1288 - Das Barbarentor
geworden. Wenn die Besatzer moderne Transportmittel und Energie zur Verfügung gestellt hätten, wäre für die Mlironer alles sehr viel leichter gewesen.
Susa Ail und Luzian Bidpott diskutierten kurz darüber, wie sie sich verhalten sollten, und entschieden sich dann dafür, in der Tasche des Priesters zu bleiben. Für Wesen ihrer Größe war es nicht ungefährlich, im Dschungel herumzulaufen. Hier gab es genügend Tiere, die sie jagen würden, und es war nicht nötig, überhaupt ein Risiko einzugehen. Die Bewohner des Dorfes versammelten sich unter dem Lianendach, und Ropha Kherthrai hielt eine Andacht ab, an der alle teilnahmen. Wieder schilderte er, wie die Geschichte der Mlironer tatsächlich verlaufen war. Im Anschluss an die Predigt empfing er eine Reihe von Männern und Frauen, die ihre Probleme mit ihm besprechen wollten.
Susa Ail und Luzian Bidpott rollten sich zusammen und schliefen ein. Sie wachten nur einmal kurz auf, als Ropha Kherthrai mit den anderen beim Essen saß, schliefen dann jedoch gleich wieder ein. Am nächsten Tag ging es auf dem Rücken von großen Laufechsen weiter. Sie eilten mit hoher Geschwindigkeit durch den Dschungel und benutzten dabei Röhren, die sie im Lauf der Jahre ins Unterholz gegraben hatten.
Die beiden Siganesen krochen aus der Tasche des Priesters hervor und kletterten auf seinen Rücken. Von seiner Schulter herab hatten sie einen guten Ausblick. Vor Ropha Kherthrai saß Gares Thybor. Er hielt eine eiserne Spange in den Händen, deren Enden den Kopf der Laufechse umspannten.
Damit lenkte er das Tier und bestimmte offenbar auch das Tempo. Mehrere Stunden lang ging es gleichmäßig weiter. Die Echse lief wie eine Maschine. Ermüdung schien sie nicht zu kennen. Dann ging es steil in die Berge hinauf, und der Urwald lichtete sich. Die beiden Siganesen konnten immer häufiger durch das Blätterdach über das Land sehen. „Gleiter", rief Luzian Bidpott erschrocken. „Überall sind Gleiter der Somer."
„Ob sie uns suchen?" fragte Susa An. „Bestimmt nicht", erwiderte er. „Sie wissen ja nichts von uns. Ich glaube, es geht um die Gorim-Station. Die Somer suchen sie seit zweitausend Jahren, und vielleicht sehen sie jetzt eine Chance, sie endlich zu finden." Sie beobachteten die Gleiter und kamen bald zu dem Schluss, dass die Somer nach einem bestimmten System vorgingen. Es war offensichtlich, dass sie das Land sorgfältig absuchten, und die beiden Siganesen zweifelten nicht daran, dass sie dabei die modernste Technik einsetzten.
Die Laufechse überwand die Höhe. „Von jetzt an gibt es zahllose Schluchten und Einbrüche", sagte Ropha Kherthrai zu den beiden Siganesen. „Nirgends auf dem ganzen Planeten ist das Gelände unübersichtlicher als hier, und vorläufig sieht es auch nicht so aus, als ob die Somer hier suchten." Tatsächlich waren nur wenige Gleiter zu sehen, und sie bewegten sich anders als jene auf der anderen Seite des Bergrückens. Sie waren sichtlich bestrebt, dieses Gebiet schnell zu überwinden. Luzian Bidpott fragte sich, wo Mani Wooren sich aufhielt. War er in einem der Gleiter?
Kämmte auch er die Gegend durch, in der Hoffnung, die Gorim-Station zu finden? „Was glaubst du, wo die Station versteckt ist?" fragte Susa Ail. „Ehrlich gesagt begreife ich nicht, dass es den Somern in zweitausend Jahren nicht gelungen ist, sie aufzuspüren."
„Das ist mir auch ein Rätsel", erwiderte der Siganese. Er deutete kurz zum Himmel hinauf, und Susa Ail wusste. was er meinte. Sie beide gingen davon aus, dass die Somer speziell ausgerüstete Satelliten um Mliron kreisen ließen. Mit Hilfe der verschiedenen Erfassungs- und Beobachtungsgeräten musste es doch möglich sein, ein Gebilde zu entdecken, das von oben aussah wie eine Riesenhand mit vier Fingern aus glänzend schwarzem Material mit YnketerkEigenschaften, und bei dem. jeder fingerförmige Ausläufer etwa 100 Meter lang und zwanzig Meter breit war. Die gesamte „Hand" war hundertzehn Meter breit und etwa zweihundert Meter lang.
Wenn die Gorim-Station so lange unentdeckt geblieben war, dann bestand sie entweder aus einem Material, das sich vor den Ortungsgeräten unter dem Dschungeldach verstecken ließ oder sie war unter den Felsen in einer Höhle errichtet worden, wo sie ebenfalls nicht wahrzunehmen war. „Es muss irgendwas passiert sein", stellte Susa Ail fest. „Wieso? Wie kommst du darauf?" fragte Luzian. „Das ist mal wieder typisch Mann", erwiderte sie. „Ich muss denken, und du fragst. Dabei
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