1285 - Der Vampirhasser
Ich konnte mich jetzt auf mich konzentrieren, bewegte auch meine Finger, um damit nach Lücken zwischen den Dachpfannen zu suchen, die es bestimmt gab.
Einige waren locker. Es gab sogar auch Löcher oder Lücken, die mich eventuell halten konnten und ich schaffte es tatsächlich. Irgendwo fand ich eine Stelle, an der ich mich mit vier Fingern der linken Hand festhalten konnte.
Die Rutschpartie wurde verlangsamt. Ich wollte es kaum glauben, aber es entsprach der Tatsache.
Ich glitt nicht mehr so schnell nach unten und blieb - es war kaum zu fassen - plötzlich liegen.
Kein Gleiten mehr, kein Rutschen. Auch kein Vampir in meiner Nähe. Ich hatte wieder mal Glück gehabt und lag tatsächlich ruhig und mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem schrägen Dach.
Überlebt!
Der Gedanke war gut. Er kam automatisch. Aber er sorgte noch nicht dafür, dass das Zittern in meinen Gliedern abnahm und sich mein Herzschlag normalisierte.
Es waren die Nachwirkungen, die auch mich nicht verschonten. Schließlich war ich kein Supermann. Ich reagierte wie jeder andere Mensch auch, wenn er es geschafft hatte, sich aus einer extremen Lage zu befreien.
Noch immer lag ich auf dem Bauch. Ich atmete schwer. Ich brauchte Ruhe. Zwar nicht für lange, aber ich musste mich wieder fassen, denn es galt, den gleichen Weg wieder zurückzukriechen.
Das war ebenfalls nicht leicht…
Langsam hob ich den Kopf. Der Blick glitt über das schräge Dach hinweg bis zum First hin, wo die Kamine standen. Dass dort etwas passierte, hörte ich, sah jedoch nichts, weil die Kamine mir die Sicht nahmen.
Der Vampir kam mir wieder in den Sinn. Im Liegen drehte ich den Kopf nach rechts, um einen Blick zur Dachkante zu werfen. Schon zuvor hatte ich mich langsam gedreht, sodass ich in beide Richtungen schauen konnte.
Da war nichts mehr!
Es gab das Dach, es gab auch die Kante, und es gab zugleich meinen heftigen Herzschlag, als ich erkannte, wie verdammt nahe ich dem Dachrand doch gekommen war.
Da fehlte vielleicht noch ein Meter. Den aber hatte der Blutsauger geschafft. Wahrscheinlich würden sich seine Knochen in diesem Moment unten in Staub auflösen.
Es gab nur eines für mich. Den Weg nach oben zu versuchen, und der würde kaum weniger schwierig sein, als der in die umgekehrte Richtung…
***
Suko hatte eine Entscheidung treffen müssen. Auf der einen Seite sah er den Vampirjäger, der noch seine Waffe in der Hand hielt, aber ein normaler Mensch war und kein Blutsauger.
Auf der anderen Seite gab es die verfluchte Gestalt, die auf das Blut des Menschen scharf war. Sie wollte sich satt trinken, und da kam ihr Suko gerade recht.
Auf einem schrägen Dach gegen einen Vampir zu kämpfen, war nicht die feine Art und Weise.
Deshalb wollte Suko von der Schräge weg und zog sich langsam zurück.
Bei jedem Schritt gab er Acht. Er setzte seine Füße vorsichtig auf. Der Sims war wichtig, ebenso wie die Kamine und dieser Urcan. Aber der machte im Moment nicht den Eindruck, als wollte er in die Auseinandersetzung eingreifen.
Suko dachte auch an den zweiten Blutsauger. Zugleich fiel ihm sein Freund John Sinclair ein. Wenn er sich nicht zu sehr irrte, war der Wiedergänger in Johns Richtung gerutscht, aber was da genau passierte oder passiert war, hatte er nicht sehen können.
Dafür konzentrierte er sich auf die widerliche Gestalt aus Mallmanns Vampirwelt. Sie sah Suko wohl als leichtere Beute an, deshalb konzentrierte sie sich auf ihn.
Der Inspektor spürte die breite Kaminwand an seinem Rücken. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass sich hinter ihm niemand befand und sich auch nicht so leicht anschleichen konnte. Er wartete nicht darauf, dass ihm der Blutsauger zu nahe kam. Er wollte es praktisch und schnell erledigen.
Deshalb zog er seine Peitsche und schlug einmal den Kreis.
Von der Seite her und ebenfalls an einem Kamin stehend, schaute ihm Urcan zu. Der Mann war für Suko im Moment unwichtig. Die Fragen würde er ihm beantworten, wenn er den Blutsauger zur Hölle geschickt hatte.
Er näherte sich Suko in tief geduckter Haltung, wobei er seine Arme vorgestreckt hatte und mit den Händen über die Dachpfannen hinwegschleifte. Auch er musste sich der steilen Strecke anpassen.
Von links her hörte Suko die keuchenden Laute des anderen. Urcan musste reagieren, er war ein mehrfacher Mörder. Bisher hatte er noch keine Schusswaffe gezogen, um sich freie Bahn zu verschaffen. Wahrscheinlich besaß er auch keine und verließ sich nur auf den Pflock.
Die
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