1287 - In der Kalmenzone von Siom Som

entdeckt. „Schaffst du das, Polly?"
    Daß sie einen der alten Spitznamen des Cyborgs aus seiner Zeit als Touristenattraktion auf Terra verwendete, verriet ihrem Partner die Unsicherheit, die nun auch nach ihr gegriffen hatte.
    Jo Polynaise stürmte in gebückter Haltung los. Er überwand die kurze Entfernung in wenigen Sekunden.
    Eine Kammer im Halbdunkel und kühle Luft empfing den Cyborg.
    „Weiter!" drängte Luzian Bidpott. „Wir müssen nach oben."
    „Das ist ein Wahnsinnsunternehmen." Jetzt hatte Susa den letzten Mut verloren. „Was machen wir, wenn sie uns erwischen?"
    „Mund halten. Das ist ein Zugang." Der Siganese tippte auf den Bildschirm.
    Jo Polynaise bewegte sich jetzt ganz behutsam.
    Er spielte seine ganzen Fähigkeiten aus, die in seinem künstlichen Körper waren. Und die beiden Siganesen unterstützten ihn direkt und indirekt mit Ratschlägen oder mit der Beeinflussung seines Metabolismus.
    Der Teil des Heraldischen Tores, in dem sie sich befanden, wirkte nicht so, als ob er für die Öffentlichkeit bestimmt war. Die Wände waren kahl und schmucklos. Die Beleuchtung war so kümmerlich, daß Luzian den Bildverstärker fast bis zum Anschlag hochregeln mußte.
    „Wir befinden uns in einem Nebentrakt", vermutete Susa. „Diese seltsamen Blöcke und Leitungen könnten zu den technischen Einrichtungen des Tores zählen."
    „Dort ist ein Antigravschacht" Jo deutete nach vorn. „Es ist zwar reichlich dunkel hier, aber ich habe keine Orientierungsschwierigkeiten."
    Es handelte sich um einen Doppelschacht. Aus den Symbolen an den Einstiegen war unschwer zu erkennen, daß ein Schacht nach oben und der andere nach unten gepolt war.
    „Das Tor besitzt also auch unterirdische Anlagen", stellte der Tiefenpsychologe fest. „Roi und Tek werden wir nach dem, was wir aus den pailliarischen Info-Sendungen wissen, nur oben in der Spitze finden. Also, Jo, setze deine müden Knochen in Bewegung."
    Der androide Cyborg glitt in dem Antigravschacht in die Höhe. Schon in der nächsten Etage endete der Schacht. Ein automatisch arbeitendes Traktorfeld beförderte Jo Polynaise in eine Halle.
    „Sauerei!" schimpfte Luzian. „So kommen wir nie ans Ziel."
    Jo ging automatisch in der nächsten Nische in Deckung.
    Auch dieser Raum war kaum erhellt. Das Licht rührte nur von einigen hundert winzigen Leuchtdioden her, die an den verschiedensten Geräten blinkten. Die Halle war von einem Ende zum anderen ausschließlich mit den Geräten einer fremden Technologie gefüllt.
    „Wir sind in einer Anlage gelandet", stellte Susa nüchtern fest, „die wohl zur Steuerung des Heraldischen Tores dient. Aber wir sind niemals da, wo wir Roi und Tek treffen können."
    „Es kommt jemand", meldete Jo. Er verhielt sich bewegungslos, aber sprungbereit.
    Seine Augen suchten den Fremden.
    Es waren zwei Gestalten. Die beiden Siganesen hielten bei dem Anblick den Atem an, denn so fremdartige Wesen hatten sie hier nicht vermutet.
    Zwei knapp eineinhalb Meter große Gestalten glitten auf sie zu. Sie bewegten sich fast im Schneckentempo, und auch die Art der Fortbewegung auf einer einzelnen breiten Kriechsohle erinnerte sofort an übergroße, aufrecht gehende Schnecken ohne Gehäuse.
    Die leicht geschwungenen Körper der Fremden wurden von Gliederpanzern, die eigentlich ein äußeres Stützskelett waren, gehalten. Dennoch wirkte die schwarze Außenhaut weich und näßlich. Oberhalb des Kriechfußes schlang sich ein ringförmiges Etwas um das untere Ende des eigentlichen Körpers. Es schimmerte bläulich, als sei seine Hülle aus Metall oder zumindest künstlicher Natur.
    Die einzigen erkennbaren Sinnesorgane waren ein Fühlerpaar an der Spitze des kleinen, halslosen Kopfes. Als Luzian die Lichtverstärkung wieder bis zum höchsten Wert drehte, erkannten die Siganesen sechs Armpärchen an der oberen Hälfte des Rumpfes.
    „Sie sehen gefährlich aus", meinte Jos Mikropositronik.
    „Rühr dich nicht von der Stelle!" mahnte die Computerspezialistin.
    Die beiden Fremden hatten sich unterdessen bis auf wenige Meter dem Versteck Polynaises genähert.
    Es erschien den Siganesen nur zu logisch, daß sie das Auftauchen des Cyborgs beobachtet hatten, denn bei der langsamen Art der Fortbewegung waren sie höchstens zehn Meter vom Ausgang des Antigravschachts entfernt gewesen, als dieser sie ausgespuckt hatte.
    Lautlos krochen die beiden heran - und ohne erkennbare Reaktion an ihnen vorbei!
    „Heh!" rief Jo nach draußen und richtete sich hinter seinem