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1288 - Das Barbarentor

Titel: 1288 - Das Barbarentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vor ihnen. Sie glitten aus dem Erdreich heraus in den grünenden Dschungel. „Kommen wir jetzt zur Station?" fragte Luzian Bidpott.
    Ropha Kherthrai lachte. „Du musst noch Geduld haben", antwortete er. „Es wird wenigstens noch zwei Tage dauern, bis wir dort sind." Zwischen den Bäumen tauchten primitive Hütten auf, und der Wagen rollte aus. Die verwegen aussehenden Gestalten von fünf Mlironern näherten sich dem Priester und den beiden Siganesen, die rasch wieder in eine Tasche des Mlironers krochen und sich darin versteckten. Ihnen fiel auf, dass diese Männer deutlich kleiner waren als alle Mlironer, die sie bisher gesehen hatten. Während alle anderen Mlironer bisher wenigstens zwei Meter groß oder noch größer gewesen waren, erreichten diese Männer nur etwa 1,80 Meter. Sie trugen ihr Haar so kurz, dass sie fast kahl erschienen, und sie waren mit Shorts bekleidet.
    Ropha Kherthrai schwitzte in der brütenden Hitze außerordentlich stark. Seine Bluse war in wenigen Sekunden durchnässt. „Wenn das so weitergeht, können wir hier drinnen baden", raunte Luzian Bidpott Susa zu. Der Priester begrüßte die Männer, die ihm voller Ehrfurcht begegneten. „Ich bin Gores Thybor", stellte sich einer von ihnen vor. Er war besonders breit in den Schultern und überaus muskulös. Er sah gedrungen aus und machte nicht den asketischen Eindruck der anderen Mlironer. Die schwere Arbeit im Urwald hatte ihn geprägt. „Ich habe die Verantwortung für diese Siedlung übernommen." Er führte den Priester in ein Dorf, das aus etwa fünfzig Hütten bestand. Alle Hütten waren unter Bäumen errichtet worden, so dass sie aus der Luft nicht zu sehen waren. Ein dichtes Lianengeflecht überspannte zudem das Dorf als zusätzliche Sicherung nach oben, es sorgte jedoch auch dafür, dass die Luft nicht zirkulieren konnte, so dass sich die Hitze darunter staute. „Ich muss zur Gorim-Station", erklärte Ropha Kherthrai, doch Gores Thybor hob abwehrend die Hände. „Nicht so schnell", bat der Anführer der Dorfbewohner. „Wir haben schon lange keinen Priester mehr im Dorf gehabt. Wir möchten dich bitten, zu uns zu sprechen. Aber nicht nur deshalb möchten wir, dass du noch etwas bleibst. Die Somer sind unruhig, und der Sicherheitsdienst ist rühriger als sonst. Vor zwei Stunden noch war ein Offizier hier. Er hieß Mani Wooren. Er hat eine Frau niedergeschossen. Sie ist schwer verletzt, aber sie wird überleben."
    „Hat er den Tunnel entdeckt?" fragte Ropha Kherthrai. „Nein, das konnten wir verhindern. Er hat verlangt, dass wir die Lianen abschneiden und einige Bäume fällen. Er will, dass eine Lichtung entsteht, so dass man uns jederzeit von oben sehen kann."
    „Ihr müsst ihm diesen Wunsch erfüllen."
    „Das werden wir auch tun, aber danach werden wir das Dorf räumen. Sie sollen glauben, dass wir diese Gegend verlassen. Sobald die Wildnis alles überwuchert hat, werden wir zurückkehren."
    „Woher wusste Wooren, dass hier ein Dorf ist?" fragte der Priester beunruhigt. „Jemand muss es ihm verraten haben."
    „Es war Zufall", erwiderte Gares Thybor. „Eine Hütte hatte Feuer gefangen und ist abgebrannt. Der aufsteigende Rauch hat Mani Wooren angelockt." Ropha Kherthrai verriet nicht, dass er den Sicherheitsoffizier kannte. Er war in höchstem Maß beunruhigt.
    War es wirklich nur ein Zufall gewesen, dass Mani Wooren hier auftauchte? Ausgerechnet er, den es abzuschütteln galt? Ausgerechnet dieser Mann, der ihn so gepeinigt hatte? „Ich bleibe", erklärte der Priester. „Ich werde zu euch sprechen und euch die Wahrheit verkünden."
    „Er will Zeit gewinnen", erkannte Luzian Bidpott in seiner Brusttasche. „Und das ist gut so."
    „Ich danke dir", sagte Gares Thybor bewegt. „Du kannst dir nicht vorstellen, was dein Besuch für uns bedeutet."
    Die beiden Siganesen blickten durch winzige Löcher hinaus, die sie in den Stoff der Tasche geschnitten hatten. Sie sahen, dass die Mlironer in diesem Dorf unter wahrhaft primitiven Bedingungen lebten. Zivilisatorische Annehmlichkeiten gab es so gut wie überhaupt keine. Ropha Kherthrai erklärte ihnen, dass diese Männer und Frauen vom Untertagebergbau lebten. Das gewonnene Erz wurde auf dem Rücken von büffelartigen Tieren abtransportiert. Die Tunnelbahn benutzte man dafür nicht, um dieses Geheimnis nicht zu verraten und sich einen Fluchtweg für den Notfall offenzuhalten.
    Nirgendwo war die Diskrepanz zwischen der Zivilisation der Somer und der der Mlironer deutlicher

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