1287 - Wiedersehen im Jenseits
die Conollys einfielen. Es interessierte mich natürlich, wie sie den Rest der Nacht verbracht hatten, aber die beiden hatten wohl auch an mich gedacht und kamen mir mit ihrem Anruf zuvor.
»Ach, du bist ja noch da«, sagte Bill.
»Klar. Ich wollte euch soeben anrufen…«
»Das glaube ich dir sogar«, unterbrach er mich. »Wie du hörst, haben wir die Nacht überstanden. Es gab keine Angriffe. Es gab auch keine Geisterfrau. Wir hatten Ruhe, aber du kannst dir vorstellen, dass wir selbst keine Ruhe fanden.«
»Das soll wohl sein.«
»Jedenfalls haben wir lange geredet. Ab und zu strichen wir sogar durchs Haus, aber es gab nichts, was auffällig gewesen wäre. Man hat uns in Ruhe gelassen.«
»Dann wünscht euch, dass es auch so bleibt.«
»Gern, aber glaubst du daran?«
»Nicht wirklich, Bill.«
»Was habt ihr vor?«
»Uns geht es darum, mehr über die Helena Ascot herauszufinden. Es kann sein, dass es noch irgendwelche Informationen gibt, die wir erst noch ausgraben müssen. Möglicherweise haben wir auch das entsprechende Glück. Die Waage muss sich ja mal neigen.«
»Wir bleiben jedenfalls im Haus. Wenn sich irgendetwas ereignet, ruf bitte an, John.«
»Darauf kannst du dich verlassen. Und bestell Sheila schöne Grüße.«
»Mache ich glatt.«
Unser Gespräch war beendet. Ich dachte noch kurz darüber nach und gelangte zu dem Schluss, dass Bill zwar versucht hatte wie immer zu sprechen, dass ihm dies jedoch nicht ganz gelungen war. So leicht konnte er die Ereignisse der vergangenen Nacht auch nicht wegstecken.
Ich warf mir meine Lederjacke über und verließ die kleine Wohnung, um nach nebenan zu gehen. Suko verließ bereits den Flur. »Guten Morgen. Bei dir war besetzt.«
»Ich habe mit Bill telefoniert.«
»Hatte ich mir gedacht.« Er zog die Tür leise hinter sich zu. »Shao schläft noch. Das gönne ich ihr auch. Wir haben in der Nacht lange diskutiert.«
»Verständlich.«
»Und du?«
Ich gab die Antwort erst im Lift. »Nun ja, geträumt habe ich nicht von einer gewissen Helena. Das will ich auch nicht. Ich möchte sie nicht im Traum vor mir sehen, sondern als Geschöpf, das ich auch greifen und anfassen kann.«
»Dann sollten wir was tun?«
»Mach einen Vorschlag.«
»Nicht jetzt.«
Ich musste lachen. Wenig später lachte ich nicht mehr. Wir hatten uns entschlossen, mit dem Rover zum Büro zu fahren, und wir steckten wieder einmal im Stau fest. Es lag auf der Hand, dass wir uns verspäten würden.
Glenda hatte den Kaffee bereits gekocht. Ihre spöttischen Blicke übersahen wir. Ich schaute sie besonders intensiv an, denn die Hose, die sie trug, war mir neu und entsprach auch der neuesten Mode, obwohl sie aussah, als wäre sie aus dem Abfall geholt worden, weil sie in Höhe der Knie und der Schenkel jeweils zwei Löcher aufwies. Die Farbe war verwaschen blau.
»Was ist los, John?«
Ich grinste die dunkelhaarige Glenda breit an. »Äh… etwas stimmt mit deiner Hose nicht. Du hast in den Stoff geschnitten. Wolltest du sie nicht mehr haben?«
»Ich habe sie so gekauft.«
»Billiger, nicht?«
»Nein, ich habe den vollen Preis gezahlt. Diese Art Mode ist eben wieder in.«
»Wie schön. Eine Schere habe ich auch noch zu Hause. Mal sehen, wann ich mir meine Löcher hineinschneide.«
»Verletze dich nur nicht«, warnte Glenda. Sie zupfte an ihrer hellen Rüschenbluse, die ich ebenfalls noch nicht gesehen hatte. »Außerdem hat schon jemand angerufen.«
Ich verzog die Lippen. »Wer denn?«
»Sarah Goldwyn.«
»Oje.«
»Wir rufen zurück«, sagte Suko.
Glenda war dagegen. »Das ist nicht nötig. Sarah hat sowieso nichts zu tun. Sie ist schon auf dem Weg hierher. Ihr könnt gleich mit ihr sprechen.«
Ich verdrehte die Augen.
»Hast du was gegen Sarah?«, stichelte Glenda.
»Nein, nur am frühen Morgen.«
»Ich werde noch Kaffee aufsetzen.«
Meinen nahm ich mit ins Nebenzimmer und setzte mich hinter den Schreibtisch.
Suko lächelte mich an. »Was hast du gegen Sarah? Schließlich ist sie es gewesen, von der wir den Namen Ascot kennen.«
»Das schon. Aber warum kommt sie her?«
»Möglicherweise hat sie Neuigkeiten, die so brisant sind, dass sie diese am Telefon nicht verraten will.«
»Das werden wir abwarten.«
Lange wurden wir nicht mehr auf die Folter gespannt, denn wir hörten ihre Stimme schon bald aus dem Nebenraum.
Wenig später trat Sarah ein. Sie hatte ihren Auftritt. Auch sie war frisch gestylt, trug einen dunklen Wollmantel, der feine rötliche Streifen aufwies
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