1285 - Der Vampirhasser
blieb mir nichts anderes übrig, als mit dem Knöchel zwei Mal kräftig gegen das alte Holz zu schlagen.
Die Echos waren für uns auch zu hören, und eigentlich hätte sich jetzt jemand melden müssen. Das passierte nicht. Es blieb alles ruhig.
Ich schaute Suko an.
»Der ist zu Hause,, John.«
»Mal sehen.«
Ich bückte mich und neigte mein Ohr gegen das Holz. Zu hören bekam ich leider nichts. Kein Radio, das eingeschaltet war, keine menschliche Stimme, nur die Stille war vorhanden, und das gefiel uns beiden nicht. Aber es gab eine Klinke. Als ich sie nach unten drückte, glitt Suko einen Schritt zur Seite und zog seine Waffe. Sein Gesicht war angespannt. Die Augen blickten starr. Er atmete nur durch die Nase ein - und entspannte sich, als er merkte, dass ich die Tür nicht aufbekam, weil sie abgeschlossen war.
»Wie hätte es auch anders sein können«, bemerkte Suko und ließ die Waffe verschwinden. Stattdessen zog er seine Kreditkarte hervor. Es gibt so gewisse Tricks, um eine Tür zu öffnen, und darin war Suko ein kleiner Meister.
Auch hier schaffte er es, denn das Schloss war mehr als primitiv. Nach dem leisen Schnacken konnten wir die Tür öffnen, und wir gingen dabei vorsichtig zu Werk.
Suko nahm wieder seine Beretta in die Hand, als ich die Tür mit einem Tritt aufstieß.
Der erste Blick!
Ein leeres Zimmer!
Keiner wartete auf uns, der uns an den Kragen wollte. Aber ich sah sofort, dass etwas nicht stimmte.
Das Licht war nicht gelöscht worden, und so fiel mir das Fenster auf, das nicht geschlossen, sondern zerstört war. Die Scherben lagen noch auf dem Boden, und sie verteilten sich hinter einem umgekippten Tisch, was auch nicht normal war und uns beide zu einem Kopfschütteln zwang.
Ich zog die Tür noch weiter auf, damit Suko den nötigen Platz bekam, das Zimmer ebenfalls zu betreten. Er drehte den Kopf. Er staunte, als er das zerstörte Fenster sah - und hörte mich plötzlich scharf und zischend atmen.
»Was ist los?«
»Komm her!«
Ich stand neben dem einen Tischende und schaute nach rechts auf den Boden. Zur Sicherheit hatte ich meine Lampe hervorgeholt und strahlte das an, was sich dort ausbreitete.
»Asche«, flüsterte mein Freund. »Verdammt, das ist tatsächlich Asche!«
»Hier hat bestimmt niemand einen Eimer damit geleert. Ich denke, dass diese Asche aus einem bestimmten Grund hier liegt.«
»Das war mal ein Vampir.«
»Bingo.«
Für Fachleute leicht zu erkennen, denn wir sahen nicht nur die Asche, sondern auch noch die hellen Reste, die innerhalb dieser leicht flüchtigen grauen Masse lagen. Helle Reste, wie Knorpel oder kleine Knochenstücke, die noch nicht zerfallen waren. Sogar der Teil eines Schädels fiel uns auf.
»Er hat es geschafft«, flüsterte ich und schüttelte dabei den Kopf. »Urcan hat tatsächlich einen Blutsauger gekillt. Das ist verrückt, einfach Wahnsinn, aber das kommt hin.«
Suko bückte sich. Mit dem Zeigefinger rührte er in der Asche herum und nickte mir dann zu.
»Bist du gut im Lösen von Rätseln, John?«
»Es kommt darauf an.«
»Wieso hat es dieser Typ geschafft, einen Vampir endgültig zur Hölle zu schicken? Und wieso ist er an einen Blutsauger geraten? Laut Justine hat er drei Menschen gepfählt. Alle drei waren wohl keine Vampire, aber der hier schon. Hast du dafür eine Erklärung?«
Ich schob die Unterlippe vor und dachte nach. Nein, aus der Hand hatte ich keine, aber es musste eine geben, das stand fest, und wir würden sie auch finden, wenn wir nachdachten.
»Ich glaube nicht, dass unser unbekannter Freund von einem echten Blutsauger Besuch bekommen hat, weil er schon zuvor die drei Taten begangen hat. Nein, so sehe ich das nicht.«
»Wie dann?«
»Man hat den Vampir geschickt. Man hat den Wiedergänger bewusst auf Urcan angesetzt.«
»Justine.«
Ich nickte. »Sicher, wer sonst?«
»Und warum hat sie das getan?«
Diesmal gab ich meine Antwort nicht so schnell, weil ich noch nachdenken musste. Ich kannte sie ja. Ich hatte oft genug gegen sie gekämpft Justine Cavallo war ein raffiniertes Luder. Wenn sie einen neuen Plan gefasst hatte, dann war er stets fein gesponnen. Da konnte man ihn schon mit einem Netz vergleichen, in dem man sich leicht verfing. So sah ich die Dinge auch hier. Sie hatte sich einen Plan zurechtgelegt, und der war zugleich zu einer Falle geworden. Entweder es klappte oder es klappte nicht.
In diesem Fall hatte es nicht geklappt, denn Urcan war stärker gewesen als der von Justine geschickte
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