1285 - Der Vampirhasser
uralte, stinkende und staubig aussehende Gestalt näherte sich Suko immer mehr. Er ließ sie auch kommen, denn er wollte sie in einer bestimmten Entfernung für den Schlag haben.
Mit einer lockeren Bewegung hob er die Peitsche an. Die Gestalt ging noch einen Schritt.
Der Schlag.
Suko führte ihn aus dem Handgelenk.
Die drei aus Dämonenhaut bestehenden Riemen irritierten den Vampir, denn er riss plötzlich seine Arme in die Höhe, um den Treffer abzuwehren. Das war nicht zu schaffen, denn die Riemen erwischten ihn voll.
Genau in dem Augenblick startete Urcan, und Suko war nicht in der Lage, ihn zu stoppen…
***
Das Gefühl hatte Urcan den genauen Zeitpunkt angesagt. Er fühlte sich jetzt besser, aber er wusste auch, dass es noch nicht vorbei war. Wer die beiden Männer waren, interessierte ihn im Moment nicht, er wusste nur, dass sie mit Blutsaugern ebenfalls fertig wurden und sich von ihnen keine Angst einjagen ließ.
Und sie wollten ihn!
Konkurrenten. Lästige, widerliche Typen, die er am liebsten aus dem Weg geschafft hätte.
Er konnte sich auch selbst einschätzen. Solange die anderen noch beschäftigt waren, ging es ihm besser, und deshalb hatte er eine bestimmte Gelegenheit abgewartet, bevor er sich selbst regte.
In der letzten Zeit hatte er besonders das in der Nähe liegende schräge Dachfenster unter Kontrolle gehalten. Er brauchte nicht mal zwei Körperlängen vorzurutschen, um es zu erreichen, und so sehr ihm auch die Eile im Nacken saß, er ging vorsichtig zu Werke und setzte seine Füße schräg auf.
Er ging und rutschte. Er ließ sich fallen. Irgendwo in seiner Nähe brannte es plötzlich, was ihn nicht weiter kümmerte, denn die schräge Scheibe lag bereits vor ihm.
Urcan schrie auf.
Dann schlug er zu!
Er hatte beide Hände um seinen Pflock geklammert, um genügend Kraft zu haben. Diesmal rammte die Spitze nicht in den blutleeren Körper eines Vampirs, sondern gegen das Glas des schrägen Fensters, das dem Druck natürlich nicht Stand halten konnte.
Es zerplatzte. Die Scherben regneten nach unten. Er hörte noch, wie sie auf dem Boden des Speichers aufschlugen. Es waren noch nicht alle Scherbenteile nach unten gefallen, als er sich bereits durch die schmale Öffnung nach unten drängte. Nicht mit dem Kopf, sondern mit den Füßen voran.
Urcan ließ sich fallen.
Mit beiden Füßen zuerst prallte er auf.
Er landete auf einem schmutzigen Boden, huschte sofort vom Fenster weg und schaute nach oben.
Das Glas war nicht mehr da. Er spürte nur den Wind, der durch die Lücke pustete.
Auf einmal konnte er wieder lachen. Er kicherte in sich hinein. Ab jetzt würden sich die Dinge wieder anders entwickeln. Das Pendel war zur anderen Seite hin, zu seiner eben, ausgeschlagen.
»Ich werde euch holen!«, flüsterte er. »Alle werde ich euch holen, denn ich bin sein Erbe…«
***
Die Riemen der Dämonenpeitsche hatten den Vampir in der Vorwärtsbewegung getroffen. Suko hatte sich von dieser Aktion etwas ablenken lassen, so fiel ihm zu spät auf, dass Urcan nicht mehr auf seinem Platz stand und bereits die Flucht, über das schräge Dach hin antrat.
Suko hätte ihn vielleicht einholen können, momentan jedoch war der Blutsauger wichtiger.
Er stand.
Der Treffer hatte ihn aufgerichtet. Er hatte auch die Hände hoch gerissen. Die Augen waren verdreht, die bleichen Zähne leuchteten im oberen Kiefer. Die drei Riemen hatten das Gesicht, den Ober- und auch den Unterkörper erwischt.
Der Blutsauger riss die Arme hoch. Die Kraft der magischen Peitsche hatte tiefe Wunden geschlagen, die sich wie Rinnen in seiner Gestalt abmalten.
Aber es passierte noch mehr.
Plötzlich schlugen Flammen aus den Wunden. Sie bestanden aus dunklen Rottönen und zischelten wie lange Zungen in die Höhe. An drei verschiedenen Stellen waren sie entstanden, aber es dauerte kaum zwei Sekunden, dann hatten sie sich zu einer einzigen Flamme zusammengefunden und setzten die Gestalt des Blutsaugers lichterloh in einen schaurigen Feuerumhang, in dem sich auch ein dunkler und eklig stinkender Rauch entwickelte, der in Wölkchen wegtrieb.
Der brennende Vampir tanzte auf dem Dach. Es war ein verdammt makabres Bild, aber auf eine gewisse Art und Weise auch faszinierend. Für eine gewisse Dauer schienen die Gesetze der Physik aufgehoben worden zu sein, denn er konnte sich tatsächlich noch auf den Beinen halten, dann waren die Flammen stärker.
Der Vampir brach zusammen. Er fiel ineinander, als hätte man jeden Knochen einzeln aus
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