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1289 - Sterntagebuch

Titel: 1289 - Sterntagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Viel augenscheinlicher war da schon sein metallener Rücken mit dem ächzenden, seufzenden Röhrenkreislaufsystem, das die synthoplastischen Muskeln und Gelenke versorgte.
    „Mit deinen Auszeichnungen müßtest du doch eine Empfehlung für einen Begleiter nach deiner Wahl durchsetzen können", sagte ich hoffnungsvoll.
    „Doch nicht etwa dich!" Es klang mehr verwundert als empört.
    „Und ob! Es ist mir sehr ernst, Armanach!"
    Ich weiß nicht, ob der Dallonier ein Mann war oder welchen Geschlechts sonst, aber meine empathischen Fähigkeiten verfehlten ihre Wirkung auf ihn nicht.
     
    *
     
    „Ich könnte schon einen Paladin wie dich brauchen, Sri", gestand Armanach. „Aber du machst dir offenbar ganz falsche Vorstellungen von dem, was dich im Labyrinth erwartet."
    „Ich möchte nur wissen, ob du die Möglichkeit hast, mich durch das Tor ins Labyrinth zu bringen", verlangte ich.
    „Es sind insgesamt drei Tore", erklärte er. „Und bei jedem Tor geht eine Verwandlung mit dir vor sich, wirst du jeweils zu einem Drittel den psionischen Gegebenheiten angepaßt. Du bekommst metamorphische Fähigkeiten, dein Körper, deine Sinne, dein Bewußtsein werden umfunktioniert."
    „Kannst du mich einschleusen, Killer?"
    „Als Empathin wärst du eine unbezahlbare Hilfe", antwortete er, noch immer ausweichend. „Ich könnte dich als Fährtenleser oder Spurensucher ausgeben. Ja, als Beutespürer könnte ich dich durchbringen. Aber, wie gesagt, Sri, du weißt nicht, worauf du dich einläßt. Du kannst leicht dein Leben verlieren, oder, im günstigeren Fall, für immer zu einem anderen werden. Sieh mich an. Ohne die Körperersatzteile hätte ich nie überleben können. Willst du so werden wie ich?"
    „Du selbst hast gesagt, daß ich eine gute Spürerin wäre", erwiderte ich. „Ich kann Gefahren rechtzeitig espern und ihnen begegnen."
    Er klapperte mit seinen blechernen Augenlidern, was einem Kopf schütteln beim Menschen gleichkam.
    „Du begreifst noch immer nicht!" Sein Fischmaul klappte einige Male lautlos auf und zu, bevor er fortfuhr: „Die psionischen Labyrinthe liegen außerhalb des Normalraums in irgendeinem Bereich der fünften Dimension. Es ist eine ganz und gar fremde, unbegreifliche Welt, mit fremdartigen, unfaßbaren Gesetzen. Der Zugang zu den Labyrinthen liegt zwar hier auf Tamplikuu. Aber vermutlich kommt man schon nach der ersten Schleuse an einen anderen Ort, der vielleicht Hunderte von Lichtjahren entfernt ist.
    Und nach dem Passieren der zweiten Schleuse, befindet man sich wahrscheinlich schon wieder ganz woanders. Und ich meine das auf den Normalraum bezogen. Hast du dann die dritte Schleuse passiert, geht die radikalste Veränderung mit dir und deiner Umwelt vor sich. Du befindest dich auf einmal in einem Kosmos, der allen dir bekannten Gesetzen Hohn spricht."
    „Alles schön und gut...", wollte ich einwenden, aber er ließ mich nicht zu Ende sprechen.
    „Hör mir zu, was ich dir zu sagen habe!" herrschte er mich an. „Ich muß versuchen, dir das begreiflich zu machen. Manches in den Labyrinthen wird dir vertraut erscheinen. Aber wenn du glaubst, eine sichere Oase zu betreten, kann sich diese schon im nächsten Moment als tödliche Fall entpuppen. Dein Arm kann zu glühen anfangen, und du mußt ihn dir amputieren, bevor der ganze Körper von diesem Feuer erfaßt wird. Du mußt auch starke Drogen mit dir führen... Kodextreue haben es da leichter, sie scheinen gegen gewisse Einflüsse der Labyrinthe immun zu sein... Du mußt deine Sinne betäuben, weil sie sich plötzlich selbständig machen. Du wirst merken, daß alles Böse in dir plötzlich in die psionische Realität projiziert wird. Ohne daß du es willst, verändert dein Unterbewußtsein deinen Körper. Du kannst zu einem Riesen werden, zu einem Zwerg, zu einem sothogleichen Wesen oder zu einem Ungeheuer ..."
    „Wo ist da der Unterschied?" warf ich ein, aber er beachtete meinen Einwand nicht.
    „... als solche Bestie können nicht einmal mehr deine eigenen Gefährten dich erkennen.
    Es bedarf eines besonderen Spürsinns, die wirklichen Ungeheuer von den falschen zu unterscheiden. Du magst einen solchen Spürsinn haben, der allein genügt aber nicht zum Überleben. Selbst wenn du Freund und Feind unterscheiden kannst, ist noch lange nicht gesagt, daß deine Freunde dich erkennen. Und da sind noch die Ungeheuer aus dem Labyrinth, Ungeheuer, wie du dir sie in deinen schrecklichsten Alpträumen nicht ersinnen kannst. Es sind gnadenlose Mörder.

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