Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1288 - Das Barbarentor

Titel: 1288 - Das Barbarentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
verschwunden war.
     
    7.
     
    Die beiden Siganesen verließen ihr Versteck und stellten sich vorn ins Boot. Hier hielten sie eine Taschenlampe und leuchteten den Weg aus, den das Boot nehmen musste. Allmählich wurde die Strömung stärker. „Wie weit ist es?" fragte Luzian Bidpott. Der Priester beugte sich weit nach vorn, um ihn verstehen zu können. „Das kann ich dir nicht sagen", antwortete er. „Ich weiß nur, dass wir etwa eine Stunde unterwegs sein werden."
    Er brauchte nicht viel mehr tun, als sich treiben zu lassen. Zweimal allerdings teilte sich der Fluss, und Kherthrai musste das Boot in den richtigen Flussarm steuern. Dann öffnete sich plötzlich eine weite Höhle vor ihnen. Der Priester fuhr sofort ans Ufer. „Warum halten wir hier?" fragte Susa. „Wir sind noch nicht da." Sie deutete zu einem hölzernen Steg hinüber, der etwa zweihundert Meter von ihnen entfernt war. „Wir wollen uns erst einmal umsehen", erwiderte der Priester. „Das da vor uns ist die Gorim-Station, aber hier sieht es ganz und gar nicht so aus wie sonst. Alles ist anders, und ich muss erst wissen, was hier passiert ist. Vor her werde ich mich nicht zeigen."
    „Vernünftig", lobte die Siganesin. Sie blickte zu der Gorim-Station hinüber, die auch aus dieser Perspektive wie eine riesige, flach auf dem Boden liegende Hand zu erkennen war. Sie glänzte schwarz im Licht von Hunderten von Scheinwerfern, die auf sie gerichtet waren. Um die Station herum herrschte ein lebhaftes, geradezu hektisches Treiben. Hunderte von Maschinen unterschiedlichster Art waren aufgebaut worden, und Wesen, wie die beiden Siganesen sie noch nie gesehen hatten, arbeiteten an diesen Maschinen. Unter ihnen waren nur wenige Mlironer. „Sie haben die Gorim-Station gefunden", sagte Ropha Kherthrai erschüttert. Tränen der Enttäuschung stiegen ihm in die Augen. „Nach zweitausend Jahren haben sie sie entdeckt. Oh, Desotho, jetzt ist alles verloren."
    „Du glaubst, es sind die Somer?". rief Luzian Bidpott. Der Priester antwortete nicht. Verzweifelt vergrub er sein Gesicht in den Händen. Seine Schultern zuckten. Susa Ail griff nach der Hand Luzians. Auch ihr standen Tränen in den Augen. „Verstehst du denn nicht?" flüsterte sie Luzian Bidpott mit erstickter Stimme zu. „Die Gorim-Station ist so etwas wie ein Heiligtum für die Mlironer. Es ist das Symbol ihrer Hoffnung auf Freiheit. Und jetzt haben die Somer sie gefunden. Das ist fürchterlich für die Mlironer." ...Finde ich nicht."
    „Du bist ein gefühlloses Scheusal."
    „Ich und gefühllos? Das ist ungerecht."
    „Nein, es ist die Wahrheit."
    „Würdest du mir bitte mal zuhören?"
    „Ich denke gar nicht daran, du gefühlloses Ekel."
    „Susa, du hast wunderschöne Augen."
    „Ach?"
    „Ja, aber sie haben einen Fehler."
    „Einen Fehler?" Ihr Gesicht verdüsterte sich. „Ja, du vergisst leider, sie ganz weit aufzumachen."
    „Was soll das nun wieder?"
    „Öffne deine Augen. Nun los doch. Öffne sie."
    „Spinnst du?"
    „Warum tust du nicht, was ich dir sage?" Luzian Bidpott zeigte zur Gorim-Station hinüber. „Seltsam", sagte Susa. „Ich sehe keinen einzigen Somer."
    „Es ist auch kein Somer da." Sie griff nach seinem Arm. „Aber das könnte ja bedeuten, dass..."
    „Davon rede ich die ganze Zeit", lächelte Luzian Bidpott. „Ich versuche seit einer halben Stunde, dir klarzumachen, dass da drüben an der Gorim-Station zwar hektisches Treiben herrscht, dass aber kein einziger Somer daran beteiligt ist. Und das kann bedeuten, dass..."
    „ ... nicht die Somer die Gorim-Station entdeckt haben, sondern ganz andere Leute. Womöglich Freunde der Mlironer, von denen unser tapferer Priester gar nichts weiß." Über der Gorim-Station wölbte sich ein gewaltiger Felsendom. Weit oben an der Decke bemerkten die beiden Siganesen eine schmale, gezackte Linie,' durch die das Tageslicht hereinschien. Daraus schlossen sie, dass sie sich nicht in einer Höhle, sondern eher in einer Schlucht befanden, die oben mehr oder minder zugewachsen war.
    Luzian Bidpott sprang auf ein Bein Ropha Kherthrais hinüber und versetzte seiner Hand einen kräftigen Faustschlag. Der Priester ließ die Hand sinken und blickte den Siganesen verwundert an. „Es ist noch lange nicht Feierabend", rief Luzian Bidpott und machte den Priester nun ebenfalls darauf aufmerksam, dass keine Somer an der Station zu sehen waren. „Das ist mir noch gar nicht aufgefallen", stammelte Ropha. „Verdammt noch mal, das da drüben können

Weitere Kostenlose Bücher