Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1289 - Sterntagebuch

Titel: 1289 - Sterntagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
den Dallonier, über den Weg, der auch schlicht und einfach „Killer" genannt wurde.
    Zufall war jedoch nur, daß es Armanach zu jenem Zeitpunkt nach Tamplikuu trieb, als ich mich dort aufhielt. Er lief mir nämlich nicht über den Weg, sondern ich kontaktierte ihn.
    Erstens weil er schon einmal erfolgreich im psionischen Labyrinth gejagt hatte. Zweitens weil mir das Gerücht zugetragen wurde, daß er das Wrack eines Virenschiffs aufgebracht hatte.
    Und letzteres gab den Ausschlag.
     
    *
     
    „Killer-Armanach", hatte ich den Dallonier geködert, „wenn dein Beutestück ein Raumschiff von der Art ist, wie ich es besitze, dann könnte ich es für dich raumtauglich machen."
    Armanach biß an. Er gab mir die Parkposition seines Schiffes im Orbit an, und ich begab mich mit der KOKON hin. Er selbst war im Besitz eines Teleportgürtels und konnte mühelos an Bord seines Schiffes teleportieren. Dabei handelte es sich um eine radförmige Konstruktion von hundert Meter Durchmesser, deren Speichen aus hundert oder mehr fingerdünnen Drähten bestanden und durch möglicherweise noch dünnere querlaufende Gespinste miteinander verbunden waren. Am etwas dickeren Außenring war ein klobiger Graven verankert. Die Nabe bestand aus einer Zelle von der Größe meiner KOKON. Das Raumschiff sah einem kreisrunden Spinnenetz sehr ähnlich und war für eine Landung auf einem Planeten nicht geeignet.
    Und in diesem Spinnenetz hing ein unförmiger Klumpen, der auf den ersten Blick wie ein zwanzig Meter langer Meteorit aussah. Erst bei genauerer Analyse stellte sich heraus, daß es sich um ein halb geschmolzenes Virenschiff von EXPLORER-Typ handelte, wie ihn die Vironauten um Reginald Bull flogen. Auf der Hülle war sogar noch der Rest des ungelenk aufgemalten Schiffsnamens zu lesen.
    ...DULUM.
    „Wie könnte der volle Name des Segments gelautet haben, Coco?" fragte ich mein Virenschiff. Und es antwortete ohne zu zögern mit Vishnas Stimme: „Es kann sich nur um das EXPLORER-Segment-144, die PENDULUM handeln."
    Ich wunderte mich nicht, wieso die Speichereinheit der KOKON so gut über die EXPLORER-Einheiten Bescheid wußte. Schließlich waren alle Virenschiffe aus dem Virenimperium hervorgegangen, so daß die Daten über die Virenschiffe in einer Art Sammelbewußtsein gespeichert sein mochten.
    Ich verankerte die KOKON im Spinnenetz von Armanachs Schiff und begab mich im Schutz des SERUNS zum Nabenkomplex. Der Dallonier erwartete mich bereits.
    Er schnauzte mich aus seinem Karpfenmund an, daß er angeblich schon eine Ewigkeit auf mich gewartet habe, und warum ich zur schnelleren - zeitlosen - Fortbewegung mich nicht ebenfalls des Teleport-Systems bediene. Ich nannte ihm den Grund: Ich hätte meine KOKON hergeben müssen, um an das Teleport-Netz von Tamplikuu angeschlossen zu werden, und das war mir denn doch ein zu hoher Preis.
    Armanach hatte Verständnis dafür. Er zuckte auch mit keinem seiner metallenen Lider, die er über seine Froschaugen klappen konnte, als ich ihm sagte, daß das von ihm erbeutete Virenschiff nicht einmal Schrottwert besaß, weil es aus einem Material bestand, daß sich nicht einschmelzen ließ.
    Wir kamen ins Gespräch, und er erzählte mir, daß er das Wrack im Leerraum vor Erendyra aufgebracht hätte. Armanach stammte aus dieser Galaxis und war legitimierter Freibeuter, was durch einen Kaperbrief des Kriegers Kalmer beglaubigt war. Seinen Ausführungen nach zu schließen war das eine hohe Auszeichnung.
    Und wie er das winzige Wrack im Leerraum hatte auffinden können? Zufall? Nein!
    Vermutlich wurde das Raumschiff von Angehörigen des Kriegertrosses abgeschossen, die Mannschaft gefangengenommen. Danach wurde über die Freibeuterfrequenz das Wrack zum Kapern freigegeben, und er, Armanach, hatte das Glück, als erster zur Stelle zu sein.
    Armanach war sehr enttäuscht über die geringe Ausbeute, und zu seiner Zerstreuung beschloß er, sich an einer yarunischen Jagd zu beteiligen.
    „Ich war schon einmal im psionischen Labyrinth und habe mich dabei ausgezeichnet", sagte er voller Stolz. „Ich habe die Erfahrung und die Befähigung, jederzeit wieder an der Jagd teilnehmen zu können, ohne mich erst bewähren zu müssen. Siehst du meine Blessuren? Die habe ich mir alle bei der Jagd geholt."
    Der Ausdruck „Blessuren" wurde den Tatsachen nicht ganz gerecht, denn in Wirklichkeit war Armanach ein Cyborg, der zu gut 50 Prozent aus Körperersatzteilen bestand. Die blechernen Lider waren dabei sein geringster Makel.

Weitere Kostenlose Bücher