1289 - Desteros Söhne
Halle warten können. Ich meine, auf den Plätzen, oder wir setzen uns auf die Bänke.«
»Das klingt gut.«
»Warum hast du dich dann hier versteckt?«
Dave Norris winkte ab. »Irgendwie hatte ich Angst, das muss ich dir leider sagen.«
»Macht nichts, die habe ich auch.«
Dave Norris lächelte zwar, beruhigt war er trotzdem nicht. Johnny ließ ihn stehen und öffnete die Tür, um in den großen Teil der Halle zu gehen, weil er sich dort sicherer fühlte.
Gerechnet hatte er mit nichts. Deshalb war er so überrascht, als er die drei Jungen sah, die die Tennishalle betreten hatten und sich sehr befremdlich benahmen. Sie waren alles andere als locker, bewegten sich nur mit kleinen Schritten und schauten sich dabei um wie es Menschen taten, wenn sie ein fremdes Gebiet betraten.
Johnny war von ihnen noch nicht gesehen worden. Er drehte sich um und zog dabei die Tür zu.
»Was ist denn?«, flüsterte Dave.
»Da sind noch welche.«
»Wie?«
»Typen in unserem Alter.«
Dave Norris schüttelte den Kopf und fragte dabei: »Kennst du sie denn?«
»Nein, ich denke nicht. In unserer Klasse waren sie nicht. Die sind mir ziemlich fremd.«
»Drei, hast du gesagt?«
»Ja.«
Dave schüttelte den Kopf. »Ehrlich, Johnny, damit kann ich nichts anfangen. Das habe ich auch nicht gewusst. Ich hätte dir ja sonst Bescheid gegeben. Oder glaubst du, dass ich dich reinlegen wollte?«
»Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Aber wie ich schon sagte, sie sind da.«
Dave zögerte nicht lange. Er schlich an Johnny vorbei, um einen Blick in die Halle zu werfen.
»Stimmt«, sagte er beim Umdrehen. »Du hast Recht. Das sind drei Typen in unserem Alter. Was sollen die hier?«
»Jemanden treffen, Dave.«
»Uns?«
Fast hätte Johnny gelacht. »Bestimmt nicht, mein Lieber. Die wollen an eine andere Person heran. Vielleicht ist es sogar die gleiche, auf die auch wir scharf sind.«
»Dann meinst du meinen Vater?«
»Wen sonst?«
Damit hatte Dave seine Probleme. Er sagte zunächst nichts und nagte an seiner Unterlippe. »Aber wieso sind sie gekommen, wenn ich meinen echten Vater treffen will?«
»Keine Ahnung.«
Die Antwort gefiel Dave nicht. »Hast du dir wirklich keine Gedanken darüber gemacht?«
»Doch, das habe ich schon.« Johnny räusperte sich. »Ich glaube auch, dass ich richtig liege.«
»Dann raus damit.«
Johnny deutete auf Dave. »Du bist möglicherweise nicht sein einziges Kind. Er hat noch mehr, und jetzt will er, dass sich alle treffen.«
»Vier Kinder, meinst du?«
»Genau.«
Dave war so durcheinander, dass er nicht wusste, wohin er schauen sollte. Er bekam einen roten Kopf und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Das ist ja der echte Wahnsinn, Johnny.«
»Hast du eine bessere Erklärung?«
Dave schaute seinen Freund an. »Nein, die habe ich nicht.«
»Tja…«
»Sag doch nicht so was, Johnny. Verdammt, gib mir lieber einen Rat, was ich jetzt tun soll.«
»Geh einfach raus.«
»Ach, zu den anderen?«
»Klar. Wohin sonst? Frage sie, was mit ihnen los ist. Frag sie, ob auch sie ihre Väter verloren haben, ob mit ihnen das Gleiche geschehen ist wie mit dir. Ich wette, dass sie dir die Antworten geben und dass wir nicht weit auseinander liegen.«
Dave ging noch nicht. Er musste überlegen. »Es ist so verdammt schwer«, flüsterte er.
»Das weiß ich. Trotzdem solltest du nicht kneifen. Zu viert ist man stärker als zu zweit.«
Dave überlegte trotzdem noch. Er winkte ab, er drehte den Kopf, er stöhnte auf, er wollte etwas sagen, aber Johnny fasste zu und drehte ihn zur Tür hin herum.
»Abmarsch!«
»Und dann?«
»Wirst du schon sehen…«
Dave Norris traute sich noch nicht. Er brauchte einige Sekunden, und Johnny musste ihn noch einmal anstoßen. Dann ging er vor und drückte sich durch die Tür in die Halle…
Johnny ging ihm nicht nach, obwohl er den Vorsatz gehabt hatte. Er wartete, bis sein Freund die ersten beiden Meter hinter sich gelassen hatte und schloss wieder schnell die Tür, denn ihm war eine andere Idee gekommen.
Er wusste nicht, was hier passieren würde, aber er wusste, dass etwas passieren musste, und er wollte nicht allein stehen. Das traute er sich nicht zu, obwohl er in seinem noch sehr jungen Leben schon einiges hinter sich hatte. Was sich allerdings hier zusammenbraute, war schon eine Nummer zu groß für ihn. Noch war nichts passiert, und er hoffte, dass dies auch zunächst so bleiben würde, denn er wollte Hilfe holen.
Wieder holte Johnny sein Handy
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