov. „Ich weiß inzwischen genug über euch und eure Spezies, daß ich mir dachte, ihr würdet dem Unterlegenen wohl helfen mögen."
    „Du kennst und weißt überhaupt eine ganze Menge", sagte ich zu ihm. „Woher kanntest du diese Stelle? Woher wußtest du die Zeit, zu der wir auftauchen würden?"
    „Dort oben", antwortete er und deutete in den dunkelblauen Himmel hinauf, „stand bis vor kurzem die Burg des Tyrannen Targiiv. Die Bühnen des Lebensspiels mögen psionische Gebilde sein; sie haben dennoch ihre Beziehung, auch eine topographische Beziehung, zur Wirklichkeit. Und den Zeitpunkt?" Er grinste, was darin zum Ausdruck kam, daß sein dünnlippiger Mund noch ein wenig breiter wurde. „Nun, man hat so seine

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