1289 - Desteros Söhne
oder Duschen führte.
Er ging nicht sehr tief in die Halle hinein. Etwas hielt ihn davon ab. Er hatte erwartet, auf seinen Kumpel Dave zu treffen, doch der ließ sich nicht blicken, und das ärgerte Johnny.
Er fragte sich, ob Dave dies bewusst getan hatte oder nicht anders konnte. Rechnen musste er mit allem, denn hier wurde etwas gespielt, dessen Karten er noch nicht kannte.
Er wollte sich auch in den Umkleideräumen umschauen, denn irgendwo musste Dave ja stecken.
Er kam sich sehr allein vor, als er zwischen den beiden Plätzen seinen Weg fand. Der Dachhimmel lag über ihm wie eine gewaltige Kuppel. Durch die breiten Fenster fiel das unterschiedlich helle Licht.
Es hinterließ eine unheimliche Atmosphäre. Johnnys Herz klopfte schneller, und er überlegte, ob er einen Fehler begangen hatte.
Er hatte schließlich die Tennisplätze passiert und blieb an der Wand stehen. Jetzt schaute er sich die Tür aus der Nähe an und stellte fest, dass sie nicht so schmal war, wie sie von der anderen Seite ausgesehen hatte. Neben ihr war ein Schild befestigt, auf dem die Worte Toiletten, Dusche und Kabinen standen. Nicht jede Halle war so gut eingerichtet. Bei den meisten Plätzen lagen die Duschen außerhalb, wenn es überhaupt welche gab.
Johnny öffnete die Tür behutsam und schaute in einen Gang hinein. Es roch feucht und auch irgendwie nach Seife. Er hatte damit gerechnet, dass es dunkel war, aber das stimmte nicht. Jemand hatte das Licht eingeschaltet. Unter der Decke malte sich die helle Leiste ab, die durch den gesamten Gang führte.
Sicherer machte ihn das nicht. Er überlegte, wohin er sich wenden sollte, und er kam zu dem Entschluss, zunächst nach seinem Freund Dave zu rufen.
Wenig später lauschte er seiner eigenen Stimme nach, und plötzlich hörte er ein Geräusch.
Johnny fuhr nach rechts herum. Eine Tür wurde geöffnet. Jemand schob sich aus dem Raum dahinter in den Gang hinein, dessen Boden mit Filz ausgelegt war.
Es war Dave Norris, der sich zeigte. Irgendwie freute Johnny das, doch erleichtert war er kaum, weil Dave sich nicht normal benahm. Er ging so vorsichtig auf ihn zu wie jemand, der sich in einer fremden Umgebung befindet.
»Danke, dass du gekommen bist.«
»War doch abgemacht.«
»Ja, schon, aber du hättest auch absagen können.«
»Nein. Versprochen ist versprochen. Außerdem will ich dir helfen, Dave.«
»Ja, das ist gut.« Dave stand vor seinem Freund und schaute dabei zu Boden. Er wollte ihm nicht in die Augen schauen, und das bemerkte Johnny sehr schnell.
»Was ist denn los?«
»Das wirst du schon sehen.«
Johnny fasste ihn an der Schulter an und schüttelte ihn durch. »Nein, das werde ich nicht nur sehen, das wirst du mir auch sagen. Bisher habe ich keine großen Fragen gestellt, aber dein Verhalten hat mich verdammt neugierig gemacht. Warum müssen wir uns ausgerechnet hier treffen? Kannst du mir das sagen?«
»Das wollte ich nicht.«
»Aha. Wer dann?«
»Er!«
Johnny war sauer. Die Antworten gefielen ihm nicht. Außerdem hatte Dave noch immer nicht seinen Kopf angehoben. Er musste ein schlechtes Gewissen haben, wenn er so zu Boden schaute. »Wer ist denn er, verdammt noch mal?«
»Mein Vater.«
»Unsinn, der ist tot!«
Dave Norris hob jetzt den Kopf an. Seine Haut war totenbleich geworden. Das Gesicht war mehr eine Maske. »Von Paul habe ich nicht gesprochen, sondern von meinem richtigen Vater. Er wollte, dass ich mich mit ihm hier treffe. Denn er meinte, dass die Zeit jetzt reif ist.«
»Aha.«
»Sieh das nicht so locker. Ich habe eine verdammte Angst, das kannst du mir glauben.«
»Ja, ja, das glaube ich dir. Ist alles okay. Auf mich kannst du schon zählen. Du hast also zwei Väter. Einer ist tot, aber der echte lebt. Hast du ihn gesehen?«
»Nein, aber ich weiß, dass er hier ist. Er hält sich noch versteckt. Irgendwann wird er sich zeigen, wenn die Zeit reif ist. Er hat mich auch angerufen und mich herbestellt. Er wird kommen, das kannst du mir glauben. Ich habe keinem Bescheid gesagt, nur dir. Meine Mutter weiß auch nicht, wo ich mich aufhalte. Ich vertraue dir. Du hast schon viel erlebt, und ich will, dass du dabei bist, wenn sich mein Vater zeigt. Jetzt weißt du, warum ich dich hergeholt habe.«
»Ja, das ist mir klar.« Johnny schaute sich um. »Aber was machen wir jetzt? Sollen wir auf ihn warten?«
»So wird es wohl sein.«
»Und wo?«
»Ich weiß es nicht.«
Johnny kam es in dieser Umgebung recht eng vor. »Ich denke, dass wir auch in der
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